Neue Strategie: So wurde Microsoft wieder wertvoller als Apple

Der Kampf um den Thron ist eröffnet: Anfang der Woche hat Microsoft erstmals seit acht Jahren Apple als wertvollstes Unternehmen der Welt abgelöst – zumindest für ein paar Sekunden. Der iPhone-Hersteller holte sich kurz darauf den Titel zurück, doch seitdem blickt die Technikwelt gespannt an die Spitze der Börsenwelt. Kommt es zu einer dauerhaften Wachablösung?

Microsoft ist derzeit 852 Milliarden US-Dollar wert, Apple liegt bei 858 Milliarden. Das Kopf-an-Kopf-Rennen hat zwei Ursachen: Microsoft gelang in den letzten Jahren ein bemerkenswertes Comeback, zugleich profitiert der Windows-Hersteller von einer aktuellen Schwächephase bei Apple.

Darum sinkt der Kurs von Apple

Anfang August war Apple noch auf dem Zenit: Als erstes US-Unternehmen überhaupt knackte der Konzern die Marke von einer Billion Dollar. Seitdem ging der Börsenkurs jedoch nach unten, unter anderem wegen Berichten aus Zulieferkreisen, dass sich die aktuellen iPhone-Modelle angeblich nicht so gut verkaufen wie erhofft. Zwar gab das Unternehmen mittlerweile bekannt, das iPhone XR sei der momentane Bestseller. Konkrete Zahlen wurden jedoch nicht genannt. Wie die Situation wirklich ist, lässt sich erst im Frühjahr erahnen, wenn der Konzern die nächsten Quartalszahlen verkündet.

Zugleich sorgten sich Anleger über die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, dass Apple unter möglichen US-Strafzöllen auf iPhone-Importe aus China leiden könnte. Der Gewinn könnte allein dadurch um bis zu vier Milliarden US-Dollar sinken.

Darum legt Microsoft immer weiter zu

Doch Microsofts Erfolg ist nicht nur mit der schwächelnden Konkurrenz zu erklären. Seit Satya Nadella im Februar 2014 das Ruder übernahm, fährt das Unternehmen einen neuen Kurs. Der Wechsel an der Spitze konnte kaum kontrastreicher sein: War der vorherige Chef Steve Ballmer für seine lauten, zuweilen krawalligen Auftritte bekannt, ist Nadella eher ein Mann der leisen und überlegten Töne, der auch viel von der Technik hinter dem Business versteht. Er ist ein Bastler, kein klassischer Manager wie Ballmer. Mit Erfolg: Die Umsätze kletterten in den letzten Quartalszahlen um 19 Prozent auf 29,1 Milliarden US-Dollar, der Gewinn stieg im Jahresvergleich um ein Drittel auf 8,8 Milliarden.iPhone XR 12h

Nadella fokussiert sich jedoch auf neue Sparten. Zwar wird der Großteil des Umsatzes nach wie vor mit der klassischen PC-Sparte mit dem Windows-Geschäft erwirtschaftet. Hier stieg der Umsatz zuletzt um 15 Prozent auf 10,7 Milliarden US-Dollar. Damit macht das einstige Kerngeschäft aber nur noch etwas mehr als ein Drittel der Einnahmen aus. Denn andere Unternehmensbereiche legen deutlich schneller zu: Die Surface-Sparte verzeichnete dank des neuen Surface Go ein Plus von 14 Prozent auf 1,2 Milliarden. Das Ende 2016 übernommene Online-Karriereportal LinkedIn steigerte die Erlöse um 33 Prozent.

Der größte Wachstumsmotor ist jedoch das lukrative Cloud-Geschäft. Die Azure-Plattform, mit der Unternehmen ihre Websites, Apps und Daten verwalten und Zugriff auf eine fortschrittliche Künstliche Intelligenz erhalten, verzeichnet bereits seit Jahren hohe Umsatzsprünge. Zuletzt ging es um 76 Prozent nach oben. Mit Azure konkurriert Microsoft vor allem mit Amazons Marktführer AWS  (Amazon Web Services) und den Cloud-Diensten von Google. Insgesamt legte die Intelligent-Cloud-Sparte um 24 Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar zu. Sollte das Wachstum ähnlich rasant bleiben, dürfte Microsoft in den nächsten Jahren mehr mit seinen Cloud-Diensten als mit der klassischen PC-Sparte verdienen. Auch die Büro-Software „Office 365“ verkauft sich prächtig: Sie legte im abgelaufenen Quartal um 36 Prozent zu.

Apple vs. Microsoft – wer macht das Rennen?

Beide Unternehmen verfolgen verschiedene Strategien. Apple verdient den Löwenanteil des Umsatzes mit Hardware, genauer: dem iPhone. Das Telefon spült mehr als die Hälfte der Gewinne in die Kassen. Außerdem gibt es noch den Mac, das iPad, die Apple Watch sowie weitere Geräte wie die AirPods und den Apple TV. Mit dem Verkauf von Hardware sind hohe Margen möglich, allerdings garantieren sie keinen regelmäßigen Geldstrom.

