Sprachassistent: Kaum einer nutzt Alexas wichtigstes Feature – so will Amazon das ändern

Musik spielen, die Eieruhr stellen, nach dem Wetter fragen: Sprachassistenten wie Google Home oder Amazon Echo werden in vielen Haushalten für kleinere Alltagsaufgaben genutzt. Als Amazon seine Assistentin Alexa entwickelte, hatte der Konzern aber ein ganz anderes Feature im Auge: Die Kunden sollten darüber shoppen – natürlich bei Amazon. Doch genau das blieb aus. Mit einer neuen Strategie soll sich das nun endlich ändern.

Amazons Vorstellung: Hersteller sollen in ihren Werbekampagnen gleich den passenden Kaufbefehl einbauen. Ein denkbares Beispiel wäre etwa: „Alexa, kaufe Ariel-Waschpulver“. Dazu hat das Unternehmen mit zahlreichen Firmen Kontakt aufgenommen, schreibt das Tech-Portal „Recode“, dem die entsprechenden E-Mails vorliegen. Die Kampagne richtet sich demnach vor allem an Unternehmen, die verpackte Verbrauchsgüter wie Waschmittel, Seife oder Windeln verkaufen.Amazon Echo Alexa Was fragen die Leute wirklich 14.05

Kostenlose Werbung für Alexa

Das Angebot in den E-Mails klingt allerdings erstmal wie eine Wunschvorstellung Amazons. Der Konzern will für die Nennung in der Werbung nichts bezahlen, sondern bietet im Gegenzug nur Unterstützung bei der Erstellung eines Alexa-Skills, Werbung bei Amazon und Informationen zur Platzierung in der jeweiligen Produktkategorie des Handelsportals. Gingen Unternehmen darauf ein, würden sie Amazon Millionen an kostenloser Werbung schenken.

Vermutlich handelt es sich aber schlicht um eine Verhandlungsstrategie. „Man startet eine Verhandlung nicht mit dem vernünftigsten Angebot, sondern mit dem, dass einem selbst am vorteilhaftesten erscheint“, zitiert „Recode“ einen Handelsexperten. Die angeschriebenen Unternehmen könnten also durchaus mehr herausholen. Amazon wollte sich gegenüber Recode nicht zu den E-Mails äußern. Ob auch deutsche Unternehmen angefragt wurden, ist aktuell nicht bekannt.Das hört Ihr Amazon Echo wirklich mit 15.20h

Alexa soll endlich shoppen

Das Ziel Amazons ist indes klar: Die Konsumenten werden durch die Werbung nicht nur darauf hingewiesen, dass man die Produkte auch per Alexa kaufen kann. Sie erweckt gleichzeitig den Eindruck, ein Kauf per Sprachbefehl wäre ein völlig normaler Vorgang – und senkt so die Hürde, es selbst mal zu versuchen. 

Auch der Fokus auf Hersteller von Verbrauchsgütern ist kein Zufall. Das größte Hindernis des Einkaufs per Sprache dürfte sein, dass beim klassischen Shopping etwa von Nahrung, Kleidung oder Technik immer auch eine gewisser Reiz ausgelöst werden muss, etwa durch eine schicke Optik. Bei den Verbrauchsgüter ist die Hürde niedriger – man kauft sie in der Regel einfach, weil man sie braucht. Dinge, die Sie unbedingt über Ihren neuen Amazon Alexa 12-50

Sprachkauf ist immer noch Zukunftsmusik

Erst im Sommer wurde durch einer Webseite zugespielte Informationen bekannt, dass kaum ein Echo-Besitzer die Kauf-Funktion des Gerätes nutzt. Nach Angaben des Insiders kauften die Kunden, die das Feature nutzten, tatsächlich vor allem Verbrauchsprodukte über Alexa ein. Der Markt soll allerdings groß sein: Bis zu 11 Milliarden Dollar Umsatz erwarteten die Marktbeobachter von RBC Capital Markets für 2020 – und zwar nur in den USA und Großbritannien. 

Dass es Amazon nicht in erster Linie um Geräteverkäufe geht, verraten auch die immer wieder gewährten, zum Teil krassen Rabatte der Echo-Geräte. Zuletzt gab es etwa den Echo Dot für nur 30 Euro, beim Kauf vieler Smart-Home-Geräte gibt es immer wieder kostenlose Echos dazu. Konkurrent Google verfolgt mit seinen Home-Lautsprechern eine ähnliche Verbreitungs-Strategie. Dort werden aber vor allem Nutzerdaten gesammelt, um dann gezielte Werbung verkaufen zu können. Allerdings hat sich auch Amazon in den letzten Jahren immer weiter als Werbe-Anbieter etabliert, es handelt sich um die am schnellsten wachsende Sparte des Internetriesens. Im ersten Quartal diesen Jahres hatte der Konzern erstmals mehr als 2 Milliarden Dollar  mit Werbung eingenommen.

Quelle: Recode, Techcrunch, Adage Alexa

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