Am Montagabend beginnt Apples alljährliche Entwicklerkonferenz WWDC. Eröffnet wird sie wie im vergangenen Jahr mit einer Keynote, bei der das Team um Tim Cook einen Ausblick auf die Neuerungen des kommenden Jahres liefert. Vor Ort sind nicht nur Tausende Entwickler, Journalisten und Apple-Mitarbeiter, sondern auch einige Nachwuchstalente aus Deutschland. Einer von ihnen ist Felix Schlegel, Schüler an einem Gymnasium in Bochum. Mit 16 Jahren ist er einer der jüngsten Teilnehmer und zum ersten Mal vor Ort. Der stern hat mit ihm über die Bedeutung von Sprachlautsprechern, Apples Preisgestaltung und Künstliche Intelligenz gesprochen.
Du bist 16 Jahre alt und fliegst zum ersten Mal zu Apples Entwicklerkonferenz nach Kalifornien. Wie kam es dazu?
Vor ein paar Jahren las ich die Geschichte von Nick D’Aloisio, der mit gerade einmal 17 Jahren eine App für 30 Millionen Dollar an Yahoo verkaufte. Er hat also bewiesen, dass man kein abgeschlossenes Informatikstudium oder ähnliches braucht, um etwas in der App-Welt zu bewegen. Das hat mich beeindruckt und war die Initialzündung für mich, mit dem Programmieren anzufangen. Begonnen habe ich mit 12, damals noch mit Android-Apps auf dem Laptop meines Vaters. Vor zwei Jahren bin ich auf iOS umgestiegen.
Mittlerweile hast du deine erste App veröffentlicht.
Sie heißt „Gymstructor“. Mit ihr kann man sich auf seinen Körper angepasste Trainingspläne erstellen. Die meisten Fitness-Apps haben vorgegebene Pläne, die überhaupt nicht auf einen selbst abgestimmt sind. Das hat mich immer gestört, wenn ich mit Freunden im Fitnessstudio war.
Welche Trends findest du derzeit am spannendsten?
Ich glaube, Sprachsteuerung wird ein großes Thema. Alexa ist schon am Markt, Apples HomePod kommt bald zu uns nach Deutschland.
Nutzt du bereits einen der Dienste?
Ich habe Alexa zuhause mit meiner Lampe verbunden, um sie per Sprache an- und auszuschalten. Das ist praktisch, aber irgendwann habe ich sie ausgestellt. Ich fand es merkwürdig, dass Alexa die ganze Zeit zuhört. Ich kann mir den Dienst ohnehin eher im Auto vorstellen, wenn man nicht auf sein Handydisplay schauen sollte.
Sprachlautsprecher werden derzeit in fast jedes Produkt eingebaut, selbst in Kühlschränken.
Es läuft ab wie beim Start des App Store vor zehn Jahren: Zunächst wird unglaublich viel ausprobiert, es wird viele Quatsch-Anwendungen geben. Für Alexa gibt es etwa eine Schere-Stein-Papier-App. Wozu braucht man so etwas? Doch irgendwann werden die Apps schlauer, und dann bieten sie einen Mehrwert.
Hat Apples Siri gegen Alexa überhaupt noch eine Chance?
Ich glaube, Alexa ist etwas schlauer. Dennoch finde ich Siri gut, auch wenn ich sie persönlich kaum nutze. Ich bin überzeugt davon, dass Apple mit dem HomePod im Gegensatz zu Amazon ein Qualitätsprodukt auf den Markt bringt, das besser klingt und bei der Konnektivität meilenweit voraus ist. Das dürfte beim HomePod ein großer Vorteil sein.Interview Arthur Schiller
Die Qualität der Lautsprecher hat wenig mit der Intelligenz des Assistenten zu tun. Wie weit die Technik ist, hat Google vor wenigen Wochen auf der Google I/O demonstriert. Dort vereinbarte der Sprachassistent eigenständig einen Termin beim Friseur.
Google hat in dieser Hinsicht sicherlich die Nase vorn. Aber wie heißt es so schön: Konkurrenz belebt das Geschäft. Apple wird sich einiges einfallen lassen, um mitzuhalten. Die größte Stärke des Konzerns ist nach wie vor die Benutzbarkeit der Geräte, die meines Erachtens immer noch intuitiver ist als bei Android und Microsoft.
Was ist Apples größte Baustelle?
Der Preis. Alles ist zu teuer bei Apple. Klar ist die Qualität der Produkte gut. Aber als Schüler sind sie kaum erschwinglich.
Das neue iPhone wird im Herbst vermutlich wieder über 1000 Euro kosten.
Ein angemessener Preis wäre meiner Meinung nach um die 800 Euro. Das ist immer noch viel Geld, aber der wäre eher zu rechtfertigen.
Du würdest als Apple-Chef die Preise senken. Was noch?
Ich würde stärker in die Schulen drängen. Das Tablet sollte zum Mittelpunkt des Klassenzimmers werden. Jeden Tag schleppe ich zehn Kilo Schulbücher mit mir herum, obwohl ich pro Tag nur ein, zwei Seiten lese. Das wäre auf einem Tablet, das ein paar Hundert Gramm wiegt, viel besser. Es gibt auch moderne Apps, die den Unterricht interaktiver machen würden.
Schulen müssen sich die Tablets auch leisten können.
Das neue iPad ist schon etwas günstiger, aber klar, die Preise müssten noch weiter purzeln. Vielleicht sollte Apple auf einen Teil des Umsatzes verzichten und die Geräte an die Schulen verleihen. Und ich würde Apps für mobile Geräte vorantreiben, die hat sowieso jeder Schüler dabei. Eines der größten Probleme löst das aber noch nicht: Einige Lehrer kennen sich mit der Technik und deren Möglichkeiten kaum aus. Auch hier müsste man ansetzen.
Was würdest du an Tim Cooks Stelle noch ändern?
Bei den neuen Macbooks würde ich eine Rolle rückwärts machen. Mir fehlen im Alltag einfach die Anschlüsse, seit sie nur noch USB-C unterstützen. Die Touch Bar ist eine nette Idee, ich halte sie aber für eine Spielerei.
Im Herbst kommt das neue iPhone. Was wünschst du dir – außer einem niedrigeren Preis?
Einen schnelleren Prozessor und damit einen noch stärkeren Fokus auf Künstliche Intelligenz. Dann könnte Siri noch cleverer werden. Momentan muss man die Sätze noch wie einen Befehl aussprechen. Das fühlt sich alles andere als natürlich an. Wenn Siri eine richtige Konversation führen könnte, wäre sie eher ein Freund statt ein Assistent. In diese Richtung muss es gehen!