In den letzten Dezembertagen hält der Chaos Computer Club der vernetzten Gesellschaft traditionell den Spiegel vor: Von heute an versammeln sich rund 16.000 Besucher auf dem Jahreskongress der Hacker, der wie im Vorjahr in Leipzig stattfindet.
Begonnen hat der Hackerkongress mit der Forderung nach einem ungehinderten Zugang zu allen Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung. Das gegenwärtige Ringen zwischen Wissenschaftlern in Deutschland und großen Verlagshäusern um «Open Access» – also einen kostenfreien Zugang zu Publikationen – finde weltweit Beachtung, sagte die Bibliothekswissenschaftlerin am Forschungszentrum Jülich, Claudia Frick, am Donnerstag auf dem «Chaos Communication Congress».
Die Debatte hat in der vergangenen Woche neue Brisanz erhalten, nachdem die Max-Planck-Gesellschaft beschlossen hatte, den Vertrag mit dem internationalen Wissenschaftsverlag Elsevier Ende dieses Jahres auslaufen zu lassen und gemeinsam mit den Hochschulen in Deutschland eine Initiative für den ungehinderten Zugang zu Publikationen voranzutreiben. Diese Open-Access-Initiative namens Deal wird von der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen getragen. Während die Gespräche zwischen Elsevier und dem Deal-Projekt im Juli 2018 im Streit um die Konditionen ausgesetzt wurden, dauern sie mit den Wissenschaftsverlagen Springer und Wiley weiter an.
«Wir müssen die Paywall zu wissenschaftlichen Publikationen niederreißen», forderte Frick. Angesichts von Herausforderungen wie dem Klimawandel komme es wie nie zuvor auf eine breite Diskussion über Forschungsergebnisse an. Wenn 72 Prozent der wissenschaftlichen Publikationen nur für viel Geld zugänglich seien, schade das der gesellschaftlichen Entwicklung. In der Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Bibliotheken sieht Frick ein großes Potenzial, um das bisherige System für Publikationen zu reformieren, ohne dabei die für wissenschaftliche Veröffentlichungen unabdingbare Qualitätskontrolle einzuschränken.
Insgesamt werden mehr als 160 Vorträge und Workshops angeboten. Die Bandbreite der Themen reicht vom digitalen Zuhause (Smart Home) über das Eindringen ins iPhone-Betriebssystem iOS oder die künstlerischen Fähigkeiten von Robotern bis zu einem Vortrag über Hackerethik. Natürlich geht es auch immer wieder um das Dauerthema Überwachung, etwa bei den neuen Polizeigesetzen in mehreren Bundesländern, in der Überprüfung der elektronischen Patientenakte oder zur Blockade des Kommunikationsdienstes Telegram in Russland.
Ein spannendes Thema zur IT-Sicherheit ist in diesem Jahr die Venenerkennung, die als eines der sichersten biometrischen Verfahren zur Identifizierung von Menschen gilt. Zwei Berliner Hacker wollen zeigen, wie sie diese geknackt haben.
Der zum 35. Mal stattfindende Chaos Communication Congress, kurz 35c3, gehört zu den größten Hacker-Treffen der Welt. Die viertägige Veranstaltung ist längst ausverkauft und erneut gewachsen – rund 1000 Besucher mehr als im vergangenen Jahr kommen.