100 Millionen für ein Jahr: Originale gegen Altbekanntes: Der irre "Friends"-Deal zeigt Netflix‘ größtes Problem

Bekannte Serien, viele Filme – und ein paar Eigenproduktionen: Das war lange das Erfolgsrezept von Netflix. Dass der Streaming-Dienst damals quasi allein auf weiter Flur stand, verstärkte den Effekt noch. Doch die Zeiten haben sich geändert. Netflix setzt immer mehr auf selbstentwickelte Inhalte statt auf teure Lizenzen. Und ist nun doch gezwungen, knapp 100 Millionen Dollar zu zahlen – nur um ein Jahr lang den Publikums-Liebling „Friends“ zeigen zu dürfen. Der Deal zeigt Netflix‘ schwersten Spagat.

Denn der Kampf um die Kunden wird immer härter seit Netflix echte Konkurrenten wie Amazon Prime fürchten muss. Um die Kunden an sich zu binden, setzen  die Streaming-Dienste wie TV-Sender immer mehr auf selbstentwickelte Inhalte. Das hat für sie gleich drei Vorteile: Zum einen hat man exklusive Inhalte, die es nur bei diesem Anbieter gibt. Zum zweiten investiert man das Geld nur einmal, statt wie bei Lizenzen immer wieder bezahlen zu müssen. Und zu guter Letzt schützt es vor dem, was nun bei „Friends“ passierte: Die Inhalte können nicht von den Lizenzinhabern von der Plattform genommen werden.Netflix Dezember 16.31

Die Flucht der Inhalte

Tatsächlich sollte auch „Friends“ als Teil eines neuen Dienstes des Heimat-Senders NBC bei Netflix ausscheiden. Erst nach einer regelrechten Bieterschlacht mit anderen Konkurrenten konnte Netflix sich die erfolgreichste Comedy-Serie aller Zeiten für 100 Millionen für ein weiteres Jahr exklusiv sichern. Danach erwägt der Sender die Serie ab Ende 2019 einfach zeitgleich mit Netflix anzubieten. Die für Netflix so wichtige Exklusivität wäre aber dahin.

Ähnliches dürfte in den nächsten Jahren viel häufiger drohen. Neben der Großmacht Disney planen auch viele TV-Sender einen eigenen Dienst aufzubauen, statt die Inhalte wie bisher an die Streaming-Konkurrenz auszuleihen. Dabei wird es nicht immer um den tatsächlichen Erfolg eines eigenen Dienstes gehen. Alleine die glaubwürdige Drohung, beliebte Serien oder Inhalte nicht mehr zu lizensieren, stellt ein gewaltiges Pfund in den Verhandlungen her. Der nächste Superlativ wird für die amerikanische „Stromberg“-Variante „The Office“ erwartet, laut Insidern die meist gestreamte Serie bei Netflix.

Der echt Gau kommt aber im nächsten Jahr. Ende des Jahres will Disney seinen eigenen Dienst starten, die Folgen für Netflix sind aber schon jetzt bekannt. „Antman and the Wasp“ wird der letzte Marvel-Film sein, der zu Netflix kommt, auch „Star Wars“ und natürlich sämtliche Disney- und Pixar-Filme werden dann nirgendwo mehr sonst zu sehen sein.Friends Netflix 15.47

Netflix braucht „Friends“

Für Netflix ist das ein echtes Problem, denn das Angebot des Dienstes lebt auch aus der Mischung aus neuen und bekannten Inhalten. Natürlich werden zunächst kaum Kunden den Dienst kündigen, bloß weil es dort nicht mehr „Der König der Löwen“ zu sehen gibt. Auf Dauer wird die Wahrnehmung aber vermutlich darunter leiden. So sehr Netflix sich bemüht, mit hochwertigen Serien wie „House of Cards“ oder „Dare Devil“ zu punkten, den Glanz der alten Marken wie Disney – oder eben „Friends“ wird man mittelfristig wohl nicht erreichen können. Wenn immer mehr der altbekannten Inhalte woanders landen, könnten die Kunden irgendwann mitgehen. Schließlich wird niemand Dutzende Abos für Streaming-Angebote buchen. Als Sweet Spot gelten allgemein drei Dienste.

