Negativpreis «Verschlossene Auster» für Facebook

Facebook hat von der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche den Negativpreis «Verschlossene Auster» verliehen bekommen. Die Vereinigung kritisierte damit den nach ihrer Ansicht intransparenten Umgang des US-Unternehmens mit Hasskommentaren.

«Dass Menschen Facebook für solche Botschaften missbrauchen, liegt nicht in der Verantwortung des Unternehmens. Wie die Firma dagegen vorgeht, allerdings schon», hieß es am Samstag auf der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche in Hamburg. Es sei nicht erkennbar, ob und nach welchen Kriterien Facebook solche Kommentare lösche. Nachforschungen von Journalisten gingen ins Leere.

Facebook nahm die «Verschlossene Auster» nicht an und widersprach der Kritik nach Angaben von Netzwerk Recherche in einigen Punkten. Seit Herbst 2015 habe die Firma «eine Vielzahl an Maßnahmen im Kampf gegen Hasskommentare und Hetze ergriffen», teilte Facebook-Sprecherin Tina Kulow mit. Eine weitere Stellungnahme gab es auf dpa-Anfrage nicht.

Der frühere Landesdatenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, warf dem Unternehmen in seiner «Laudatio» vor, es denke nicht daran, Transparenz herzustellen. Denn das Geschäftsmodell von Facebook basiere darauf, «dass unkontrolliert Meinungen verbreitet werden». Dabei würden Daten gesammelt und kommerziell verwertet. «Transparenz und Kontrolle wären für dieses Geschäftsmodell Gift.»

Ende Mai hatten Facebook sowie der Kurznachrichtendienst Twitter und Googles Videoplattform YouTube in einer Absprache mit der EU-Kommission zugesagt, Hinweisen auf Hasskommentare und Terror-Propaganda europaweit rasch nachgehen. «Stichhaltige Anträge» auf Entfernung illegaler Hetz-Einträge sollen in weniger als 24 Stunden geprüft werden. In Deutschland hat sich Facebook bereits dazu verpflichtet, Hasskommentare innerhalb von 24 Stunden zu löschen.

Mit der «Verschlossenen Auster» bedacht wurden in Vorjahren schon das Rüstungsunternehmen Heckler & Koch, der ADAC, der Weltfußballverband FIFA, die katholische Kirche und Russlands Präsident Wladimir Putin.

Am Freitag hatte das Netzwerk den Chefredakteur der türkischen Tageszeitung «Cumhuriyet», Can Dündar, mit dem «Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen» gewürdigt. Der Journalist wurde wegen eines Berichts seiner Zeitung über Waffenlieferungen der Türkei an syrische Extremisten zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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