Microsoft fährt einen ganz anderen Ansatz: Die Redmonder setzen auf Software und Cloud. Nadella will die Infrastruktur für andere Unternehmen bieten, die Bürosoftware Office wird deshalb auch für Apple-Geräte angeboten. Das sorgt für niedrigere, aber regelmäßige Gewinne. Mit der Spielekonsole Xbox, der Cloud-Sparte, dem populärsten PC-Betriebssystem und diversen Büro-Diensten ist Microsoft auch sehr breit aufgestellt.

Die Zukunft ist Software

Analysten zufolge ist der Smartphone-Markt allmählich gesättigt, das dingliche Telefon verliert an Bedeutung. Die Software selbst rückt in den Mittelpunkt, was Unternehmen wie Google und Microsoft zugutekommt, die ihre Dienste plattformübergreifend bereitstellen. Das weiß auch Tim Cook. Der Apple-Chef baut seit einigen Jahren die Services-Sparte aus, will also mehr Geld mit Abonnements für Apple Music oder der iCloud verdienen. Im kommenden Jahr soll ein eigenes Angebot von Filmen und Serien starten. Bislang hat das Services-Geschäft aber nicht in Ansätzen die Bedeutung der Hardware-Verkäufe

Für einen Abgesang auf Apple, wie er mancherorts zu lesen ist, ist es dennoch zu früh. Der Konzern hat Bargeldreserven von mehr als 250 Milliarden US-Dollar, ist also ohne Probleme in der Lage, sich fremde Unternehmen einzuverleiben. Zudem ist die aktuelle Börsenentwicklung nur eine Momentaufnahme, die im Wesentlichen von den kurzfristigen Erwartungen der Anleger abhängt. Apple hat in seiner mehr als 40-jährigen Geschichte jedoch schon mehrfach bewiesen, dass der Konzern sich transformieren kann. So wie es auch Microsoft vor einigen Jahren gelang. Der Kampf um die Spitze dürfte auch in den nächsten Jahren noch spannend bleiben.

Cook-Interview 17.05

Motorola One vs. Nokia 7.1: Diese 250-Euro-Smartphones lösen das größte Android-Problem – doch welches ist besser?

Es ist die größte Achillesferse von Android-Smartphones: Weil sie meist spät oder gar nie neue Updates erhalten, sind selbst Premium-Smartphones mit Googles Betriebssystem immer wieder anfällig für Angriffe. Das Projekt Android One soll dieses Dilemma endlich beheben, es verspricht zwei Jahre lang stets Software auf dem neuesten Stand. Wir haben mit dem Motorola One und dem Nokia 7.1 zwei der Spar-Smartphones mit Android One getestet und verraten, welches der 250-Euro-Geräte sich wirklich lohnt. 

Nimmt man die Geräte zur Hand ist schnell klar: Beim Design ist Nokia vorne. Das 7.1 Plus fühlt sich teurer an als es ist. Der leicht angeschliffene Metallrahmen und die Glasrückseite sorgen gemeinsam mit der tollen Verarbeitung für einen sehr wertiges Gefühl. Auch das Motorola One kann sich für seinen günstigen Preis sehen lassen, so edel wie das Nokia-Gerät wirkt es mit seiner Plastikrückseite aber nicht. IMG_3821 Pixel 3 XL im Test 11.45

iPhone-Look

Beim Display setzen beide auf ein weitgehend randloses Design im iPhone-Look. Auch hier kann Nokia punkten: Der Bildschirm in 5,8 Zoll ist zum einen mit seiner Auflösung von 2280 x 1080 Bildpunkten deutlich schärfer als der 5,9-Zöller des One mit seinen 1520 x 720 Pixeln. Zudem strahlt es auf voller Helligkeit heller und somit auch bei hellem Umgebungslicht gut ablesbar. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist Geschmacksache: Beim Nokia sind die Farben knalliger, das Motorola stellt sie etwas zurückhaltender dar.

Unter der Haube geben sich die Smartphones technisch wenig. Für Daten bringen beide 64 GB Speicher mit, der zudem noch erweiterbar ist. Beide setzen auf Achtkern-Chips der Mittelklasse, der Arbeitsspeicher liegt bei 4 GB. In Benchmarks ist der Chip des Nokias minimal leistungsfähiger, im Alltag merkt man davon aber wenig. Mit Hochleistungs-Smartphones wie dem Huawei Mate 20 Pro oder dem iPhones XS können sie sich so nicht messen, in dieser Preisklasse wäre das aber auch eine Sensation. Im Alltagseinsatz sind beide in der Regel flüssig zu bedienen, bloß bei der Kamera merkt man manchmal die Rechenzeit.Moto vs Nokia Nachtfoto Oneplus 6T_17.25

Keine Foto-Stars 

Apropos Kamera: Wer sich das Smartphone vor allem für Fotos kauft, dürfte mit beiden Geräten nicht vollständig glücklich werden. Bei Tageslicht schießen beide ordentliche Schnappschüsse, an das Niveau teurer Smartphones kommen sie nicht heran. Beim Motorola erscheinen Farben manchmal etwas zu verwaschen, Details verwackeln wegen des etwas langsamen Auslösers. Dafür hat das Nokia-Model manchmal unerklärliche Schlieren in Teilen des Bildes, als hätte sich der Fokus verschoben. Einige, wenige Male löste es im Test zudem ohne Meldung gar nicht aus.

