Smartphones werden immer größer, Notebooks dagegen leichter und kompakter. Darunter musste in den vergangenen Jahren vor allem eine Produktkategorie leiden: die Tablets. Das zeigt auch ein Blick auf die weltweiten Verkaufszahlen. Die Flachmänner hatten ihren Zenit in den Jahren 2012 bis 2014, heute werden teils nur noch halb so viele Modelle pro Quartal verkauft. Um das Geschäft wieder anzukurbeln setzt Apple deshalb seit vergangenem Jahr neben dem aufs Business getrimmte iPad Pro auf ein günstigeres Einsteigermodell. Durchaus mit Erfolg: Nach vier Jahren im Sinkflug konnte der Konzern die Sparte zuletzt wieder in die Wachtumszone manövrieren. In diesem Frühjahr wurde eine aufgemotzte Variante vorgestellt. Wir haben sie ausführlich getestet.
Das Wichtigste beim neuen iPad ist der Preis: die UVP liegt bei 349 Euro. Damit ist es 50 Euro günstiger als das 2017er-Modell. Im Angebot bekommt man das Gerät bereits für unter 300 Euro. Ein guter Preis für ein neuwertiges Apple-Gerät mit voller Garantie, das mehr Features bietet als der Vorgänger.
Der Bildschirm macht den Unterschied
Bei dem günstigen Preis ist klar: Ein komplett neues Design wie beim iPhone X gibt es nicht. Nach wie vor gibt es einen Home-Button mit Fingerabdruckscanner (Touch ID). Maße und Gewicht (469 Gramm) sind identisch mit dem Vorgängermodell. Die Verarbeitung des Aluminiumgehäuses ist hochwertig. Die Rahmen um den Bildschirm sind nicht so schlank wie beim iPad Pro, dafür kostet das Gerät aber auch nur die Hälfte.iPad-2018-homebutton
In der Praxis macht sich der größere Screen des iPad 10.5 ohnehin nur in einigen Situationen bemerkbar, etwa beim Betrachten von Fotos, Filmen oder beim Surfen im Safari-Browser. In der Mail-App wird dagegen nur eine Nachricht mehr angezeigt als beim 9,7er-iPad. Auch in der Facebook-App hält sich der Unterschied in Grenzen.
Technisch sind die Unterschiede zum 600 Euro teuren iPad Pro jedoch offenkundig. Zwar ist der Bildschirm nur minimal kleiner (9,7 statt 10,5 Zoll) und die Pixeldichte ist genauso hoch. Allerdings ist das Display komplett anders aufgebaut. Das Günstig-iPad reflektiert das Licht stärker, zudem fehlt die True-Tone-Technologie, welche die Farbwiedergabe des Bildschirms automatisch an das Umgebungslicht anpasst. Das fällt allerdings nur im direkten Vergleich mit dem Spitzenmodell auf. Wer bislang ein „normales“ iPad oder die Mini-Variante nutzte, wird auch mit dem 2018er-Modell zufrieden sein.
Erweiterte Realität mit dem iPad
Der zweite große Unterschied ist der eingebaute Prozessor. Der A10X Fusion des iPad Pro liefert bis zu 30 Prozent mehr Rechenpower als der A10 Fusion im neuen iPad. Das macht sich aber nur bei Profi-Apps für Video- und Bildgestalter bemerkbar. 3D-Spiele, Streaming-Apps, digitale Magazine oder sonstige Software stellt das iPad mühelos dar. Die Multitasking-Möglichkeiten, die Apple mit iOS 11 auf dem iPad eingeführt hat, sind für das Gerät kein Problem. Zwei Apps können nebeneinander dargestellt werden. Kurz: Das 2018er-iPad ist die ideale Entertainment-Machine für all jene, die neben Netflix und Games nur ab und zu mal eine Mail oder einen kurzen Text schreiben wollen.
Selbst neuartige Augmented-Reality-Apps, bei denen das Tablet-Display quasi zur Erweiterung der Realität wird, sind kein Problem. Mittlerweile gibt es Dutzende AR-Apps. Wer die Technik ausprobieren will, dem seien die kostenlosen Apps „Ikea Places“, die Umweltsimulation „WWF Free Rivers“ oder das Vermessungs-Tool „MeasureKit“ ans Herz gelegt.