Auf Dauer könnte Netflix aber durchaus gut da stehen. Serien wie „Friends“, „Greys Anatomy“ oder „Gilmore Girls“ leben vor allem vom Nostalgie-Faktor der Fans, die mit ihnen aufwuchsen – als sie noch im Fernsehen liefen. Die jetzt nachkommenden Generationen schauen aber gar nicht mehr fern. Und werden eventuell eben Netflix-Serien als Nostalgie-Programm laufen lassen. Und die gibt es dann nicht bei Disney.

Social-Media-Trend: "Ich habe Hafturlaub" – Twitter diskutiert, wie man mit wenigen Worten das erste Date ruiniert

Es gibt wieder einen neuen Trend bei Twitter: Wie ruiniert man sein Date in vier oder weniger Worten? Wer zu viel über seine Mutter oder seinen Hafturlaub spricht,  sorgt ganz schnell für ein Ende. Das sind die witzigsten Tweets.

Aufrüstung: Putins neuer Laser soll US-Raketen und Jets zerstören

Im März kündigte Russlands Präsident Putin eine ganze Reihe von neuen Waffensystemen an. Nun gab der Kreml bekannt, dass ein weiteres System – eine Laserwaffe – in Dienst gestellt wurde. Der sogenannte Peresvet-Laser ist nach einem Kampf-Mönch des 14. Jahrhunderts benannt. Alexander Peresvet kämpfte gegen die Mongolen in der Schlacht von Kulikovo. Die Schlacht gilt in Russland als Wendepunkt im Kampf gegen die mongolischen Invasoren.

In den veröffentlichten Videos kann man erkennen, dass die Anfang Dezember in Dienst gestellten Waffen auf schweren Anhängern montiert und während des Transports von einer schützenden Box umgeben sind. Es ist zu erwarten, dass der Laser Drohnen, Raketen, Marschflugkörper und Flugzeuge abfangen soll.

Schneller als Jets und Raketen

Ein Laser bietet grundsätzliche Vorteile als Abwehrwaffe. Wegen seiner extrem hohen Geschwindigkeit kann das Ziel einem Strahl weder ausweichen noch andere Abwehrmaßnahmen ergreifen. Laser gelten als derzeit einzige Waffe, die sogenannte Hyperschallwaffen bekämpfen können. Zu den Nachteilen zählt der enorm hohe Energiebedarf des Lasers. Außerdem benötigt ein Laserstrahl immer eine direkte, nicht unterbrochene Linie zum Ziel. Das schränkt die Reichweite ein, insbesondere bei niedrig fliegenden Zielen.

Putin beschrieb Peresvet-Laser und andere Waffen im März als eine Reaktion Russlands auf die Entscheidung der USA im Jahr 2002, sich aus dem Anti-Ballistic Missile Treaty zurückzuziehen und einen globalen Schutzschild zur Abwehr von Raketen zu entwickeln. Der Großteil der neuen russischen Waffen ist so konzipiert, dass der teure US-Schutzschild ihnen nichts anhaben kann. Waffen wie die Rakete S-500 Triumfator-M und nun auch der Peresvet-Laser sollen US-Raketen zuverlässig abfangen können. Raketentest ind Russland (2) 6.35

Leistungsdaten sind geheim

Technische Einzelheiten über den Laser sind nicht bekannt. Man weiß weder, wie hoch seine Leistung ist, noch, mit welcher Technik er das Licht bündelt, noch wie das System seine Ziele findet. Im März behauptete Putin, dass „bedeutende Fortschritte“ im russischen Laserwaffenprogramm erzielt seien und sagte „es gibt gute Gründe zu glauben, dass wir unseren Konkurrenten in diesem Bereich einen Schritt voraus sind“. Er sagte jedoch auch: „Ich will nicht mehr Details verraten. Es ist noch nicht die Zeit dafür. Aber Experten werden verstehen, dass sich mit solchen Waffen Russlands Kapazitäten zur Verteidigung vervielfacht haben.“