Bei schlechtem Licht zeigen beide starke Schwächen, beim Nokia sind aber immerhin halbwegs brauchbare Fotos drin. Das Motorola ist ab Dämmerung wegen des zu langsamen Auslösers unbenutzbar, die Bilder sind schlicht zu zerschliert.

Obwohl beide eine Doppelkamera mitbringen, können sie weder beim Zoom noch bei Bildern mit unscharfem Hintergrund-Effekt („Bokeh“) wirklich begeistern. Beim Motorola lässt sich der Bokeh-Effekt stärker einstellen, beim Nokia wirkt er aber natürlicher.IMG_3775 iPhone XR 12h

Solide Akkus, schnelle Updates

Beim Akku setzen beide Modelle auf solides Mittelmaß. Mit einem Fassungsvermögen von 3000 (Motorola) beziehungsweise 3060 Milliamperestunden (Nokia) halten sie den ganzen Tag durch, mehr sollte man aber nicht erwarten. Schade: Kabellos lassen sich beide nicht laden – obwohl das mit Glas- und Plastikgehäuse möglich gewesen wäre. Immerhin unterstützen beide ein schnelleres Aufladen. 

Als Android-One-Smartphones ist die Software bei beiden identisch: pures Android auf dem neuesten Stand. Auf beiden ist mit 8.1 die seit Ende Oktober erhältliche, neueste Version von Android installiert. Damit haben sie vielen teureren Geräten etwas voraus. Natürlich sind auch alle Extras wie die Objekt- und Texterkennung via Google Lens und der smarte Assistant an Bord. Das Wichtigste ist aber, das auch in Zukunft die neueste Software zur Verfügung steht: Zwei Jahre kommen die großen Updates inklusive Features, ein zusätzliches werden Sicherheitsupdates garantiert – das bieten selbst die meisten Premium-Smartphones mit Android nicht. 

Fazit: Gut und besser

Auch ohne Android One wären das Motorla One und das Nokia 7.1 gemessen am Preis ein rundes Paket. Die aktuelle Software wertet es noch einmal kräftig auf. Das eigentlich gute Motorola One wird aber klar vom Nokia 7.1 überstrahlt. Bei Design, Display und Kamera hat Nokia merkbar nochmal eine Schippe draufgelegt. Und das, obwohl das Nokia 7.1 mit 250 Euro nur minimal teurer ist als das Motorola One mit seinen 225 Euro.

Wer nicht beinharter Fan der Lenovo-Tochter ist, sollte deshalb lieber zum Nokia greifen. Alternativen sind das Huawei P20 Lite (240 Euro) oder das Samsung Galaxy A8 (275 Euro). Beide allerdings ohne die schnellen Updates von Android One.

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Schnelles Internet: Verband: Glasfaserausbau erheblich beschleunigen

Der schleppende Ausbau schneller Glasfaserleitungen kann nach Einschätzung des Bundesverbands Breitbandkommunikation nur durch kokrete Maßnahmen erheblich beschleunigt werden.

Dazu sei ein Paket erforderlich, das eine ganze Reihe von Stellschrauben verändere, teilte der Breko in Berlin zu seiner Jahrestagung mit. «Wenn wir so weitermachen wie bisher, ist bis 2025 gerade einmal die Hälfte der Haushalte angeschlossen», sagte Iris Henseler-Unger, Direktorin des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (wik).

Allein 80 bis 90 Prozent der Kosten entfielen bei der Verlegung von schnellen Glasfaserleitungen aktuell auf den Einsatz von Personal, Material und Maschinen, ergab demach ein Gutachten des Instituts. Hinzu kämen spürbare Kapazitätsengpässe auf dem Tiefbaumarkt – und steigende Preise. Es gebe große Diskrepanzen zwischen der politischen Wahrnehmung und der vor Ort. Notwendig sei deshalb die Anstrengung aller Beteiligten, nicht nur der Telekom-Unternehmen, sondern auch der öffentlichen Hand und der Tiefbau-Firmen.

Das wik schlägt etwa den Abschluss langfristiger Rahmenverträge für den Ausbau und die frühzeitige Einbindung der Kommunen vor. Zudem könnten alternative und kostensparende Verlegetechniken wie das sogenannte Micro-Trenching, bei der die Leitungen in nur 10 bis 30 Zentimetern Tiefe verlegt werden, den Ausbau beschleunigen.

«Mehr als 80 Prozent aller heute verfügbaren, reinen Glasfaseranschlüsse werden von alternativen Netzbetreibern in Deutschland – mehrheitlich Mitgliedern des Breko – gestellt», sagte Breko-Geschäftsführer Stephan Albers. Der Verband wolle künftig seine Potenziale stärker bündeln. Geplant sei zudem im kommenden Jahr, auf der Messe Fiber Days in Wiesbaden mit einer «Tiefbaubörse» Netzbetreiber und Tiefbauer zusammenzubringen.

Smalltalk mit Luna: Unternehmen testen Roboter im Kundenkontakt

Luna Pepper lernt schnell. Jeden Tag wird sie mit neuen Informationen gefüttert, damit sie sich besser mit Menschen unterhalten kann. Die Roboter-Dame, die in einer Bremer Sparkassenfiliale zuhause ist, begrüßt die Kunden, spricht mit ihnen über das Wetter oder erzählt einen Witz.

