Tech-Branche: Sex-Skandale, Killerdrohnen, Datenlecks: Wie das Silicon Valley 2018 seine Unschuld verlor

Es hatte ein bisschen etwas von Woodstock in der Hippie-Zeit: Jahrzehntelang strömten talentierte Menschen in die Bucht von San Francisco, um an der digitalen Revolution zu arbeiten – mit frischen Ideen, einem unbändigen Willen zum Unkonventionellen und Kapuzenpulli statt Krawatte. Doch die Fassade vom einstigen liberalen Wunderland hat dieses Jahr gewaltig gelitten. Das einst so unschuldig wirkende Silicon Valley wurde 2018 von einem moralischen Erdbeben nach dem anderen erschüttert – von Sex-Skandalen über Datenlecks bis zu fragwürdigen Rüstungsprojekten.

Schon zum Jahreswechsel wurde dem männerdominierten Valley ein hässliches Bild im Spiegel vorgehalten: Nachdem die #metoo-Bewegung und ihre Enthüllungen Hollywoods Machtelite zum Wanken gebracht hatte, trauten sich auch zahlreiche Frauen aus der Tech-Branche über ihre Erfahrungen zu berichten. Und auch dort sah es wenig rosig aus. Von ständigen, unerwünschten Baggereien, über frauenfeindliche Einstellungen bis in die Chefetagen, bis zu ernsthaften Missbrauchsvorwürfen kamen Dutzende kleinere und große Skandale ans Tageslicht und ließen die testosterongetränkte Luft des Valley deutlich dünner werden. Als dann noch bekannt wurde, dass Agenturen Tech-Parties mit heißen Frauen versorgten und ein Buch enthüllte, dass einige der ganz Großen der Branche regelmäßig wahre Sex-Orgien feierten, war klar: Den Sexismus hatte die digitale Revolution nicht überwunden.Google Proteste Maven 6.04

Geld oder Moral?

Doch auch um andere Grundsätze ist es immer schlechter bestellt. Während in anderen Branchen die Arbeit mit dem Militär und Diktaturen zum schmutzigen Alltag gehört, mieden viele der größten Tech-Firmen solche Geschäfte lange erfolgreich. Doch dieses Jahr entschieden sich immer mehr Unternehmen, das Militär-Geld anzunehmen. Selbst Google – einst für den Slogan „Don’t be evil“ („tue nichts Böses“) bekannt – schockte dieses Jahr gleich mit mehreren fragwürdigen Projekten. Unter dem Namen „Project Maven“ unterstützte man etwa das US-Militär mit Künstlicher Intelligenz bei der automatischen Objekterkennung von Drohnen – und damit möglicherweise indirekt auch beim Töten von Menschen. Auch das „Project Dragonfly“ sorgt für mächtig Ärger: Nachdem Google sich jahrelang vom chinesischen Markt zurückgezogen hatte, bastelt der Konzern nun eine eigene Suchmaschine für die Volksrepublik, inklusive automatischer Zensur gegen die lästigen Dissidenten.

Bei den Mitarbeitern sorgt das für Furore. In offenen Briefen und Protestmärschen machen sie ihrem Ärger Luft. Auch über den Umgang mit der Kritik wird geklagt. „In den letzten Monaten bin ich immer enttäuschter gewesen, wie die Firma reagiert und wie mit den Sorgen der Menschen umgegangen wird“, erklärte einer der gegen Maven potestierenden Mitarbeiter gegenüber „Gizmodo“. In einem offenen Brief beklagten Google-Mitarbeiter vor kurzem ein regelrechtes Kippen des Konzerns. Lange hätten sie geglaubt, dass Google seine Werte über den Profit stellte, „wir glauben nicht mehr, dass das der Fall ist“. Der Konzern zeigte am Ende Einsicht: Project Maven wurde nicht verlängert, eine Bewerbung für einen weiteren Rüstungsauftrag eingestellt.Microsoft überholt Apple 21.09

Volle Unterstützung für das Militär

Microsoft dagegen setzt voll auf das Militär als Kunden. Gerade wurde bekannt, dass der Konzern einen 480-Millionen-Auftrag des Pentagons gewonnen hatte, um die Truppen mit der Mixed-Reality-Brille Hololens auszustatten. Diese ist zwar für den zivilen Einsatz entwickelt worden. Beim Pentagon ist der Auftrag aber Teil des JEDI-Programms – und das soll laut dem US-Militär-Sprecher „die Tödlichkeit unserer Abteilung erhöhen“.