Angesichts der prominenten Vorstellung in der Putin-Rede und der Fähigkeiten der anderen damals vorgestellten Waffen ist es nicht wahrscheinlich, dass es sich nur um einen schwachen Laser zur stationären Drohnen-Abwehr handelt. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass begann die Auslieferung vom Peresvet-Laser bereits 2017. Äußerlich ähnelt der russische Laser dem Laser Weapon System der U.S. Navy. Über die Fähigkeiten der beiden Waffen sagt die Ähnlichkeit der Bauform allerdings nichts aus.Putins Wunderwaffen 19.20

Untergrund-Farmen: Raus aus der Kohle, rein ins Gemüse – alte Bergwerke sollen zu Farmen werden

Wenn es immer mehr Menschen gibt, wird der Platz auf der Erdoberfläche auch immer knapper. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Lebensmitteln. Eine Methode, dem Problem Herr zu werden, ist es, Gemüse in „Fabriken“ herzustellen. Der Vorteil dabei: Durch die Aufzucht in Regalen und den Bau mehrere Geschosse wird jeder Quadratmeter Erdoberfläche mehrfach ausgenutzt.

Cannabis wird – weil illegal – schon lange in Gebäude angebaut, anstatt Sonne gibt es künstliches Licht. Für andere, legale Pflanzen wird das Verfahren attraktiv, weil es heute möglich ist mit deutlich weniger Energie, das benötigte Licht herzustellen.Grafik I

Platz für 25.000 Farmen

Der Präsident der Gesellschaft für nachhaltige Energietechnologie, Prof. Saffa Riffat, glaubt, dass alte Kohlebergwerke „perfekte“ unterirdische Lebensmittelfarmen sein könnten. Der Vorteil: Verlassene Bergwerke gibt es im Vereinigten Königreich in große Zahl. Hallen oder Tunnel müssen nicht neu angelegt werden. Selbst die nötige Infrastruktur für Strom, Wasser und Transport ist bereits vorhanden.

In Großbritannien soll es über 150.000 stillgelegte Schächte geben. Zusammen macht das die ungeheure Fläche von 25.000 Quadratkilometern, so Wissenschaftler der University of Nottingham. Das wären 25.000 Gemüse-Farmen mit 100 Hektar Fläche. Wobei jeder Hektar Grundfläche zu mehreren Hektar Anbaufläche führt.Grafik II

„Ich bin sehr gespannt auf das enorme Potenzial. Anstatt so viel Lebensmittel auf dem Luft-, Schienen- und Seeweg zu importieren, könnten wir hier viel davon in großen Mengen anbauen“, sagte Prof. Riffat der BBC. Seine Vision für die letzten aktiven Zechen: Die Bergleute sollten nicht entlassen werden, sondern zu Untergrund-Farmern umgeschult werden.

„Wir haben ein großes Problem mit der Nahrungsmittelproduktion und der Versorgung der Weltbevölkerung, die bis 2050 voraussichtlich neun Milliarden erreichen wird“, so Riffat von der Universität von Nottingham. „Wir müssen das für unsere Zukunft tun. Wir haben einen wachsenden Bedarf an Nahrungsmitteln, vor allem in den Städten, aber weniger Platz, um sie anzubauen.“

Interesse in China

Tunnel und Kavernen haben einen offenkundigen Mangel, sie verfügen über kein Tageslicht. Es muss künstlich erzeugt werden. Doch die Tiefe hat beim Anbau von Pflanzen viele Vorteile – neben dem geringen Platzbedarf auf der Oberfläche. Es gibt keine Jahreszeiten und keine Unwetter. Unter Tage lassen sich permanent ideale Bedingungen erzeugen. Jahreszeitliche Trockenperioden gibt es nicht. Im Gegenteil, die meisten Bergwerke liegen so tief, dass die Schächte durch Pumpen trockengehalten werden müssen.

