Einsteigen, losfahren und sich mit dem Daumen am Lenkrad durch die Sender zappen – im Auto hat das Radio für viele seine eigentliche Daseinsberechtigung. Es ist das perfekte Nebenbeimedium für unterwegs. Allerdings kommt die Technik in die Jahre. Einen konkreten Abschalttermin gibt es für die in den Fünfzigern eingeführte Ultrakurzwelle in Deutschland zwar nicht, doch das Digitalradio DAB+ wird ihr mittelfristig den Rang ablaufen. In Norwegen ist UKW bereits in den Ruhestand verabschiedet worden, in der Schweiz steht die Pensionierung des Dampfradios in zwei Jahren an. Auch in Deutschland wird der Ausbau der digitalen Sendestationen vorangetrieben. Entlang der Autobahnen liegt die Abdeckung bereits heute bei fast 100 Prozent, bundesweit bei rund 90 Prozent
Im Auto beginnt die Umstellung wohl schon kommendes Jahr, jedenfalls formell. Das EU-Parlament wird 2019 DAB+ als Pflichtausstattung bei Neuwagen vorschreiben. Zwei Jahre sind als Übergangsfrist vorgesehen. Bis dahin müssen Neuwagenkäufer je nach Hersteller noch einen Aufpreis für das Digitalradio zahlen. Während Renault oder Skoda bereits heute ohne Aufpreis digitale Empfänger in ihre Kompaktklasse einbauen, steht DAB+ bei so mancher Premiummarke noch auf der Liste der teuren Sonderausstattung.
Die besten DAB+-Geräte für das Auto
Dem Autofahrer bietet die digitale Radiotechnik echte Vorteile: Rauschfreier Empfang in CD-Qualität und mehr Sender. Die Öffentlich-Rechtlichen sind digital bundesweit zu empfangen, darunter auch mit exklusiven Programmen, die es auf UKW nicht gibt, wie zum Beisiel Deutschlandfunk Nova. Zudem haben sich viele kleine Radiosender mit Spartenkanälen etabliert und bieten sortenrein zum Beispiel Rock, Oldies, Schlager oder Sport. Auch größere private Sender wie Energy und BigFM senden digital. Der nervige Sendersuchlauf ist passé, da alle verfügbaren Stationen automatisch erkannt und mit Namen aufgelistet werden. Auch die Favoritenliste bleibt bei bundesweiten Sendern aktuell, weil jeder Sender stets auf seiner für ihn reservierten Welle ausgestrahlt wird. UKW kann das nicht. So oder so: Wer häufig längere Strecken fährt, erspart sich mit DAB+ die nervige manuelle Suche nach einem passenden Radioprogramm.„City Transformer“ könnten das Stadtbild verändern 11.49
Endlich alle Verkehrsmeldungen auf den Punkt
Ein weiterer Segen: Exakte Verkehrsmeldungen. Damit ist nicht die Güte des minutenlangen Lageberichts von der Verkehrsfront im Deutschlandfunk gemeint, sondern die an Navigationsgeräte und Radios gesendeten Verkehrsfunkdaten. Die UKW-Bandbreite ist so knapp, dass bei vielen Verkehrsmeldungen oft nur die wichtigsten durchkommen. Mit der digitalen Radiotechnik lassen sich dagegen schneller größere Datenmengen übertragen und auf der Anzeige des Digitalradios einblenden. Je nach Gerät können sogar Straßenkarten, Umgehungsvorschläge oder Wetterkarten angezeigt werden. Sender wie VERA vom WDR senden 24 Stunden Verkehrsnachrichten in digitaler Form.
So kommt das digitale Radio ins Auto
Während Neuwagen bereits mit DAB+ Radios bestellt werden können, Standard sind sie noch nicht, lassen sich ältere Autos für den digitalen Empfang nachrüsten.
- Smartphone per Bluetooth oder AUX mit dem Autoradio verbinden: Das ist zwar die einfachste Lösung. Allerdings ist bei dieser „Zwischenlösung“ der Empfang oft nicht so gut.
- Autoradio austauschen: Allerbeste Karten bei der digitalen Aufrüstung haben Besitzer älterer Autos, in denen das Radio noch in einem Standardschacht in der Mittelkonsole steckt. Sie können das alte Gerät einfach herausziehen und eines mit DAB+ einschieben. Oft ein Kinderspiel, da alle Stecker genormt sind. Wenn das neue Radio nicht in den Schacht passen sollte, gibt es im Fachhandel Radioblenden, die den Hohlraum verschwinden lassen. Preislich gibt es große Unterschiede: Es gibt Radios für unter 100 Euro und Geräte von Premiumherstellern, die mehrere Hundert Euros kosten.
- Adapter nutzen: Sollte das Radio fest im Auto verbaut sein, kann ein DAB+ -Adapter eine gute Lösung sein. Wenn auch eine optisch wenig ansprechende. So muss eine Klebeantenne an der Windschutzscheibe befestigt werden, damit das digitale Signal empfangen werden kann. Dieses wird an eine freie UKW-Frequenz des Radios gesandt und so ausgestrahlt. Über ein RDS-Signal werden die Informationen auf das Display-Menü des UKW-Radios übertragen. So kann man digitale Sender suchen und einprogrammieren. Günstige Geräte beginnen bei rund 40 Euro. Markengeräte liegen zwischen 120 und 160 Euro.
- Einbauen lassen: Nachteil der Adapter: Sie sind mit ihrem Strippen aus Antennen- und Stromkabeln einfach hässlich anzuschauen. Wer es schön ordentlich im Auto mag, kann sich das neue Radio von Profiwerkstätten einbauen lassen. Auf der Seite der Initiative DAB+ gibt es eine Auswahl an Fachwerkstätten aus dem ganzen Bundesgebiet. Die Experten bauen hinter dem Radio einen Adapter an. Je nach Fahrzeugtyp du Baujahr variiert der Preis, rund 500 Euro sollte jedoch für den Umbau einkalkuliert werden. Günstiger wird es, wenn das Fahrzeug bereits einen USB-Anschluss hat, an dem der Adapter angeschlossen werden kann. Der Umbau würde dann rund 150 Euro kosten.