«Sei mir bitte nicht böse, wenn ich noch nicht alles weiß», sagt sie ab und zu. Dabei blickt die 120 Zentimeter große Luna ihr Gegenüber mit leuchtenden Kulleraugen an. «Wenn du zufrieden bist, bin ich es auch» – mit solchen Sätzen bringt sie etliche Menschen zum Schmunzeln.

Der Leiter der Bremer Stadtteil-Filiale, Alexander Löde, ist stolz auf die neue Mitarbeiterin. «Sie unterstützt uns mit Rat und Tat», sagt er. Die Begegnung mit Luna sei für alle ein besonderes Erlebnis.

Roboter mit regelmäßigem Kundenkontakt sind in Deutschland bislang selten. Nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) werden sogenannte humanoide Roboter mit menschenähnlicher Gestalt bislang vor allem zu Forschungszwecken und auf Veranstaltungen wie Messen eingesetzt. Als fester Bestandteil eines Service-Konzepts seien sie noch nicht weit verbreitet, erklärt der Geschäftsführer von VDMA Robotik und Automation, Patrick Schwarzkopf.

Aber: «Es ist im Kommen. Ich glaube, dass die humanoiden Roboter, die auf Rädern laufen, in der Nähe der Marktreife sind», meint Schwarzkopf. Zur Beantwortung einfacher Fragen etwa nach einem bestimmten Produkt seien sie gut einsetzbar. «In den kommenden fünf Jahren werden viele Menschen mal einen Roboter gesehen haben.»

Noch sind diese in der Arbeitswelt nicht so weit verbreitet. Doch irgendwann, da ist sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sicher, werden die Roboter so gut sein, dass sie Arbeitskräfte ersetzen könnten. Im Dienstleistungssektor sei das teils schon der Fall, weil dort Computer Routinetätigkeiten – zum Beispiel Schadensmeldungen bei der Versicherung oder Reklamationen im Online-Handel – übernehmen könnten, sagt der Gewerkschaftsexperte Karl-Heinz Brandl.

In den Robotern sieht er jedoch auch eine Chance. In der Pflege könnten sie dem Fachkräftemangel entgegenwirken, bei Versicherungen oder Banken dafür sorgen, dass die Mitarbeiter sich stärker auf die Kunden konzentrieren könnten. Daher glaubt er nicht daran, dass Roboter menschliche Beschäftigte komplett verdrängen könnten. «Die Kunden wollen mit einem realen Menschen reale Themen diskutieren.»

Am Münchner Flughafen hatten Reisende im vergangenen Frühjahr die Gelegenheit, sich mit einer Kollegin Lunas zu unterhalten. Wie in Bremen wählten die Projektverantwortlichen das Modell Pepper des japanischen Anbieters SoftBank Robotics und gaben ihm eine weibliche Identität. Drei Monate stand Josie Pepper als Ansprechpartnerin bereit. Reibungslos war die Kommunikation nicht immer.

«Eine der größten Herausforderungen war, dass die Menschen es noch nicht gewöhnt sind, mit dem Roboter zu kommunizieren», berichtet Projektleiterin Julia Schmidt. «Die Leute haben Fotos mit dem Roboter gemacht, aber sie haben ihm nicht zugetraut, eine richtige Frage zu beantworten.» Eine positive Bilanz zieht Schmidt dennoch: Josie sei insgesamt sehr gut bei den Passagieren angekommen.

Derzeit nutzt der Münchner Flughafen Josie Pepper für Veranstaltungen. Als Ehrengast beantwortet sie die Fragen der Besucher. «Robotik und künstliche Intelligenz beschäftigen uns auch weiterhin», sagt Schmidt. Ob die Roboter-Dame irgendwann wieder für die Passagiere da sein soll, ist unklar. Schmidt zufolge wird derzeit geklärt, in welchen Bereichen Josie den größten Mehrwert bietet.

Auch die Stadtsparkasse München hat seit Anfang des Jahres einen Roboter im Einsatz, um Menschen die digitalen Möglichkeiten zu erklären. Smalltalk könne Monaco Pepper auch, sagt Banksprecher Joachim Fröhler. «Er kommt sehr gut bei den Besuchern an.» Fröhler geht davon aus, dass sich Monacos Einsatzgebiet erweitern wird. «Die Luft nach oben ist weit. Künstliche Intelligenz ist ein Thema, das uns in der Gesellschaft zunehmend beschäftigen wird.»

Die Sparkasse in Bremen hat mit ihrer Luna, die ohne Programmierung rund 20.000 Euro gekostet hat, viel vor. Zunächst soll sie Laser-Sensoren bekommen und fahren lernen, wie Filialleiter Löde sagt. Möglich sei zum Beispiel, dass sie eine zum Gespräch erwartete Kundin in der Eingangshalle begrüßt und dann dem entsprechenden Mitarbeiter Bescheid gibt. Bei der Beratung fremdsprachiger Kunden soll sie ebenfalls helfen – geplant ist, dass Luna Englisch, Russisch und Türkisch lernt. «Wenn sie die Fremdsprachen kennt, können wir sie mit ins Gespräch nehmen, und sie übersetzt», erklärt Löde.