Bei Microsofts Angestellten sorgt das für Bauchschmerzen. In einem offenen Brief bei  „Medium“ forderten sie im Oktober, dass der Konzern seine Bewerbung um einen gigantischen Militärauftrag zurückzieht. „Wie sollen wir Mitarbeiter, die diese Dienste entwickeln und pflegen, wissen, ob unsere Arbeit bei der Erstellung von Personen-Profilen, bei der Überwachung oder beim Töten benutzt wird?“, fragen die Mitarbeiter darin. Sie fordern klare, moralische Richtlinien und entsprechende Grenzen, wofür die Technik des Konzerns verkauft werden darf. Die Verfasser des Briefes dürften aktuell ziemlich enttäuscht sein. In einer Rede machte Microsoft-Präsident Brad Smith am Wochenende klar, dass der Konzern das Militär auch weiter „mit der besten Technologie versorgen wird, die wir entwickeln. Und zwar aller Technologie, ohne Einschränkung.“ Wer damit nicht einverstanden sei, könne sich ja versetzen lassen, erklärte der Konzern schon im Oktober in einem Blogpost. „Wir unterstützen flexibles Arbeiten“, heißt es dort trocken in Bezug auf Mitarbeiter mit moralischen Bedenken.Amazon Doku 18.30

Geschäfte im Skandal

 Amazons Angestellte haderten im Sommer ebenfalls mit einem moralisch schwierigen Projekt. Der Konzern suchte Gespräche mit dem US-Grenzschutz ICE um seine Gesichtserkennungs-Software zu verkaufen, auch hier gegen Proteste seiner Angestellten. Die Behörde macht seit Monaten Schlagzeilen, weil sie im Auftrag der Trump-Regierung illegale Einwanderer von ihren Kindern trennt. Zuvor hatte Amazon die Software schon an Polizei-Einheiten in Oregon und Florida ausgeliefert.

Für die größte Erschütterung sorgte indes Facebook – zumindest in den USA. Mit dem Skandal um den US-Wahlkampf 2016 und die Rolle des von Steve Bannon mitgegründeten Schnüffel-Unternehmen Camebridge Analytica ist der Konzern in seiner Heimat in eine gigantische Vertrauenskrise geschlittert. Dabei müssen sich Mark Zuckerberg und sein Team jede Menge unangenehme Fragen gefallen lassen, welche Daten der Konzern eigentlich erhebt und wie genau sie genutzt werden. Unter anderem wurde bekannt, dass Dutzende Unternehmen die Daten von Millionen Nutzern direkt abrufen konnten, in internen Mails wurde gar über den direkten Verkauf der Daten nachgedacht. Bisher nutzt Facebook sie nach eigenen Angaben nur für Werbung.Zuckerberg Interview_13.10Uhr

Das Ende der Unschuld

Als Hort des Datenschutzes galt Facebook zwar noch nie, das Ausmaß des Skandals ist aber ein neues. Zuckerberg musste vor dem US-Kongress und dem EU-Parlament aussagen, der langjährige Sicherheits-Chef Alex Stamos legte gar sein Amt nieder. Das Facebook Motto „Move fast and break things“ (etwa: Handle schnell und fürchte dich nicht, etwas kaputt zu machen) klang nicht mehr nach mutigen Kreativen, sondern nach rücksichtslosen Geschäftemachern.

