Luftfahrtmesse in Farnborough: F-35: Superjet oder teuerster Pannenvogel der Geschichte?

Auf der Luftfahrtmesse in Farnborough will sich der neue amerikanische Stealth-Fighter F-35 von seiner besten Seite zeigen. Letztlich ist es eine Verkaufsshow und die F-35 hat die Phase von Planung und Erprobung verlassen. Jetzt, wo sie an die Truppe ausgeliefert wird, sollen neue Kunden anbeißen. Die Piloten geben sich alle Mühe, den Wundervogel glänzen zu lassen. Auf der Show zeigt die F-35 eine simulierte senkrechte Landung auf dem eigenen Strahl. Das macht ihr in Farnborough keiner nach. 

Sehr viel teurer als geplant

Doch wird der Auftritt der F-35 nicht nur von Jubelmeldungen begleitet. Die F-35 ist das teuerste Rüstungsprogramm der Geschichte. Vor einigen Tagen bezifferte das Pentagon die Gesamtkosten auf sagenhafte 1,3 Billionen Dollar. Ein Jet soll über 135 Millionen Dollar kosten – das ist ungefähr doppelt so viel wie die russische Sukhoi SU-34S.

Kein Jet für den Luftkampf

Auch in Farnborough kann die nagelneue F-35 nur in wenigen Disziplinen überzeugen. Neben dem Eurofighter, der immerhin schon seit 2003 in Serie gebaut wird, sehen die reinen Flugeigenschaften der F-35 bescheiden aus. Ob Geschwindigkeit, Steigrate, Kurvenlagen bei allen Kerndisziplinen eines Kampflugzeugs zieht die F-35 gegenüber dem Eurofighter den Kürzeren. Was nicht verwundert, ähnlich traurig sieht der Leistungsvergleich aus, wenn die F-35 mit älteren US-Jets oder mit russischen Maschinen verglichen wird. Im Vergleich der eingebetteten Videos wird das schnell deutlich: Das erste Video zeigt die F-35 in Farnborough, das zweite eine Su-35 in Paris. Daran kann auch der Tanz auf dem Düsenstrahl nichts ändern.

Startprobleme nicht ungewöhnlich

Eine gedämpfte Kaufstimmung gibt es auch, weil die F-35 bisher nur durch Verzögerungen und Enttäuschungen aufgefallen ist. Vor einem Jahr wurde ihr von einem erfahrenen US-Testpiloten bescheinigt, zu lahm für den Luftkampf zu sein. Andererseits sind auch massive Probleme beim Start einer solchen Baureihe eher die Regel als die Ausnahme. Es muss sich also zeigen, wie sich die F-35 in der Praxis schlägt.

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Konzept des Stealth-Jets

Manche Kritik ist unfair: Die F-35 wurde als Stealth-Jet entwickelt, das heißt für das Radar ist der Jet unsichtbar. Alle Einsatz-Szenarien sind so angelegt, dass die unsichtbare F-35 gegen Gegner kämpft, die ihrerseits vom Radar erfasst werden. Kämpfe in Sichtweite sind in dieser Welt nicht vorgesehen gewesen. Die Idee des Luftkampfs einer F-35 sieht so aus: Getarnt schleicht sich die F-35 an und feuert aus großer Entfernung Lenkwaffen auf den hilflosen Gegner. Der erfasst irgendwann die Raketen auf dem Bordradar und kann versuchen, ihnen auszuweichen. Die unsichtbare F-35 kann er aber selbst nicht bekämpfen. Ein Szenario wie beim Tontaubenschießen.

Fällt die Tarnkappe?

Risse in dieser idealen Welt sind für die F-35 viel problematischer als schlechte Flugeigenschaften und Probleme in der Bordelektronik. Mehrere Game-Changer sind denkbar. Sobald der Gegner eigene Stealth-Jets einsetzen kann, ist der einseitige Vorteil des US-Jets dahin. Es ist vollkommen unklar, wie man feindliche Jets abfangen will, wenn beide Seiten sich nicht mehr auf dem Radar sehen. Die risikolose Bekämpfung aus der Ferne ist dann aber keine Option mehr. Unangenehm wird es auch, wenn der angegriffene Jet die Raketen der F-35 effektiver und aktiver abwehren kann, als heute. Das größte Problem taucht auf, sollte der Gegner die F-35 aufspüren. Die russische Agentur Sputnik hat kurz vor der Messe behauptet, dass das russische Podsolnukh (Sunflower) die F-35 problemlos erfassen könne.

F-35 16.45h

Im Prinzip konnten Radarstrahlen im niedrigen Frequenzband Stealthjets schon immer finden. Doch bisher konnten sie seinen Aufenthalt nicht so genau bestimmen, wie es für eine Abwehrrakete notwendig wäre. Vielleicht übertreibt Moskau bei den Fähigkeiten von Sunflower deutlich, nur um die Stimmung auf der Messe zu vermiesen. Ausgeschlossen ist es jedoch nicht, die grundsätzliche Ungenauigkeit der Messmethode technisch auszugleichen. Denkbar ist es auch, eine Abwehrrakete mit einem System wie Sunflower nur in die Nähe des Stealth-Jets zu bringen und den Endanflug nicht mit Radar zu leiten. Ohne Tarnkappe wäre die F-35 tatsächlich nur eine ziemlich lahme Ente am Himmel.

Kanada will abspringen

Auf der Messe gab es gleich den nächsten Nackenschlag für den Jet: Kanada will von seiner Bestellung von 65 F-35 zurücktreten. 

 F-35_20Uhr

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