Weiterer Vorteil: In der Tiefe wird es kuschelig warm – ideale Bedingungen zum Wachstum. In einem Schacht von 50 Quadratmetern lassen sich mit industriellen Methoden daher bis zu 80 Tonnen Lebensmittel pro Jahr produzieren, so eine Studie der Universität. Unter Tage lassen sich 10 Erntezyklen pro Jahr erreichen, verglichen mit ein bis zwei Zyklen in der konventionellen Landwirtschaft.

Neben den britischen Behörden soll auch China Interesse an dem Konzept haben. Das Land in Fernost hat trotz der Ein-Kind-Politik der vergangenen Jahrzehnte ein kräftiges Bevölkerungswachstum hingelegt. Gab es im Jahr 2000 rund 1,27 Milliarden Chinesen, sind es 2018 laut Hochrechnungen rund 1,4 Milliarden Menschen, die in China leben. Da Chinas Bevölkerung stark überaltert, soll es bald eine Drei-Kind-Politik in China geben. Das würde abermals für einen Bevölkerungsanstieg sorgen.

Quelle: BBC – Old coal mines can be ‚perfect‘ underground food farms

BioBunker

Technik unterm Weihnachtsbaum: Was Männer wollen, aber nicht auszusprechen wagen

Heiligabend endet die Genderneutralität: Typen freuen sich zu Weihnachten über grundsätzlich andere Dinge als Typinnen. Eine Simulatorgrube zum Beispiel oder einen fetten Audioblock. Und auch wenn mancher Wunsch zu groß ist, man wird ja noch träumen dürfen.

Europaweite Regeln: Grenzenloses Streaming: Verbraucher haben weiter Probleme

Acht Monate nach Inkrafttreten einer europaweiten Regel zum grenzenlosen Nutzung kostenpflichtiger Streaming-Dienste haben Kunden noch immer Probleme, die Inhalte im EU-Ausland abzurufen.

Wie eine repräsentative Studie der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz ergab, konnte jeder zweite verreiste User die Dienste nicht genauso nutzen wie zu Hause.

Zum 1. April war die EU-Regel in Kraft getreten, wonach Anbieter wie Netflix, Sky Go oder Spotify ihren Kunden auch auf Reisen im EU-Ausland Zugriff auf die Inhalte ihres Heimatlandes gewähren müssen. Anbieter kostenloser Inhalte und die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender fallen nicht unter die neue Regel.

«Trotz der Portabilitätsverordnung haben viele Verbraucher noch Probleme bei der grenzüberschreitenden Nutzung», erklärt Manfred Schwarzenberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Konkret ergab die Studie, dass von den mehr als 2500 befragten Abonnenten kostenpflichtiger Dienste, knapp ein Fünftel einen oder mehrere Angebote seit April im Ausland genutzt hat. Laut der Ergebnisse berichtete unter ihnen fast jeder Zweite (49 Prozent) von Problemen.

Am häufigsten beklagten die Befragten, dass Inhalte, die sie in Deutschland streamen können, im Ausland gar nicht oder nur teilweise verfügbar gewesen seien.

Nutzerdaten weitergegeben: Datenschutz-Strafe für Facebook in Italien

Facebook ist in Italien zu einer Datenschutz-Strafe von zehn Millionen Euro verurteilt worden. Die Wettbewerbsbehörde AGCM störte sich an der Weitergabe von Nutzerdaten bei der Anmeldung mit einem Facebook-Account bei anderen Websites und Apps.

Die AGCM wirft dem Online-Netzwerk eine aggressive Geschäftspraxis vor, weil die Möglichkeit, sich anderswo mit den Facebook-Accountdaten anzumelden, ohne eine ausdrückliche Zustimmung des Nutzers voreingestellt sei. Die vorgesehenen Abwahl-Möglichkeiten für die Funktion seien nicht ausreichend. Facebook erklärte am Freitag, man prüfe die Entscheidung und hoffe, die Bedenken der Behörde ausräumen zu können. Zugleich versicherte das Online-Netzwerk, dass Daten nicht ohne Zustimmung der Nutzer mit anderen Apps oder Websites geteilt würden.

