Er war einer der besten. Ging es um Online-Betrug, Identitätsdiebstahl und Geldwäsche, konnte kaum einer Brett Johnson das Wasser reichen. Doch dann wurde er 2006 verhaftet – und saß wegen Cyber-Verbrechen und der Wäsche von vier Millionen Dollar sechs Jahre im Gefängnis. Heute arbeitet er für die andere Seite. Betrachtet man seinen Werdegang, ist das keine Selbstverständlichkeit.
Schon seine Mutter habe ihm im Alter von zehn Jahren in Betrügereien hineingezogen, erzählt Johnson in einem Interview mit „The Conversation“. Selbst seine Großmutter war Teil des Betrügerringes. „Eigentlich stand schon immer fest, dass ich in irgendeiner Form von Betrug enden würde“, so Johnson. Gerettet hätten ihn seine Frau, seine Schwester – und der Secret Service.
Vom Versicherungs- zum Internetbetrug
Hacker erklärt, wie man ein Antiviren-Programm zur Spionage nutztDoch zuerst einmal legte er eine aufsehenerregende kriminelle Karriere hin. Schon seine erste Hochzeit 1994 wurde komplett mit Versicherungs-Betrug finanziert: Johnson hatte einen Autounfall inszeniert und mit der Kohle seine Feier bezahlt. Als er das Internet entdeckte, machte er dort genauso weiter.
Zunächst zockte er Ebay-Kunden ab, dann verkaufte er geknackte Satelliten-Schüsseln nach Kanada. Das Geschäft lief gut, er kam mit den Bestellungen nicht hinterher. Irgendwann überlegte er sich: „Warum sollte ich überhaupt irgendetwas schicken? Wo sollen die sich beschweren?“ erzählt Johnson.
Später spezialisierte er sich auf Identitätsdiebstahl und Geldwäsche im Darknet. So eröffnete er mit Identitäten Verstorbener Hunderte von Konten, schickte darüber schmutziges Geld. In manchen Wochen habe er 160.000 Dollar in bar bei den Banken abgeholt, erklärt er ein wenig stolz. Johnson landete auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher der USA.Ping Calls Abzocke Anrufe 1215
Abzocke vom Polizei-Revier aus
Selbst, als er gefasst und verurteilt wurde, machte er weiter. Der Secret Service wollte ihn als Spitzel einsetzen, versprach dafür die Freiheit. Doch Johnson setzte seine Betrügereien einfach fort, vom Gelände der Behörde. Gegenüber „Wired“ erklärte er, es sei gewesen, „als hätte man einen Crack- oder Heroin-Süchtigen in ein Drogenumfeld gesetzt – und gesagt, er soll nichts nehmen.“ Irgendwann flog er doch auf, mit 63 gestohlenen Kreditkarten. Erst der darauf folgende sechsjährige Knastaufenthalt, inklusive acht Monaten Einzelhaft, brachte wirklich Läuterung.
Heute versucht Johnson, junge Cyberkriminelle auf den rechten Weg zu bringen, berät Firmen bei der Internetsicherheit und behält die Foren im Darknet im Blick. Dort werden immer wieder neue Methoden entwickelt, Firmen und Unternehmen zu bestehlen. Die Gangster halten regelrechte Kurse für Einsteiger ab, verlangen dafür viel Geld. Johnson hatte sein Wissen noch umsonst vermittelt.
Auf seine cleveren Methoden ist er immer noch stolz. Es gehe um Details, sagte er „The Conversation“. Man müsse seine Hausaufgaben machen. „Kriminelle sind wahrscheinlich die einzigen, die Nutzungsbedingungen von Webseiten lesen. Weil man so einen Einblick bekommt, wie die Seite ihre Geschäfte macht.“Nicky-Wlan-Klo_14.40