Neue Vorwürfe gegen Facebook: Spotify, Netflix und eine kanadische Bank sollen Zugriff auf Chats der Nutzer gehabt haben. Dabei konnten sie Chats lesen und sogar im Namen der Nutzer schreiben. Das berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf interne Facebook-Dokumente. Auch Microsofts Suchmaschine Bing habe demnach Zugriff auf die Namen von Facebook-Freunden eines Nutzers gehabt. Facebook hat den Zugang zu Nutzerdaten für Firmen verteidigt. Das Online-Netzwerk betonte, die Schnittstellen seien dazu gedacht gewesen, Nutzern den Kontakt zu ihren Facebook-Freunden auf den anderen Plattformen zu ermöglichen. Sie seien auch lediglich nach einer Anmeldung aktiviert worden, hieß es in einem Blogeintrag am Mittwoch.
Solche Verknüpfungen von Facebook-Accounts mit anderen Diensten werfen nicht zum ersten Mal Fragen auf. Das Online-Netzwerk sieht darin keine Verletzung der Datenschutz-Vorgaben: Die Nutzer hätten einfach auf der Plattform der Partner-Firma den Zugang zu ihren Facebook-Daten gehabt. Kritiker argumentieren, dass dabei Daten, zum Beispiel Informationen von Freunden, ohne deren Zustimmung weitergegeben worden seien.
Datenzugang ging Jahre nach Abschaltung weiter
Zuckerberg gegen iPhone 18.35Zugleich bestätigte Facebook, dass die entsprechenden Schnittstellen zum Teil noch 2017 verfügbar gewesen seien, obwohl der Datenzugang eigentlich 2014 eingestellt wurde. Das hätte nicht passieren dürfen, räumte der zuständige Manager Konstantinos Papamiltiadis ein. Facebook habe aber keine Hinweise darauf, dass es Datenmissbrauch nach dem Ende des Programms gegeben habe. Das Online-Netzwerk nannte auch die „New York Times“ selbst in der Liste der Partner, bei denen es eine Verknüpfung mit Facebook-Daten gab.
Laut der „New York Times“ sollen sowohl Facebook als auch die Partner von dem Deal profitiert haben. Demnach habe Facebook von Partnern wie Amazon, Yahoo oder dem chinesischen Smartphone-Anbieter Huawei Daten wie zum Beispiel Kontaktlisten erhalten, die dann unter anderem für Freundschaftsvorschläge genutzt worden seien. Das gehe aus Hunderten Seiten von internen Unterlagen hervor, die der Zeitung vorliegen. Noch im vergangenen Jahr hätten unter anderem Sony, Microsoft und Amazon E-Mail-Adressen von Facebook-Nutzern über ihre Freunde abrufen können.
Netflix und Spotify bekamen dem Blatt zufolge das Recht eingeräumt, private Nachrichten von Nutzern zu schreiben, zu lesen und zu löschen. Die Streaming-Anbieter erklärten, dies sei ihnen nicht bewusst gewesen. Sie wollen das Feature nie genutzt haben.
Update 1442: Netflix hat sich mittlerweile mit einem offiziellen Statement geäußert.
„Im Laufe der Jahre haben wir verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, Netflix sozialer zu gestalten. Ein Beispiel dafür war eine Funktion, die wir 2014 starteten. Sie ermöglichte Mitgliedern, Facebook-Freunden Serien und Filme über den Messenger oder Netflix zu empfehlen. Da das Feature nicht gut ankam, haben wir es 2015 wieder abgeschaltet. Zu keinem Zeitpunkt haben wir auf private Nachrichten von Personen auf Facebook zugegriffen oder um die Möglichkeit dazu gebeten.„
Quelle:New York Times
Jahresrückblick: Als das Silicon Valley seine Unschuld verlor 6.35