Zeigegerät veränderte die Welt: Die Computermaus wird 50 Jahre alt

Das Auditorium der Brooks Hall in der Innenstadt von San Francisco ist schon seit 1993 geschlossen.

Nichts erinnert daran, dass hier vor 50 Jahren ein Meilenstein in der Computer-Geschichte gesetzt wurde. Lange bevor der erste Personal Computer auf den Markt kam, demonstrierte am 9. Dezember 1968 der Tüftler Douglas C. Engelbart erstmals eine Computermaus. Es gingen dann aber noch über zehn Jahre ins Land, bevor die Maus mit dem Apple Macintosh für ein Massenpublikum verfügbar wurde.

Engelbart hatte sich vor der großen Präsentation vor über 1000 Computerexperten in San Francisco jahrelang mit dem Entwurf eines Gerätes beschäftigt, das die Interaktion zwischen einem Menschen und einem Röhrenbildschirm erlaubt. Computer waren damals so teuer, dass nur Universitäten, große Unternehmen und das Militär sich die großem Rechenschränke leisten können. Und sie waren unglaublich kompliziert zu bedienen: Um mit der Maschine kommunizieren zu können, musste man lange Befehlsfolgen eintippen oder vorab in Lochstreifen gestanzte Befehle einlesen.

In der Vision von Engelbart sollten Symbole auf dem Bildschirm erscheinen, die man mit einem Zeiger ansteuern und aktivieren kann. 1962 veröffentlichte der ehemalige Navy-Radartechniker am Stanford Research Institute (SRI) in Menlo Park ein wissenschaftliches Papier unter dem Titel «Augmenting the Human Intellect: A conceptual framework» (Erweiterung des menschlichen Intellekts: Ein Grundkonzept).

Zwei Jahre später baute Engelbart zusammen mit seinem Chefingenieur Bill English den ersten Maus-Prototypen. Diese Originalmaus, die in einem Holzgehäuse untergebracht war, enthielt ein Rad, das die Bewegung des Gerätes in Cursorbewegungen auf dem Bildschirm umsetzte. Ein Mitarbeiter in Engelbarts Labor meinte, das Holzkästchen sehe mit der roten Taste oben und dem Kabel hinten wie eine Maus. Der Name blieb hängen.

Es dauerte dann bis zum 9. Dezember 1968, bis Engelbart das Konzept der Öffentlichkeit vorstellte. Die 90-minütige Live-Präsentation auf der «Fall Joint Conference», die in einem Video für die Nachwelt erhalten geblieben ist, ging als «Mutter aller Demos» in die Geschichte ein.

Engelbart führte damals den Einsatz einer Maus vor, die auf einem Bildschirm einen schwarzen Punkt bewegte. «In unserer Vision gingen wir davon aus, dass die Menschen zur Lösung von Problemen computergestützte Arbeitsstationen einsetzen werden», sagte Engelbart 30 Jahre später in einem Interview. «Diese Stationen setzten voraus, dass man mit Hilfe eines Geräts einen Cursor und damit die Informationen auf dem Bildschirm ansteuern konnte.» Er habe damals im Auftrag der Weltraumorganisation Nasa verschiedene Geräte ausprobiert, darunter einen Lichtgriffel und auch Joysticks. «Es stellte sich schnell heraus, dass die Maus besser als alle anderen Geräte funktionierte.»

Fast in Vergessenheit geraten ist, dass in dieser Zeit auch in Deutschland an dem Konzept einer Computermaus gearbeitet wurde. Für die Bundesanstalt für Flugsicherung (BFS) in Frankfurt entwickelte eine Abteilung des Elektro-Pioniers Telefunken in Konstanz ein System, in dem ein Zeiger benötigt wurde. Eine «Rollkugelsteuerung» sollte den Fluglotsen ermöglichen, auf einem großen Radar-Bildschirm Darstellungen von Flugzeugpositionen zu markieren. Einige Wochen vor der Demo in San Francisco stellte Telefunken sein Konzept vor.