Ermöglicht wird all das durch die Software im Roboterkopf. Im Fall von Luna steckt das Bremer Unternehmen Blackout Technologies dahinter, das «Persönlichkeiten» für Roboter anbietet. Bestimmte Fähigkeiten und Antwort-Muster werden einprogrammiert, danach kommt die Rechen-Power aus Netzwerken im Internet. So kann der Roboter Sprachanfragen verarbeiten und entsprechende Antworten formulieren.

Besondere Sicherheitsrisiken sieht Schwarzkopf vom VDMA nicht. «Es ist eine Frage der IT-Sicherheit, die sich nicht so wesentlich von anderen IT-Anwendungen unterscheidet», sagt er. Wie bei anderen Technologien gebe es auch bei intelligenten Robotern allerdings die Aufgabe, die Daten so abzusichern, dass sie nicht gehackt werden.

Nur neun Millimeter dick: Acer Swift 7: Das dünnste Notebook der Welt im Test

Wer einen neuen Laptop kaufen will, hat die Qual der Wahl. Brauchbare Geräte bekommt man schon für wenige Hundert Euro. Diese sind aber meist weder besonders schnell noch schlank. Wer möglichst wenig im Rucksack verstauen möchte, kommt deshalb um ein Ultrabook nicht herum. Die Rechner sind dünn, leicht und haben trotzdem ein potentes Innenleben. Eine der auffälligsten Inkarnationen dieses Produkttyps ist das Acer Swift 7. Der Hersteller bewirbt es als „das dünnste Notebook der Welt“.

Gehäuse: Ganz schön flach

Die Bauhöhe des mattschwarzen Aluminiumgehäuses beträgt 8,98 Millimeter. Damit ist es noch einmal einen Millimeter schlanker als der ohnehin dünne Vorgänger. Das ist technisch beeindruckend, das Notebook ist sogar dünner als manches Smartphone. DSC09550

Durch die flache Bauweise muss man jedoch mit weniger Schnittstellen vorlieb nehmen. An der linken Seite gibt es zwei USB-C-Anschlüsse (1. Generation) und eine Kopfhörerbuchse. Am rechten Gehäuserand gibt es neben dem An/Aus-Schalter einen Einschub für eine Nano-SIM, denn das Swift 7 ist LTE-fähig. Wer herkömmliche USB- oder Ethernet-Buchsen, einen HDMI-Anschluss oder microSD-Slot benötigt, kommt um einen Adapter nicht herum. Das ist jedoch auch bei den meisten Konkurrenten der Fall.

Löblich: Im Lieferumfang des Swift 7 ist bereits ein Adapter mit HDMI und zwei USB-Buchsen (1x USB-A, 1x USB-C) enthalten. DSC09537

Bildschirm und Tastatur

Die zwei wichtigsten Elemente eines Notebooks sind der Bildschirm und die Tastatur. Beim Display handelt es sich um einen 14 Zoll großen Touchscreen, er reagiert also auch auf Eingaben mit dem Finger. Der Bildschirm selbst ist scharf und kontrastreich, allerdings stark spiegelnd und nicht besonders hell. Wer häufig im Freien arbeitet, wird damit wenig Freude haben. Gestört hat uns der doppelte Rand unter dem Display, in dem auch die Webcam verbaut ist. Das geht doch eleganter?

Die Tastatur ist hintergrundbeleuchtet, die Tasten haben eine angenehme Größe, sodass man ohne viel Eingewöhnung schnell und zuverlässig tippen kann. Der Anschlag ist nicht so hart und laut wie bei den Macbooks, sondern weicher mit einem kaum spürbaren Druckpunkt – welche Variante einem besser gefällt, ist Geschmackssache. Das Trackpad ist mit 12 mal 6,5 Zentimetern vergleichsweise klein, zudem ist es nicht klickbar. An die Präzision des Macbook-Trackpads kommt es nicht heran.

Links neben der Tastatur befindet sich ein Fingerabdruckscanner. Dieser funktioniert einwandfrei und wird von Windows Hello unterstützt. Optisch fügt sich der Sensor jedoch nicht so recht in das Gesamtbild ein. DSC09547

Leistung

Die schlanke Bauform fordert auch bei der Leistung ihren Tribut. Das Gehäuse hat keinen Lüfter, wodurch der Laptop zwar angenehm leise arbeitet, der Prozessor (ein Intel-Chip der siebten Generation) ist aber auch schwachbrüstiger. In puncto Leistung liegt das Swift 7 in etwa auf dem Niveau des Apple Macbook 12 (2017). Für alltägliche Aufgaben wie die gängigen Office-Anwendungen, Browser und Multimedia-Dienste ist es damit ausreichend. Bei 3D-Videospielen und komplexer Video- und Bild-Software kommt es aber schnell an seine Grenzen. Das Swift 7 ist eben ein Rechner für Menschen, die in erster Linie Wert auf Mobilität legen und weniger einen vollwertigen Desktop-Ersatz suchen.

An der Unterseite des Notebooks befinden sich übrigens die Lautsprecher. Die sind für Videotelefonate ausreichend, lassen aber jeglichen Bass vermissen. Aber wo soll der bei so einem schmalen Gehäuse auch herkommen.

