"USS Gerald R. Ford": Zurück zum Dampfantrieb – Trump will Flugzeugträger umrüsten

Im Interview mit dem Magazin „Time“ hat sich US-Präsident Donald Trump zu einem der teuersten Rüstungsprojekte der USA geäußert, dem Flugzeugträger der USS-Ford-Klasse. Dieses Mal ging es nicht um Kostensteigerungen. Bei anderen Rüstungsprojekten, wie dem der F35, hatte der Präsident böse Tweets abgefeuert, um zu zeigen, dass er beliebige Preissteigerungen nicht akzeptieren will.

+++ USS Gerald R Ford – Der mächtigste und teuerste Flugzeugträger der Welt +++

Digital taugt nicht

Bei den Trägern der USS-Ford-Klasse nahm Trump eine neue Technik aufs Korn, den Startmechanismus der Flugzeuge. Auf den großen Trägern der USA beschleunigen Flugzeuge nicht hauptsächlich durch ihre eigenen Triebwerke, den größten Schwung erhalten sie durch einen im Startdeck verborgenen Katapult. Er gibt auch schweren Maschinen die nötige Kraft, um auf dem kurzen Flugdeck auf Touren zu kommen. Bisher hat das ein Dampfkatapult bewerkstelligt, auf der „Gerald R. Ford“ wurde ein modernes elektromagnetisches System installiert.Pic Ford

Die Worte des Präsidenten

Um dem unnachahmlichen Stil des US-Präsidenten gerecht zu werden, muss man die Passage aus dem Interview wiedergeben. Nachdem er selbst seinen Einsatz zur Kostendämpfung der F35 („pretty cool“) gelobt, kommt der Präsident zu dem Carrier:

„Ihr wisst, dieser Katapult ist schon ziemlich wichtig an Bord. Also sagte ich, was ist das hier? ‚Sir, das ist unser digitales Katapult-System.‘ Er sagte, wir haben das eingeführt, weil wir mit der modernen Technik gehen wollen. Ich sagte, ihr nutzt also keinen Wasserdampf mehr für den Katapult? ‚Nein, Sir.‘ Und ich: ‚Aha, wie läuft es denn so?‘ ‚Sir, nicht so gut. Gar nicht gut. Das hat nicht genug Kraft. Wissen Sie, der Dampf ist einfach brutal. Wenn das Ding losgeht und der Dampf das ganze Deck einnebelt, wird das Flugzeug in die Luft geschleudert.‘

Trump_Reise_10.20Für mich hat sich das echt böse angehört. Digital. Jetzt machen sie es digital. Was ist digital? Außerdem ist das Ganze ungeheuer kompliziert, man muss schon Einstein sein, um das zu verstehen. Und nun wollen sie noch mehr Flugzeugträger. Ich sagte: ‚Welches System wollt ihr da benutzen?‘ – „Sir, wir bleiben beim Digitalen.‘ Ich sagte: ‚Nein, das werdet ihr nicht. Ihr werdet den gottverdammten Dampf benutzen. Digital kostet Millionen von Dollar und funktioniert nicht.“

Kritik nicht unberechtigt

Was sich zuerst wie ein Stück aus dem Trump-Tollhaus anhört, hat tatsächlich eine Berechtigung. Auch wenn Donald Trump penetrant „elektro-magnetisch“ mit „digital“ verwechselt.

Der Dampfkatapult ist tatsächlich ein bewährtes System, wenn er auch seine Nachteile hat. Der Katapult selbst muss regelmäßig überholt werden und benötigt relativ viel Personal. Bei Defekten wird es außerdem wegen des austretenden Wasserdampfes gefährlich. Der neue elektromagnetische Katapult soll eine schonender Kraftentfaltung mit sich bringen, schnellere Startfolgen ermöglichen und mit weit weniger Wartung auskommen. Der wichtigste Punkt dürfte die Einsparung des Personals sein – über die Lebensdauer des Trägers hinweggerechnet, kommen hier gewaltige Summen zusammen. 

Warnung aus dem Weißen Haus

Nur: Das neue System mit dem Namen EMALS funktioniert nicht so, wie es soll. Der erste öffentliche Start 2015 war ein Fehlschlag. Probleme von EMALS sollen zu einem guten Teil für die dreijährige Verzögerung der USS Gerald R Ford verantwortlich sein. Laut hochrangigen Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums ist die USS Gerald R Ford vor allem wegen des Katapults derzeit nicht kampfbereit. 

+++ Teuerstes Kriegsschiff aller Zeiten nicht kampfbereit  +++

Flugzeugträger China 2035Eine nachträgliche Umrüstung auf Dampf-Katapulte, wie sie Trump andeutet, ist jedoch unwahrscheinlich. Schon allein deshalb, weil an Bord kein Raum für diese Technik vorgesehen ist. Von den zusätzlichen Kosten gar nicht zu reden. Vermutlich steckt hinter der Äußerung nicht viel mehr, als eine offene Drohung an die beteiligten Firmen, ihr System endlich zum Laufen zu bekommen.

Das ganze Interview des „Time“-Magazin: 

„Read Donald Trump’s Interview With TIME on Being President“

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