Engelbart hatte die Idee also nicht allein. Doch im Gegensatz zu den Deutschen ließ sich sein Arbeitgeber SRI die Erfindung 1970 als «X-Y-Positionsanzeigesteuerung für die Bewegung per Hand über eine beliebige Oberfläche zur Verschiebung eines Positionsanzeigers auf dem Bildschirm» unter der Nummer 3,541,541 als Patent eintragen.

Einen Erfolg im Massenmarkt konnten damals aber weder Telefunken noch das Team in Kalifornien feiern. Engebarts Auftraggeber Nasa konnte mit der ersten Maus nicht viel anfangen, auch weil bald deutlich wurde, dass seine Maus in der Schwerelosigkeit nicht angewandt werden konnte. Und Telefunken baute die «Rollkugelsteuerung» zwar in seinen Großrechner TR440 ein, doch diese Computerschränke bekam kaum jemand zu Gesicht. Die Großrechner kosteten bis zu 15 Millionen D-Mark und wurden in geringen Stückzahlen von der Bundesanstalt für Flugsicherung und anderen Behörden verwendet.

Das Konzept der Computermaus verschwand für einige Jahre wieder in der Versenkung, wurde dann vom legendären kalifornischen Forschungszentrum Xerox Parc aufgegriffen, wo auch eine grafische Benutzungsoberfläche für den Computer Xerox Alto entwickelt wurde. Aber auch dieser Rechner war für ein Massenpublikum viel zu teuer. Apple-Mitgründer Steve Jobs sah den Alto 1979 und übernahm das Konzept der grafischen Bedienoberfläche. Apples «Lisa» war der erste Computer, der für die Maus ausgelegt war. Mit dem Macintosh erreichte die Maus 1984 dann den Durchbruch. Dieser Erfolg beeindruckte wiederum Microsoft-Mitbegründer Bill Gates so sehr, dass er sich von der Kommandozeile von MS-DOS verabschiedete und nach dem Vorbild des Apple Macintosh dann Maus und Icon als Standard bei Windows einführte.

Die von Engelbart entwickelte Computermaus hat mit den heutigen Mäusen nur wenig gemeinsam. Der erste Maus-Prototyp besaß anstelle einer Kugel ein Rad für die Cursorbewegungen. In den siebziger Jahren passte der Schweizer Jean-Daniel Nicoud das Konzept an, indem er die Regelwiderstände in Engelbarts Maus durch optische Messgeber ersetzte – und damit auch den Grundstein für den unternehmerischen Erfolg der Firma Logitech legte. Heutige Computermäuse funktionieren zumeist mit Laserdioden, die auf Infrarot-Technik basieren.

Als Eingabeinstrument wird die Maus aber inzwischen vom menschlichen Finger überholt. Auf Milliarden von Smartphones und Tabletcomputern wird ohne Maus gewischt und getippt. Und in Zukunft könnte die menschliche Sprache wiederum zur populärsten Dialogmethode zwischen Mensch und Maschine werden.

Douglas C. Engelbart hat diese Zeitenwende noch mitbekommen. Er starb am 2. Juli 2013 im Alter von 88 Jahren in Atherton (Kalifornien).

Frequenzauktion in Gefahr?: 5G: Netzagentur warnt Bundesministerien vor Roamingpflicht

Die Frequenzauktion für das schnelle mobile Internet 5G im Frühjahr 2019 ist nach Einschätzung der Bundesnetzagentur in Gefahr.