Akku

Die gute Akkulaufzeit unterstreicht die Mobilität des Swift 7: Acht Stunden Laufzeit – also zwei bis drei Filme bei mittlerer Helligkeit am Stück – sind durchaus drin. Bei rechenintensiven Anwendungen ist die Batterie natürlich schneller leer. Aufgeladen ist das Swift 7 in knapp zwei Stunden. Geladen wird das Notebook via USB-C. Das dazugehörige Netzteil liefert 45 Watt und wiegt 291 Gramm, kommt aber noch mit einem klobigen Kaltgeräte-Anschlusskabel daher.

Fazit

Mit nur neun Millimetern ist das dünne Gehäuse des Swift 7 ohne Frage ein Hingucker. Das mattschwarze Gehäuse wirkt edel, hier und da stören aber Details – wie der links neben der Tastatur platzierte Fingerscanner. Insgesamt gelingt Acer jedoch der Spagat aus kompaktem Formfaktor, großem 14-Zoll-Display (sogar mit Touch) und einer vollwertigen, hintergrundbeleuchteten Tastatur. Die Akkulaufzeit ist mit etwa acht Stunden im guten Bereich. Der Prozessor ist für alltägliche Aufgaben ausreichend, für Games, Photoshop und Co. aber nicht geeignet. Ein Nachteil sind die schwachen Boxen, die mäßige Bildschirmhelligkeit und das kleine Touchpad.

Ist das Swift 7 nun empfehlenswert? Wer Wert auf ein flaches Gehäuse, einen großen Bildschirm und Windows-Betriebssystem legt, womöglich sogar mobiles Internet benötigt, könnte mit dem Gerät glücklich werden. Ein Arbeitstier ist das Swift 7 nicht, eher ein mobiler Büro-Rechner mit Eyecatcher-Qualitäten. Mit 1300 Euro ist es allerdings kein Schnäppchen.

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Schlüsseltechnologie: Bitkom fordert Tempo bei Künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz ist nach Einschätzung des Digitalverbands Bitkom «die wichtigste Schlüsseltechnologie der kommenden Jahrzehnte».

Für die Etablierung entsprechender Lösungen forderte der Verband am Dienstag im Vorfeld des Digital-Gipfels ambitionierte Maßnahmen der Bundesregierung. «Für die Wirtschaft bedeutet KI eine neue Stunde null», sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. «Es muss uns gelingen, die vielfältigen Chancen der KI für alle Lebensbereiche nutzbar zu machen – von der Medizin über die Mobilität bis zur Bildung.»

Ab kommendem Montag debattiert die Bundesregierung in Nürnberg ihre weitere Strategie dazu, wie die Digitalisierung im Land beschleunigt und gestärkt werden kann. Künstliche Intelligenz wird dort ein zentrales Thema sein, erst Mitte des Monats hatte die Bundesregierung ihre Strategie zur Etablierung entsprechender Lösung beschlossen. Damit soll Deutschland und Europa zu einem führenden Standort für KI werden.

«Die KI-Strategie der Bundesregierung ist ein Aufbruchssignal», sagte Berg. «Jetzt müssen wir an die Arbeit gehen.» Wie eine Studie des Bitkom ergab, sehen inzwischen 62 Prozent der Bundesbürger in Künstlicher Intelligenz eher eine Chance, vor einem Jahr lag der Anteil demnach noch bei 48 Prozent. Während 2017 noch 47 Prozent der Befragten KI eher als Gefahr einstuften, tun dies aktuell nur noch 35 Prozent. Auch mit Blick auf die zunehmend positive Einstellung in der Bevölkerung forderte Berg konkrete Maßnahmen und einen ehrgeizigen Zeitplan. Auch die jährlich vorgesehenen 500 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt würden dazu nicht reichen.

Sprachassistent: Kaum einer nutzt Alexas wichtigstes Feature – so will Amazon das ändern

Musik spielen, die Eieruhr stellen, nach dem Wetter fragen: Sprachassistenten wie Google Home oder Amazon Echo werden in vielen Haushalten für kleinere Alltagsaufgaben genutzt. Als Amazon seine Assistentin Alexa entwickelte, hatte der Konzern aber ein ganz anderes Feature im Auge: Die Kunden sollten darüber shoppen – natürlich bei Amazon. Doch genau das blieb aus. Mit einer neuen Strategie soll sich das nun endlich ändern.

Amazons Vorstellung: Hersteller sollen in ihren Werbekampagnen gleich den passenden Kaufbefehl einbauen. Ein denkbares Beispiel wäre etwa: „Alexa, kaufe Ariel-Waschpulver“. Dazu hat das Unternehmen mit zahlreichen Firmen Kontakt aufgenommen, schreibt das Tech-Portal „Recode“, dem die entsprechenden E-Mails vorliegen. Die Kampagne richtet sich demnach vor allem an Unternehmen, die verpackte Verbrauchsgüter wie Waschmittel, Seife oder Windeln verkaufen.Amazon Echo Alexa Was fragen die Leute wirklich 14.05

Kostenlose Werbung für Alexa

Das Angebot in den E-Mails klingt allerdings erstmal wie eine Wunschvorstellung Amazons. Der Konzern will für die Nennung in der Werbung nichts bezahlen, sondern bietet im Gegenzug nur Unterstützung bei der Erstellung eines Alexa-Skills, Werbung bei Amazon und Informationen zur Platzierung in der jeweiligen Produktkategorie des Handelsportals. Gingen Unternehmen darauf ein, würden sie Amazon Millionen an kostenloser Werbung schenken.

