Kenneth Lipp traute seinen Augen nicht. Frei zugänglich im Internet tauchten in der vergangenen Woche die Kamera-Videos von Predator-Kampfdrohnen auf. Doch sie verfolgten keine Aufständischen in der Wüste – sie kurvten über der Küste Floridas und hatten Fischerboote und Badegäste auf Jet-Skiern im Visier.
Verborgen im Netz
Der Journalist Lipp fand den Stream nur, weil er eine spezielle Suchmaschine benutzte. Über Google wäre der Stream nicht auffindbar gewesen. Aber als er die gefundene IP eingab, wurde er Zeuge der bizarren Menschenjagd. Scott Swanson, ein ehemaliger Predator-Pilot, bestätigte, dass das Video tatsächlich von einer Predator-Drohne stammt.02 Drohne
Jagd auf Dummies
Natürlich hat niemand mit scharfen Waffen Jagd auf die Urlauber gemacht. Experten sagten Lipp, dass sie vermutlich als Dummy-Ziel missbraucht worden sind. Die Piloten – oder genauer gesagt die Operatoren der Drohnen – lernen so, ein Ziel aufzuspüren, zu verfolgen und sich nicht abschütteln zu lassen.
Das ist im Gewimmel der Boote im Golf von Mexico weit schwieriger und realistischer zu simulieren, als mit nur einem einzelnen eigenen Übungsboot. Die Drohnen fliegen dabei in einer Höhe von mehreren Tausend Metern und müssen sich auch nicht direkt über ihrem Opfer aufhalten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Betroffenen die Überwachung gar nicht bemerkt haben.
Möglicherweise eine Übung
Sean Gallagher von dem Tech-Portal „Ars Technical“ nimmt allerdings an, dass die meisten Boote in dem Video nicht zufällig ins Visier kamen. Er vermutet, dass die Videos von einer Übung aus dem Februar stammen. Die „Eglin Air Force Base“ hat damals unter dem martialischen Titel „Combat Hammer“ (In etwa: „Der Hammer des Kampfes“) die Jagd auf Piraten oder Drogenschmuggler mit bewaffneten Fischerbooten geübt. Dafür wurden Fischercrews angeheuert und ihre Boote mit nachgemachten Waffen bestückt. Die Fischer konnten ein paar Tage lang tüchtig Gas geben. Für sie war die Übung ein willkommener Nebenverdienst.ING Flammenwerferdrohne 2101