In den Nachbeben werden nun auch andere Tech-Größen wie Google-Chef Sundar Pichai vor den Kongress zitiert und muss sich für vermeintliche Benachteiligungen republikanischer Kandidaten bei Google-Suchen rechtfertigen. Auch Apple-Chef Tim Cook mischte sich in die Daten-Debatte ein – und forderte reichlich untypisch eine Regulierung der Tech-Konzerne bei der Datenverarbeitung.

Ob die Konzerne aber tatsächlich Konsequenzen fürchten müssen, das steht auf einem ganz anderen Blatt. Von Seiten der Kunden und der Wirtschaft scheint zumindest aktuell keine Gefahr zu drohen. Die Nutzungs- und Verkaufszahlen sind weiter hoch. Schwankungen an der Börse lassen sich bisher mit wirtschaftlichen und nicht mit moralischen Entscheidungen erklären. Die unschuldige Naivität des Silicon Valley aber, sie scheint verflogen.

Quellen: LA Times, New York Times, Medium, Techcrunch, Microsoft, Daily Beast, Gizmodo

Sicherheit: donald, !@#$%^&* und mercedes: Das sind die schlechtesten 100 Passwörter des Jahres

Ob beim Online-Banking, bei Facebook oder für die unzähligen Shopping-Seiten: Jeder von uns müsste sich eigentlich Dutzende Passwörter merken. Die Firma Splashdata, Betreiber eines Passwort-Managers, hat nun die 100 unsichersten Passwörter des Jahres zusammengetragen – und die sollte man nun wirklich überhaupt nicht mehr verwenden. Zur Erstellung der Liste hat man die Millionen Log-In-Daten aus zahlreichen öffentlichen Passwort-Leaks ausgewertet. Es handelt sich um die weltweit beliebtesten Passworte, welche speziell in Deutschland beliebt sind, wurde nicht ausgewertet. Beliebteste Passwörter 2016 12.52

Was ist !@#$%^&* ?

Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich recht wenig getan. Die beliebtesten Passwörter sind weiter Varianten von „123456“. Klassiker wie „admin“, „password“ und „qwerty“ dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen, Namen sind weiterhin beliebt. Neu hinzugekommen ist „donald“, was dem US-Präsidenten geschuldet sein dürfte. Nachdem vor zwei Jahren plötzlich wieder „starwars“ auf der Liste auftauchte, sorgte die Filmreihe mit dem neuen Teil „solo“ für einen besonders unsicheren Neueinsteiger. Einige kryptische Zeichenfolgen wirken nur auf den ersten Blick clever: „!@#$%^&*“ kommt etwa heraus, wenn man auf einer US-Tastatur die Zahlenreihe durchgeht und dabei die Groß-Taste drückt.

Die meisten Passwörter auf der Liste wären ohnehin schon unsicher, weil sie in der Regel schlicht viel zu kurz sind. Dass sie auch noch zu den häufigsten gehören, macht sie aber gleich nochmal um ein Vielfaches unsicherer. Programme zum Hacken von Passwörtern testen als erstes Listen mit beliebten Worten – und die auf dieser Liste werden sie als allererstes ausprobieren. Warum die meisten Klischees zu sicheren Passworten falsch sind und wie man wirklich ein sicheres erstellt, erfahren Sie hier.