Vermutlich handelt es sich aber schlicht um eine Verhandlungsstrategie. „Man startet eine Verhandlung nicht mit dem vernünftigsten Angebot, sondern mit dem, dass einem selbst am vorteilhaftesten erscheint“, zitiert „Recode“ einen Handelsexperten. Die angeschriebenen Unternehmen könnten also durchaus mehr herausholen. Amazon wollte sich gegenüber Recode nicht zu den E-Mails äußern. Ob auch deutsche Unternehmen angefragt wurden, ist aktuell nicht bekannt.Das hört Ihr Amazon Echo wirklich mit 15.20h

Alexa soll endlich shoppen

Das Ziel Amazons ist indes klar: Die Konsumenten werden durch die Werbung nicht nur darauf hingewiesen, dass man die Produkte auch per Alexa kaufen kann. Sie erweckt gleichzeitig den Eindruck, ein Kauf per Sprachbefehl wäre ein völlig normaler Vorgang – und senkt so die Hürde, es selbst mal zu versuchen. 

Auch der Fokus auf Hersteller von Verbrauchsgütern ist kein Zufall. Das größte Hindernis des Einkaufs per Sprache dürfte sein, dass beim klassischen Shopping etwa von Nahrung, Kleidung oder Technik immer auch eine gewisser Reiz ausgelöst werden muss, etwa durch eine schicke Optik. Bei den Verbrauchsgüter ist die Hürde niedriger – man kauft sie in der Regel einfach, weil man sie braucht. Dinge, die Sie unbedingt über Ihren neuen Amazon Alexa 12-50

Sprachkauf ist immer noch Zukunftsmusik

Erst im Sommer wurde durch einer Webseite zugespielte Informationen bekannt, dass kaum ein Echo-Besitzer die Kauf-Funktion des Gerätes nutzt. Nach Angaben des Insiders kauften die Kunden, die das Feature nutzten, tatsächlich vor allem Verbrauchsprodukte über Alexa ein. Der Markt soll allerdings groß sein: Bis zu 11 Milliarden Dollar Umsatz erwarteten die Marktbeobachter von RBC Capital Markets für 2020 – und zwar nur in den USA und Großbritannien. 

Dass es Amazon nicht in erster Linie um Geräteverkäufe geht, verraten auch die immer wieder gewährten, zum Teil krassen Rabatte der Echo-Geräte. Zuletzt gab es etwa den Echo Dot für nur 30 Euro, beim Kauf vieler Smart-Home-Geräte gibt es immer wieder kostenlose Echos dazu. Konkurrent Google verfolgt mit seinen Home-Lautsprechern eine ähnliche Verbreitungs-Strategie. Dort werden aber vor allem Nutzerdaten gesammelt, um dann gezielte Werbung verkaufen zu können. Allerdings hat sich auch Amazon in den letzten Jahren immer weiter als Werbe-Anbieter etabliert, es handelt sich um die am schnellsten wachsende Sparte des Internetriesens. Im ersten Quartal diesen Jahres hatte der Konzern erstmals mehr als 2 Milliarden Dollar  mit Werbung eingenommen.

Quelle: Recode, Techcrunch, Adage Alexa

Nach verheimlichtem Hack: Datenschutz-Strafen für Fahrdienst-Vermittler Uber

Ein verheimlichter Hackerangriff auf Uber hat für den Fahrdienst-Vermittler ein finanzielles Nachspiel in Europa: Die Datenschutz-Behörden in Großbritannien und den Niederlanden verhängten gegen das US-Unternehmen Strafen von zusammen mehr als einer Million Euro.

Von der Attacke im Herbst 2016, die Uber ein Jahr lang verschwiegen hatte, waren insgesamt 57 Millionen Nutzer und Fahrer betroffen. Uber hielt den Angriff geheim und zahlte den Hackern 100.000 Dollar für das Versprechen, die Daten zu vernichten. Öffentlich gemacht wurde der Datendiebstahl erst vor einem Jahr, nachdem der aktuelle Firmenchef Dara Khosrowshahi die Führung übernahm.

Die niederländische Datenschutzbehörde verhängte am Dienstag eine Strafe von 600.000 Euro, weil Uber nicht binnen 72 Stunden Behörden und Betroffene unterrichtet habe. In dem Land wurden demnach 174.000 Bürger Opfer des Hacks. In Großbritannien, wo es um 2,7 Millionen Kunden und fast 82.000 Fahrer geht, soll Uber 385.000 Pfund (rund 434.000 Euro) zahlen.

Digitalradio: DAB statt UKW: Die Zukunft des Radios ist rauschfrei

Auch wenn der Siegeszug des Musikstreaming längst in vollem Gange ist: Das gute alte Radio hat längst nicht ausgedient. Ob in der Küche, im Büro oder vor allem im Auto: Millionen Deutsche schalten immer noch täglich das Radio ein, lassen sich informieren, unterhalten oder mit Musik berieseln. Ausgerechnet bei dem Medium, das sich selbst gern als das schnellste feiert, scheint die Entwicklung still zu stehen. 

