„Alexa, spiele Weihnachtslieder.“ Dieser Befehl wird für jede Menge Streit unter dem Weihnachtsbaum sorgen. Dort werden auch dieses Jahr wieder jede Menge Amazon Echos stehen. Und während die eine Hälfte der Deutschen die Sprachassistentin Alexa als praktische Ergänzung ihres Alltags sehen, die sich sogar von den Kleinsten bedienen lässt, sehen andere in ihr nicht weniger als den großen Lauschangriff.
Als Amazons Sprachlautsprecher Echo im Sommer 2015 vorgestellt wurde, kannte die Debatte nur ein Thema: Warum sollte man sich einen ständig lauschenden Lautsprecher in sein Zuhause stellen? Vom Kauf abgehalten hat das wenige. „Wir haben in Deutschland Millionen von Kunden, die einen Amazon Echo nutzen“, sagt Dave Limp zum stern. Er ist Amazons Hardware-Chef und weiß als Herr über Alexa genau, wie viel der Echo tatsächlich mitlauscht – und wie Amazon damit Geld verdient.
Amazon Echo Alexa Was fragen die Leute wirklich 14.05
Wie viel lauscht Alexa wirklich?
Wohl aus den Erfahrungen mit Geheimpolizei und Stasi-Spitzelleien reagieren speziell die Deutschen sehr empfindlich auf die Vorstellung, belauscht zu werden – sei es von Firmen oder dem Staat. Der ständig lauschende Echo ist die ideale Projektionsfläche für diese Ängste. Zu Recht? „Uns ist erst mal wichtig zu betonen, dass nur gespeichert wird, was nach dem Wort ‚Alexa‘ folgt. Alles andere kann ohnehin niemand wiederherstellen – weil es nicht existiert. Es wird nichts auf dem Gerät gespeichert und es wird nicht in die Cloud geschickt“, beschwichtigt Limp. Tatsächlich lauscht Amazon Echo immer mit, erst nach dem Aktivierungswort „Alexa“ startet aber eine Übertragung ins Internet. Dort werden dann die Befehle verarbeitet. Dabei werden auch die Audiodaten gespeichert.
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Trotz Verschlüsselung sind wir aber nicht die einzigen mit Zugriff auf unsere Aufnahmen – auch Amazon kann sie jederzeit anhören. „Es gibt sehr wenige Leute bei Amazon, die an diese Anfragen kommen können. Es geht, aber sehr eingeschränkt, man muss jede Menge Genehmigungen einholen“, sagt Limp. Meist würde das gemeinsam mit dem Kunden bei Service-Anfragen passieren. Aber auch eine staatliche Behörde könnte die gespeicherten Audio-Daten anfordern. „Sollten Daten gespeichert sein und wir erhalten eine gültige richterliche Anordnung, was in den USA häufiger vorkommt, ist bekannt, dass wir uns dagegen wehren. Sollte es aber eine legitime Anfrage sein, müssen wir die Daten freigeben. Wir brechen ja nicht das Gesetz. Aber das ist das letzte Mittel“, erläutert Limp Amazons Umgang mit Behörden-Anfragen. Der iPhone-Hersteller Apple hatte sich im letzten Jahr damit profilieren können, Anfragen des FBI gerichtlich abzuschmettern. Dort war die Situation allerdings eine andere: Anders als Amazon hat Apple keinen Zugang zu den verschlüsselten Daten, der Konzern konnte also die technische Hürde vorschieben.Dinge, die Sie unbedingt über Ihren neuen Amazon Alexa 12-50
Löschen erlaubt
Immerhin gibt es für die Kunden auch bei Amazon einen Weg, einen staatlichen Zugriff zu verhindern: Man kann die Daten schlicht löschen. „Wir haben schon seit Anfang an das Bedürfnis, den Kunden die Kontrolle über ihre Daten zu überlassen“, so Limp. “ Wir haben gerne Zugriff auf die bei uns – sicher verschlüsselt – gespeicherten Echo-Anfragen, weil es den Service besser macht, das maschinelle Lernen funktioniert dann besser. Aber auch das kann man alles löschen.“ Die Kunden hätten diese Option sowohl für die Shopping-Historie wie für die Audio-Aufzeichnungen. Nach Limps Auskunft sind die Daten dann auch für Amazon nicht mehr wiederherstellbar.
Über eine Nutzung der Aufzeichungs-Daten für Werbung – eine weitere Befürchtung vieler Nutzer – will der Konzern indes nicht nachdenken. „Wir haben über 10.000 Mitarbeiter, die nur an Alexa arbeiten – und nicht einer von ihnen arbeitet an Werbung.“ Zwar würden Produkt-Anfragen und Käufe über den Echo bei Amazon-Empfehlungen benutzt, die Daten würden aber nie den Konzern verlassen. „Wir haben noch nie – und werden auch nie – diese Daten extern weitergeben. Wir nutzen sie intern, um Features anzubieten, die unseren Kunden helfen, Empfehlungen sind da nur ein Beispiel. Aber wir verkaufen diese Daten nicht.“
So bringt der Echo Amazon Geld ein
Amazon Echo für jeden erhältlich – lohnt er sich? 19.40Ganz unberechtigt ist die Frage nicht. Anders als die Konkurrenten sorgt der Verkauf der Geräte selbst nicht für volle Kassen. „Wir verdienen Geld, wenn die Kunden die Geräte benutzen. Wir verkaufen sie quasi zum Herstellungspreis“, so Limp. Erst unsere Nutzung des Gerätes bringt dem Konzern also Gewinne ein. Doch wie genau? Einerseits soll das durch den Musikdienst Amazon Music funktionieren, der laut Limp in Deutschland von Anfang an sehr erfolgreich war. Auch der Hörbuch-Handel über Audible soll sich lohnen.
„Und dann ist da natürlich Shopping.“ Trotz Berichten, dass kaum ein Kunde die Einkaufs-Funktion des Echos nutzt, will der Konzern zufrieden mit den darüber erfolgten Verkäufen sein. „Es ist wirklich ein guter Start“, widerspricht Limp den Berichten. Und gibt dann doch zu, dass Einkaufen über Sprache noch keine Selbstverständlichkeit ist: „Man kann noch nicht alles gut bestellen. Das ist eine Herausforderung, die Sprache mit sich bringt. Wir haben Hunderte über Hunderte über Hunderte Millionen Produkte. Musik ist einfach. Da gibt es 40 Millionen Lieder, weniger Künstler, noch weniger Alben. Bei Shopping hängt da viel mehr dran. Man muss Größe, Schnitt, Farbe, Marke und viele weitere Metadaten abgleichen. Aber ich bin da sehr positiv eingestellt. Das Shopping, das es bereits gibt, die Nachbestellungen, die Einkaufslisten laufen alle sehr gut.“ Und: Wegen des Echos würden sich viele Kunden mehr smarte Haushaltsgegenstände kaufen – auch bei Amazon.
Ob Amazon diese Zusatzeinnahmen auch in Zukunft ausreichen werden, wird sich zeigen. Den Echo-Verkäufen hat die Lausch-Debatte indes nicht geschadet. In der Vorweihnachtszeit wurden so viele Echos verkauft, dass einzelne Modelle erst ab März lieferbar sind. Im Vergleich zu anderen Ländern kauften die Deutschen besonders gerne den Echo Show der zweiten Generation. Die Besonderheit: Im Gegensatz zu den anderen Echos hat er nicht nur Lautsprecher und lauschende Mikrofone, sondern auch einen Bildschirm – und eine Kamera.Alexa – der Traum der Geheimdienste 21.06