Das sind die 100 schlechtesten Passwörter 2018

  1. 123456
  2. password
  3. 123456789
  4. 12345678
  5. 12345
  6. 111111
  7. 1234567
  8. sunshine
  9. qwerty
  10. iloveyou
  11. princess
  12. admin
  13. welcome
  14. 666666
  15. abc123
  16. football
  17. 123123
  18. monkey
  19. 654321
  20. !@$%^&*
  21. charlie
  22. aa123456
  23. donald
  24. password1
  25. qwerty123
  26. zxcvbnm
  27. 121212
  28. bailey
  29. freedom
  30. shadow
  31. passw0rd
  32. baseball
  33. buster
  34. daniel
  35. hannah
  36. thomas
  37. summer
  38. george
  39. harley
  40. 222222
  41. jessica
  42. ginger
  43. letmein
  44. abcdef
  45. solo
  46. jordan
  47. 55555
  48. tigger
  49. joshua
  50. pepper
  51. sophie
  52. 1234
  53. robert
  54. matthew
  55. 12341234
  56. andrew
  57. lakers
  58. andrea
  59. 1qaz2wsx
  60. starwars
  61. ferrari
  62. cheese
  63. computer
  64. corvette
  65. mercedes
  66. blahblah
  67. maverick
  68. hello
  69. nicole
  70. hunter
  71. 1989
  72. amanda
  73. 1990
  74. jennifer
  75. banana
  76. chelsea
  77. ranger
  78. 1991
  79. trustno1
  80. merlin
  81. cookie
  82. ashley
  83. bandit
  84. killer
  85. aaaaaa
  86. 1q2w3e
  87. zaq1zaq1
  88. test
  89. hockey
  90. dallas
  91.  whatever
  92. admin123
  93. pussy
  94. liverpool
  95. querty
  96. william
  97. soccer
  98. london
  99. 1992
  100. biteme

Wer hat sich das eigentlich ausgedacht? : Kicken, umfallen, mitlaufen: Die verrücktesten Internetchallenges des Jahres 2018

Das Internet ist Heimat vieler verrückter Ideen. Dazu gehören auch die vielen Internetchallenges, die im Netz immer reichlich Nachahmer finden. Wir zeigen die Top 5 der absurdesten Ideen – von Neymar bis „In my Feelings“.

Millionen Nutzer betroffen: Datenpanne bei Facebook: Entwickler hatten Zugang zu Fotos

Durch eine Datenpanne bei Facebook haben Hunderte Apps im September mehrere Tage lang zu weitreichenden Zugriff auf Fotos von mehreren Millionen Mitgliedern des Online-Netzwerks gehabt.

Dazu gehörten auch Bilder, die Nutzer zwar auf Facebook-Server hochgeladen, aber nicht gepostet haben, wie Facebook mitteilte. Außerdem betroffen waren Fotos aus der Handelsplattform Marketplace sowie den Facebook Stories, in denen Nutzer Bilder und Videos für einen Tag für ihre Freunde veröffentlichen können. Die Apps hätten gemäß den erteilten Freigaben eigentlich nur Zugriff auf die Bilder haben dürfen, die Nutzer in ihrer Timeline geteilt hatten.

Die Lücke habe vom 13. bis zum 25. September bestanden, erklärte Facebook. Nach aktuellen Schätzungen könnten bis zu 6,8 Millionen der insgesamt mehr als zwei Milliarden Nutzer betroffen sein. Zugang zu den Fotos könnten bis zu 1500 Apps von 876 Entwicklern gehabt haben.

Voraussetzung dafür sei gewesen, dass sich Nutzer bei den Apps über den Facebook-Log-in angemeldet und ihnen Zugriff auf die Timeline-Bilder gewährt hätten. Die betroffenen Facebook-Mitglieder sollen nun informiert werden.

Unter den Betroffenen sind auch Nutzer aus der Europäischen Union, erklärte Facebook, ohne Zahlen zu nennen. Das Online-Netzwerk macht keine Angaben dazu, wann die Lücke entdeckt wurde. Die Behörden seien aber gemäß der EU-Datenschutzgrundverordnung fristgerecht unterrichtet worden, sagte ein Sprecher. Die DSGVO schreibt vor, Vorfälle mit personenbezogenen Daten binnen 72 Stunden an Behörden zu melden. Bei Verstößen können hohe Strafen verhängt werden.

Bei den hochgeladenen, aber nicht geteilten Fotos könne es sich zum Beispiel um Kopien von Bildern handeln, bei deren die Nutzer den Beitrag aus irgendwelchen Gründen nicht fertiggestellt hatten, erläuterte Facebook. Das Online-Netzwerk hebe dann eine Kopie für später auf.