Grund hierfür sei das Vorhaben der Bundesregierung, mit der Änderung des Telekommunikationsgesetzes lokales Roaming zu erzwingen. Dies geht aus einem Brief einer Fachabteilung der Bonner Behörde an die Bundesministerien für Verkehr und Wirtschaft hervor. Eine solche Änderung noch vor der 5G-Auktion würde «erhebliche Rechtsunsicherheiten verursachen und das Auktionsverfahren gefährden», warnen die Autoren. Das Schreiben liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Zuvor hatte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» darüber berichtet.

Beim lokalen Roaming würden Handynutzer in einem Funkloch automatisch und kostenlos mit dem Netz eines anderen Telekommunikationskonzerns verbunden werden. Für Verbraucher klingt das sinnvoll, Netzbetreiber werten dies hingegen als betriebswirtschaftlichen Bremsklotz: Da sie die Konkurrenz auf ihre Antennen lassen müssten, würden ihre Investitionen in teure Funkmasten entwertet, warnt etwa die Deutsche Telekom. Diesen Bedenken trug die Netzagentur Rechnung, als sie Ende November die Regeln für die Frequenzauktion vorstellte und dabei auf eine Roamingpflicht verzichtete – sie schrieb nur vor, dass die Firmen miteinander verhandeln müssen, also ein Verhandlungsgebot.

Das wiederum rief Unbehagen in der Politik hervor – führende Bundestagsabgeordnete aus der Unions- und SPD-Fraktion setzten sich für eine lokale Roamingpflicht ein und forderten die Bundesregierung auf, diese in der ohnehin anstehenden Telekommunikationsnovelle festzuschreiben. Hierbei bezogen sie sich auf einen EU-Kodex. Dieser Aufforderung kommen die zuständigen Ministerien nun laut «FAZ» nach.

In der Bonner Regulierungsbehörde heißt es nun, ein lokales Roaming wäre «technisch sehr aufwendig und damit schwer umsetzbar». So eine Pflicht würde zu erheblichen Unsicherheiten führen, heißt es in dem Schreiben: «Mit Blick auf diese Unsicherheiten ist fraglich, ob und in welchem Umfang ein Netzbetreiber in den weiteren Netzausbau – insbesondere im ländlichen Raum – investieren wird, wenn er im Nachhinein Wettbewerber auf sein Netz lassen muss.»

Damit machen die Autoren deutlich, dass die von der Politik beabsichtigte bessere Flächenabdeckung für Verbraucher ein Rohrkrepierer werden könnte – und die Abdeckung mancherorts noch schlechter sein könnte, weil dort kein einziger Netzbetreiber mehr Antennen baut und damit Funklöcher im ländlichen Raum blieben.

5G steht für die fünfte Mobilfunkgeneration. Die Übertragungsrate ist etwa 100 Mal so hoch wie bei 4G (LTE). Während Privatverbraucher bei den meisten mobilen Anwendungen auch mit 4G zufrieden sein dürften, ist 5G für die Industrie immens wichtig – die Firmen setzen auf eine bessere Vernetzung ihrer Maschinen und auf Innovationen wie autonomes Fahren oder Telemedizin, für die ultraschnelles Internet nötig ist.

Unterdessen beklagten die Grünen eine Benachteiligung von Bahnstrecken gegenüber Straßen. Denn Pflicht ist die Versorgung mit einer Download-Geschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde bis Ende 2022 nur auf Bahnabschnitten mit mehr als 2000 Fahrgästen pro Tag. Das betreffe etwa die Hälfte des 40 000 Kilometer langen Bahnnetzes, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Frage von Grünen-Politiker Cem Özdemir, der dem Verkehrsausschuss des Bundestags vorsitzt. Alle übrigen Schienenwege müssen bis Ende 2024 mit 50 Megabit versorgt werden. Für die Auflagen bei Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen ist die Auslastung unerheblich.

Özdemir kritisierte einen «unfairen Wettbewerb» zwischen Schiene und Straße: «Wer will, dass mehr Menschen mit der Bahn fahren und Güter auf die Schiene kommen, muss endlich für fairen Wettbewerb sorgen zwischen Straße und Schiene», sagte Özdemir der dpa.