Zudem dürfte das iPad dank des neuen Prozessors noch drei bis vier Jahre lang Sicherheits-Updates und Betriebssystem-Aktualisierungen erhalten. Das ist leider selbst bei vielen hochpreisigen Androidgeräten die Ausnahme.iPad-2018-Stift
Unterstützung für Apple Pencil
Erstmals unterstützt das Standard-iPad den Apple Pencil, den digitalen Zeichenstift. Der war zuvor den Pro-Nutzern vorbehalten. Mit dem Stift kann man zeichnen, aber auch handschriftliche Notizen anfertigen. Apples Office-Pendant iWork (Pages, Keynote und Numbers) wurde extra für den Pencil überarbeitet. Allerdings ist der Stift nicht im Lieferumfang enthalten und kostet 99 Euro. Zudem fehlt nach wie vor eine praktische Aufbewahrungsmöglichkeit für den Stift. Zwar verkauft Apple auch ein Tastatur-Cover mitsamt Stift-Halterung. Das ist aber nur mit den Pro-Modellen kompatibel, weil das 349-Euro-iPad keinen Smart Connector bietet. Externe Tastaturen müssen via Bluetooth gekoppelt werden.
Wer will kann mit dem iPad auch fotografieren. In der Rückseite steckt eine Kamera mit 8 Megapixeln, die für Schnappschüsse ausreicht. Enttäuschend ist dagegen die 1,2-Megapixel-Frontkamera. Im Videochat sieht man deutliche Unterschiede zur 7-Megapixel-Knipse des Pro-Modells. Apple, wenigstens die 5-Megapixel-Kamera des 2016er iPad Pro hätte es sein können.
Die vom Hersteller versprochenen zehn Stunden hält das Tablet mit einer Akkuladung durch. Im Flugzeug oder Zug kann man somit mehrere Filme hintereinander schauen. Statt vier Lautsprechern stecken im 9,7-Zoll Modell nur zwei, weshalb es deutlich weniger räumlich klingt. Immerhin gibt es noch eine Kopfhörerbuchse.iPad-2018-speaker
Fazit: Das Jedermann-Tablet
Mit dem neuen iPad richtet sich Apple ganz klar an die breite Masse. Der Prozessor ist flink, alle nennenswerten Apps werden unterstützt und man wird noch jahrelang Sicherheitsupdates bekommen. Beim Bildschirm muss man ein paar Abstriche machen und der Prozessor ist nicht so leistungsfähig wie beim iPad Pro. Wer aber nicht professionell mit dem Tablet arbeitet, wird das kaum bemerken. Erstmals wird der Apple Pencil außerhalb der Pro-Reihe unterstützt, leider ist er nicht im Lieferumfang enthalten. In der Kategorie bis 500 Euro zählt das iPad (2018) zu den besten Tablets.
Alternativen
Eine Alternative ist das iPad Pro 9.7, das im März 2016 veröffentlicht wurde. Dieses Modell bekommt man gebraucht bereits für unter 300 Euro und bietet einige Vorzüge, etwa den weniger spiegelnden Bildschirm, den Smart Connector und die Stereo-Lautsprecher. Allerdings ist der A9X-Prozessor langsamer, vermutlich wird dieses Modell auch ein Jahr früher keine Updates mehr erhalten. Zudem fehlt bei einem Gebrauchtgerät die einjährige Herstellergarantie.
Eine Android-Alternative ist das Galaxy Tab S2 für 300 Euro. Es hat ebenfalls einen 9,7-Zoll-Bildschirm, einen per microSD-Karte erweiterbaren Speicher und ein sehr dünnes Kunststoffgehäuse (5,6 statt 7,5 Millimeter). Die Akkulaufzeit ist allerdings rund drei Stunden kürzer. Eine weitere Alternative ist das brandneue MediaPad M5 von Huawei. Es ist mit 10,8 Zoll etwas größer und kostet 380 Euro, bietet dafür einen für Tablets exzellenten Sound.
Wer auf Produktivität angewiesen ist dürfte um ein Surface-Modell mit Windows-Betriebssystem kaum herumkommen. Die Microsoft-Tablets bieten einen echten USB-Anschluss und unterstützen alle herkömmlichen Windows-Programme, sind dafür aber teurer (600 Euro aufwärts).
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