Vor knapp zehn Jahren revolutionierte Apple das Telefon: Im Januar 2007 stellte Steve Jobs das erste iPhone vor, ein halbes Jahr später am 29. Juni 2007 war der Verkaufsstart. Es folgte ein schier grenzenloser Hype, vor den Mobilfunkshops und Apple Stores gab es lange Schlangen. Das iPhone machte Apple steinreich und zum Taktgeber einer ganzen Branche.
Anlässlich des Jubiläums äußerten sich nun Scott Forstall – einst iOS-Softwarechef, 2012 hat er das Unternehmen verlassen – und iPod-Erfinder Tony Fadell zur Entstehungsgeschichte des wohl berühmtesten Smartphones der Welt. Im Gespräch mit dem Computer History Museum und dem „Wall Street Journal“ gaben die beiden zwar keine Geheimnisse preis, dafür aber die eine oder andere bislang unbekannte Anekdote zum Besten.
Am Anfang stand das Tablet
Auch wenn das iPad erst 2010 auf den Markt kam, also knapp drei Jahre nach dem iPhone, war die Grundlage ein Tablet-Konzept, behauptet Forstall im Gespräch mit dem Journalisten John Markoff. Der initiale Beweggrund war offenbar ganz banal: Steve Jobs war von einem Microsoft-Mitarbeiter genervt, der immer wieder prahlte, wie intuitiv die Stylus-basierte Technik des Windows-Konzerns sei.Zehn Jahre iPhone 6.16
Daraufhin beschloss Jobs, ein besseres, touchbasiertes System zu entwickeln. „Lass uns ihnen zeigen, wie man es richtig macht“, forderte der Apple-Gründer. „Project Purple“ war geboren. Apples Entwicklungsabteilung gelang es, eine Touch-Bedienung ohne externe Hardware zu ermöglichen – unklar war aber noch, wie man das Konzept am Ende verwirklichte.
Vom Tablet zum iPhone
Die Idee für das iPhone kam eher zufällig beim Mittagessen. Forstall und Jobs plauderten über die komplizierte Bedienung von Mobiltelefonen. „Wir hassten die Dinger.“ Apple wollte es besser machen. Mit dem iPod und dem intuitiven Bedienrad veränderte man die Bedienung eines MP3-Players fundamental, für ein Telefon war das Konzept aber unbrauchbar. „Wir haben 30, 40 Wege versucht, damit das Rad nicht wie eine alte Wählscheibe wirkt. Doch nichts fühlte sich logisch und intuitiv an. Es war viel zu kompliziert“, erklärte Fadell im Gespräch mit dem „Wall Street Journal“.
Dabei hatte man die Lösung für das Problem quasi schon entwickelt. „Können wir die Touch-Technologie für das Tablet nicht so verändern, dass das Gerät am Ende in die Hosentasche passt?“, fragte Jobs beim Lunch-Date. Die Idee zum iPhone war geboren. 2005 zeigte Forstall den ersten Entwurf der neuen Software, doch Jobs war wenig begeistert. „Das ist nicht gut genug“, schmetterte er das Projekt ab. Er gab dem Team zwei Wochen, um nachzubessern.
Das Team arbeitete ununterbrochen, so Forstall. Am Ende war Steve Jobs sprachlos – vor Begeisterung. Anschließend ging es ans Feintuning. Viele Dinge mussten neu erfunden werden, etwa die virtuelle Tastatur. Sie stellte das Team vor große Probleme, wochenlang beschäftigten sich die Entwickler mit nichts anderem. Bis zur Präsentation im Januar 2007 musste das Team noch viel nachbessern.
Apple – alles Top Secret
Auch über die Apple-typische Geheimniskrämerei sprachen die ehemaligen Entwickler und Manager. Alles war Top Secret: Das Hardware-Team durfte die Software nicht sehen, die gleiche Regel galt anders herum. Das machte die Entwicklung nicht einfacher. „Doch es hat funktioniert, kaum jemand wusste, wie das iPhone vor der Keynote aussah“, sagt Greg Christie, ein ehemaliger Manager im Design-Team.
Forstall gab zu, einmal einen Prototyp aus dem Labor nach Hause geschmuggelt zu haben. Allerdings schaltete er das Gerät erst ein, nachdem er alle Jalousien heruntergelassen und das komplette Haus abgeriegelt hatte.
Das vollständige Interview mit Scott Forstall finden Sie hier.