Die deutsche Gamesbranche rechnet vor der Computer- und Videospielemesse Gamescom mit weitreichenden Auswirkungen der Trend-Technologie Virtuelle Realität (VR).
«Virtual Reality trifft auf ein riesiges Interesse – nicht nur bei Gamern, sondern in der gesamten Gesellschaft», sagte Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) am Mittwoch in Köln. Mehr und mehr werde VR von anderen Branchen adaptiert.
Die VR-Brillen, die Nutzer in eine komplett virtuelle Umgebung eintauchen lassen, sind eines der Schwerpunktthemen auf der diesjährigen Gamescom in Köln (17. bis 21. August). Erste Modelle sind auf dem Markt, weitere sollen folge. In Köln werden Besucher auch dafür neu entwickelte Spiele antesten können.
Der BIU hält die Technologie schon jetzt für sehr gefragt. Schenk verwies auf eine neue Online-Umfrage von YouGov. Demnach kenne fast jeder zweite Internetnutzer in Deutschland Virtual-Reality-Brillen. Rund jeder fünfte könne sich einen Kauf vorstellen. Die Ideen reichten über das reine Spielen hinaus – manche Menschen wollen der Umfrage zufolge Reiseziele auskundschaften, andere Filme schauen oder virtuelle Museumsführungen mitmachen.
Neben VR werden auch der sogenannte E-Sport und die Spieler selbst als Bestandteil und Gestalter des Mediums auf der Gamescom ins Rampenlicht gerückt. In der gesamten Messewoche, bei der es einige flankierende Veranstaltungen in Köln gibt, rechnen die Organisatoren mit 500 000 Besuchern. Die Gamescom ist nicht nur ein Branchentreff, sondern hat in gewisser Weise auch den Charakter eines Festivals.
Kostümbegeisterte Computer- und Videospielfans müssen in diesem Jahr allerdings aus Sicherheitsgründen auf nachgebildete Waffen verzichten. Messebesucher sollten angesichts der «schrecklichen Ereignisse in den vergangenen Wochen» nicht verängstigt werden, hatte die Koelnmesse schon vor einigen Tagen mitgeteilt.
Für das Kölner Stadtgebiet werde ebenfalls um einen Verzicht gebeten. Sogenannte Cosplayer, die Kunstfiguren aus Computerspielen und anderen Medien zum Leben erwecken wollen, sind traditionell fester Bestandteil der Gamescom. Das Verbot hatte daher für einige Diskussionen gesorgt.
«Das war eine ganz klare Empfehlung des Polizeipräsidiums», sagte Gerald Böse, Vorsitzender der Koelnmesse-Geschäftsführung zu dem Verbot. «Die Stadt Köln hat mehr als eine Million Einwohner und nicht jeder ist Cosplayer». Der BIU glaubt unterdessen an einen kreativen Umgang der Gamer mit der Maßnahme. Im Netz gebe es bereits Überlegungen, wie damit umzugehen sei, sagte BIU-Geschäftsführer Schenk – und etwa die Idee, stattdessen mit Staubwedeln in der Hand zu kommen.