Nach über 40 Jahren schließt die McDonald’s-Filiale am Mannheimer Marktplatz. Normalerweise eine Meldung, die außerhalb der Stadt niemanden interessiert. Warum auch? Restaurants machen jeden Tag irgendwo in Deutschland zu. Aber um die Schließung der Filiale geht es im Grunde gar nicht, sondern um zwei Plakate, die am Ladeneingang für einige Stunden hingen und die eine Rassismus-Debatte in den sozialen Netzwerken ausgelöst haben.
Der Hintergrund für jene Plakate war eben jene Schließung. Damit die Kunden nämlich auch in Zukunft McDonald’s treu bleiben, beschrieben die zwei Schilder den Weg zu zwei anderen Läden. Eines führte in die zehn Minuten entfernte Mittelstraße und das andere in die zehn Minuten entfernte Filiale am Wasserturm. Beide Schilder waren allerdings nicht auf Deutsch. Die Wegbeschreibung zum Restaurant in der Mittelstraße war auf Türkisch – und genau das war das Problem!
Mannheimer McDonald’s-Filiale: „Voll die Assis“
Der Facebook-User Nehir A. sah die zwei Schilder, fotografierte sie und postete sie mit den Worten: „Ist das euer ERNST? Deutsche Kunden werden an den Wasserturm (bessere Gegend) geschickt und türkische Kunden in die Mittelstraße (schlechtere Gegend)! Voll die ASSIS!“ Mit seinem Post löste Nehir eine Rassismus-Debatte aus. Inzwischen ist der Post nicht mehr öffentlich oder ganz gelöscht worden.
Auf den ersten Blick scheint der Vorwurf durchaus berechtigt zu sein. Denn wieso schickt ausgerechnet das Schild in türkischer Sprache die Menschen in den vermeintlich schlechteren Stadtteil, während das andere Schild auf Deutsch einen in eine vermeintlich bessere Gegend schickt?
Eine Frage, die Franchise-Nehmer der drei Filialen, Manfred Büch, in seinem mittlerweile veröffentlichten Statement folgendermaßen begründet: „Aus Platzgründen entschieden wir uns, die Information nicht doppelt zu schreiben, sondern in beide Sprachen aufzuteilen. Dass unsere zweisprachige Information so interpretiert wird, dass wir die Deutschen in eine ‚bessere Gegend‘ schicken und die Türken in eine ’schlechtere Gegend‘ schicken, irritiert uns zutiefst.“
Schild wurde mittlerweile wieder entfernt
Die Intention die Schilder in zwei Sprachen auszuhängen sei „aus Respekt gegenüber“ den „türkischen Mitarbeitern“ und „zahlreichen türkischen Kunden“ gefallen. „Uns als Unternehmen nun Diskriminierung zu unterstellen macht uns fassungslos und traurig“, so Büch.
Nach ersten kritischen Stimmen und „um weiteren Missinterpretationen“ vorzubeugen, hat man das Schild in türkischer Sprache wieder entfernt. Außerdem entschuldigte sich der Unternehmer auch „für die Irritation“, die das Schild ausgelöst habe.
Migrationsrat Mannheim: „Da fragt man sich schon, was das soll“
Trotz der Stellungnahme ist der Vorfall mittlerweile auch beim Migrationsrat der Stadt Mannheim ein Thema, weil mehrere Bürger sich dort beschwerten. „Auf den ersten Blick kann man das schon falsch verstehen. Da fragt man sich schon, was das soll“, sagte einer der ehrenamtlichen Mitglieder des Beirats, Fatih Ekinci, im Interview mit der „Welt“.
Allerdings wolle er es Büch auch nicht unterstellen dieses Schild vorsätzlich aufgehängt zu haben: „Jemand, der so viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund hat, wird so nicht denken“, so Ekinci. Beendet ist das Thema allerdings noch nicht. Laut der „Welt“ habe er Büch per E-Mail ein Gesprächsangebot gemacht. Eine Antwort habe er noch nicht bekommen.