Rom: Villa der Prätorianer-Garde bei U-Bahnbau gefunden – so luxuriös lebten die alten Römer

Für alle Pendler, die auf eine neue Nahverkehrsstrecke angewiesen sind, ist der Bau der neuen C-Linie U-Bahn in Rom eine Katastrophe. Für Archäologen ist er ein Fest. Niemals sonst hätten sie die Chance, sich 12 Meter unter der Erdoberfläche durch die antiken Überreste zu wühlen, direkt unter der heutigen Bebauung.

Vor zwei Jahren wollte man eine U-Bahn-Station ausheben. Damals stieß man auf die Baracken eines Militärpostens, beim Ausschachten des Tunnels wurde ein reich ausgestattetes Haus gefunden. Die Wissenschaftler vermuten, dass in der Anlage Truppen der Prätorianer-Garde kaserniert waren. Die Prätorianer waren für den Schutz des Kaisers und der Stadt verantwortlich, andere Legionen durften die Region um Rom nicht betreten. Die Kommandeure der Garde waren ein wichtiger innenpolitischer Faktor, sie konnten Kaiser stützen oder stürzen. Ein Kommandant der Prätorianer-Garde hat vermutlich in dem Luxus-Hausgelebt.Pic Rom Domus U-Bahn (1)

Gut erhaltenes Prunkstück

Auch nach der Entdeckung des Postens hätten „wir uns nicht träumen lassen, dass wir ein Haus mit einem zentralen Innenhof finden würden“, mit Brunnen und mindestens 14 Räume, sagte Simona Morretta, die zuständige staatliche Archäologin, auf einer Konferenz. Ein Raum soll sogar beheizbar gewesen sein. Das Domus – so der römische Name für ein Stadthaus – ist bemerkenswert gut erhalten. „Die Dekorationen waren hauptsächlich intakt, sowohl die gemusterten Mosaikböden als auch die mit Fresken bemalten Wände.“Pic Rom Domus U-Bahn (2)

Das etwa 2000 Jahre alte Haus verfiel nicht einfach. In der spätrömischen Epoche, kurz vor dem Bau der aurelianischen Mauer im Jahr 271, wurden Mauern und Dach des Gebäudes in Höhe von etwa 1,80 Metern abgetragen und der Rest des Hauses mit Schutt verfüllt. Das neue Niveau des Viertels lag nun über den Resten, das stolze Haus wurde quasi begraben.

Bei der Ausgrabung wurden zudem seltene Holzartefakte entdeckt, wie zum Beispiel Holzformen, die zum Bau von Fundamenten verwendet wurden, sowie Balken. „Normalerweise finden wir in Rom nur selten Holzreste“, sagte Frau Morretta. Durch die U-Bahnlinie ist man in eine Tiefe vorgedrungen in der Holz fast 2000 Jahre überdauern konnte. Nun hofft Morretta auf weitere Funden: „Wir müssen noch vier weitere Meter graben. Wir haben keine Ahnung, was wir finden werden.“Pic Rom Domus U-Bahn (3)

Wird am gleichen Ort erhalten

Doch was wird nun mit den Fundstücken passieren? Sie verzögern den Bau der Bahn, halten ihn aber nicht auf. Das Domus wird in großen Segmenten abgetragen und in Containern zwischengelagert. Wenn die Amba-Aradam-Station fertig wird, werden die Segmente zurückkehren, dann wird das Domus im Herzen der Station wieder aufgebaut – sichtbar für alle Fahrgäste. Mittlerweile sind 21 von 24 Stationen der Linie C in Betrieb. Die Amba-Aradam-Station soll im Jahr 2022 eröffnet werden.

Pic Rom Domus U-Bahn

Tutench

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