Millionen Songs, immer und überall verfügbar – Musik-Streamingdienste sind auf dem Vormarsch. Spotify knackte kürzlich die Marke von 70 Millionen zahlenden Abonnenten, Apple Music hat mehr als 30 Millionen Nutzer. Doch trotz des Booms erleben auch vermeintlich totgesagte analoge Medien ihren zweiten Frühling: Die Schallplatte (Vinyl) wuchs 2017 im 12. Jahr hintereinander, der Bestseller war das Re-Release von „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ der Beatles.
Audio-Kassetten legen zu
Die größte Überraschung dürfte aber der Schub bei den verkauften Audio-Kassetten sein. Dem Jahresbericht zur Musikbranche von Nielsen Media Research zufolge legte die Sparte um satte 35 Prozent zu. Das sorgt für das insgesamt beste Jahr der Audio-Kassette seit 2012. Allerdings betrug das Plus im Vorjahr sogar 74 Prozent.
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Für den Kassetten-Boom machen die Experten zum einen die mehrere Bereiche umfassende Retro-Welle verantwortlich. Zum anderen befeuerten aber auch Filme und Serien, in denen Kassettenrekorder prominent dargestellt werden – darunter die „Guardians of the Galaxy“-Kinofilme und die Netflix-Serie „Stranger Things“ – den Trend. Dementsprechend hoch landeten auch die Soundtracks der jeweiligen Filme in den Jahres-Charts.
In absoluten Zahlen sieht das Ganze aber etwas ernüchternder aus: 2017 wurden weltweit 174.000 Audio-Kassetten verkauft. zum Vergleich: Im selben Zeitraum wurden 169 Millionen Alben verkauft, rund 14,3 Millionen davon auf Vinyl.
Comeback der Vinyl
Eine ähnliche Entwicklung gab es bei der Schallplatte: 2016 wurden in Großbritannien 3,2 Millionen Schallplatten verkauft, über die Hälfte mehr als im Vorjahr. Grund für den raketenhaften Anstieg war der überraschende Tod von Pop-Ikone David Bowie.
„Vinyl und Streaming sind seit einigen Jahren die beiden Wachstumssegmente im Musikmarkt“, sagt BVMI-Geschäftsführer Florian Drücke Anfang des vergangenen Jahres im Ggespräch mit dem stern. Besonders erfreulich sei, dass sich beide Formen des Musikkonsums nicht ausschließen, sondern gegenseitig ergänzen. „Der Vinyl-Kunde ist nicht zwangsläufig ausschließlich ein Offline-Nutzer, ebenso wie viele Premium-Streamer ihre Musik auch durchaus physisch erwerben“, sagt Drücke.