Evan Williams: "Das Internet ist kaputt": So rechnet der Twitter-Gründer mit dem Netz ab

Knapp 35.000 Tweets und 30 Millionen Follower: @realDonaldTrump ist nicht der populärste, vermutlich aber der einflussreichste Twitter-Account der Welt. Wenn der 70-jährige Immobilienmilliardär seine Meinungen und Ansichten in 140 Zeichen presst, schauen Unternehmenschefs, Journalisten und Regierungen ganz genau hin. „Ohne Twitter wäre ich nicht hier“, erklärte der umstrittene 45. Präsident der Vereinigten Staaten erst vor wenigen Wochen im Interview mit der „Financial Times“. Ein Umstand, den viele Menschen aus dem Silicon Valley am liebsten sofort ändern würden.

Trolle und Fake News

Einer von ihnen ist Evan Williams. Der 45-jährige Unternehmer gründete unter anderem Twitter und die Meinungsplattform „Medium.com“. In der „New York Times“ erklärt er nun: „Ich denke, das Internet ist kaputt“. Er sei bereits einige Zeit dieser Ansicht, doch alles werde immer schlimmer. „Das bemerken immer mehr Menschen in immer stärkerem Ausmaß.“ Auf Facebook werden etwa Selbstmorde und Gewalttaten im Live-Stream übertragen, Twitter bestehe aus einem Haufen Trolle, die ohne Unterlass meckern. Und überall gebe es Fake News.

„Ich dachte, sobald sich jeder frei äußern und Ideen austauschen kann, würde das zu einer besseren Welt führen. Ich lag falsch“, resigniert Williams.

Diese Ansicht war vermutlich auch ziemlich naiv, zumal sich die großen Internetkonzerne viele Probleme selbst eingebrockt haben. So fehlt es bis heute an zuverlässigen Kontrollmechanismen und Stellen, an die man sich in Problemfällen wenden kann. Vor Facebook_12.30

Das Internet belohnt Extreme

Das Grundproblem des Internets sei die Tatsache, dass im Netz vor allem Extreme belohnt werden, jammert Williams. Bei einem Verkehrsunfall sei es normal, dass vorbeifahrende Menschen hinschauen würden. „Jeder schaut. Das Internet interpretiert dieses Verhalten aber, als würde jeder nach Autounfällen verlangen, also versucht es diese zu liefern“, heißt es in dem „New York Times„-Bericht.

Williams erträgt das nicht länger und will das ändern: „Wenn ich lerne, dass ich bei jeder Fahrt mehr und mehr Unfälle sehe, dann nehme ich eine andere Straße.“ Die neue Straße könne aber auch völlige neue Probleme aufzeigen – oder sich gar als Einbahnstraße herausstellen.

„Wir werden diese Probleme lösen“

Die Großen der Branche stecken enorm viel Geld und Zeit in die Lösung der aktuellen Probleme. Facebook engagiert etwa Tausende von Screenern, die sich Live-Übertragungen ansehen und bei Bedarf beenden. Google überarbeitet die Struktur seiner Suche permanent. „Ich denke, wir werden diese Probleme lösen“, schreibt Williams. Man stecke aber erst in der Anfangsphase. „Zwanzig Jahre ist keine lange Zeit, um die Gesellschaft zu verändern.“Facebook_loeschen 19.55h

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