Dabei gilt auch beim Radio: Digital ist besser. Und tatsächlich ist die Radio-Revolution auch schon lange im Gang, nur eben von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet. Ein digitales Radioangebot ist längst da – wenn man die passenden Empfangsgerät hat. Hier finden Sie einige empfehlenswerte, aktuelle Geräte. Rein äußerlich machen die keinen besonders revolutionären Eindruck. Sie haben Antennen, Lautsprecher und Bedienknöpfe, heraus kommt Musik. Doch in ihrem Inneren arbeitet eine komplett neue Technologie, „Digital Audio Broadcast“, kurz DAB+ genannt.

Vielfalt ohne Rauschen

Auf den ersten Blick sehen DAB+-Radios also aus wie ganz normale Radios. Und die Musik, die herauskommt, klingt auch erst mal nicht ungewöhnlich. Doch eins gibt es bei ihnen nicht, und das ist der vielleicht wichtigste Pluspunkt bei des digitalen Radios: Rauschen. Denn DAB+ bietet durchgehend CD-Qualität. Bratzeln, Zischen und Knacken wie bei UKW üblich, sind abgeschafft. Entweder man befindet sich im Sendebereich und es hört sich gut an. Oder eben nicht. Dann reißt der Empfang komplett ab. Einige Kritiker wollen bei UKW allerdings einen volleren Sound hören.DAB Radios Warentest

Auch die Inhalte, die aus den Digitalradios herauskommen, klingen bekannt. Die meisten Digital-Sender dudeln sonst auch aus UKW-Radios. Deutschlandweit gibt es derzeit 13 Programme über DAB+: den Deutschlandfunk sowie seine Untersender Kultur, Nova und DokDeb (allesamt öffentlich-rechtlich), außerdem zehn Privatsender. Dazu kommen Hunderte regionale Angebote, die aber je nach Bundesland stark variieren. Am besten ausgebaut ist das Angebot in Bayern: 86 Sender sind dort über DAB+ zu empfangen. Es sind große Stationen dabei wie Radio Energy, aber auch eher abseitige wie das Christliche Radio München. Eine vollständige Übersicht aller deutschen DAB-Sender finden Sie hier.

Mehr Frequenzen – mehr Angebot

Dass die Vielfalt so groß ist, hat technische Gründe: Im Vergleich zum UKW-Radio haben nämlich viel mehr Sender auf den Frequenzen Platz. Das liegt am „Multiplexing“. Beim Digitalradio können auf einem Frequenzblock (Kanal) gleich mehrere Programme gesendet werden. Einzig mit der Vielfalt des Internets kann es DAB+ nicht aufnehmen: Wer weiß, wie viele Stationen – von Grönland bis Japan – sich übers Netz empfangen lassen, den kann man damit kaum beeindrucken.

Tatsächlich beziehen immer mehr Deutsche Radio gleich aus dem Internet. Doch DAB+-Radio hat vor allem in der Fläche seine Existenzberechtigung: Abseits der Ballungsräume, wo es nicht unbedingt zuverlässigen mobilen  Internetempfang gibt, zum Beispiel. Auch im Auto ist DAB+ in der Regel zuverlässiger als die Mobilleitung. Und noch eine Überlegung spricht für DAB+: Das Radio geht nicht vom Datenvolumen ab. Außer den Anschaffungspreis für das neue Gerät kostet der Empfang nichts.FS Multiroom DAB

DAB+ mit interessanten Zusatzdiensten

Apropos Auto: Gerade auf der Straße spielt DAB+ seine Vorteile aus. Nicht nur, dass die Anbieter eine tadellose, unterbrechungsfreie Übertragung, zum Beispiel auf der Autobahn, versprechen. Auch der Zusatzdienst TPEG, über den DAB+ Verkehrsinformationen anbietet, ist ein Pluspunkt für die neue Technologie. Die ARD funkt etwa seit dem letzten Jahr ihre Staumeldungen über DAB+ direkt ins Navi.

Doch nicht nur Verkehrs-, auch andere Informationen werden bei DAB+ unsichtbar und unhörbar mitgesendet. Da gibt es den Dienst „Dynamic Label plus“, mit dem Texte auf dem Radio-Display abgebildet werden können: Fußballtabellen zum Beispiel, Wettervorhersagen oder Wahlergebnisse. Sogar Bilder („Slideshows“) können über das Radiosignal ausgesandt werden. Sie erscheinen dann zum Beispiel in Form von Album-Covern auf dem Bildschirm des Radiogeräts – sofern es über einen solchen verfügt. Einige Sender unterfüttern ihre Sendungen beim „Visual“ Radio“ so mit Konzertfotos der aktuellen Künstler und anderem.

Noch nicht überall zu empfangen

DAB+ ist nicht der erste Versuch, Digitalradio in Deutschland einzuführen. Schon in den 1990ern gab es mit DAB (ohne +) einen Vorläufer, und der floppte grandios. Zu wenig Sendeleistung, zu teure Empfangsgeräte, kein Bedarf beim Kunden. Schließlich wurde DAB wieder eingestampft. Wer sich ein Gebrauchtgerät anschaffen will, zum Beispiel bei Ebay, sollte deshalb unbedingt darauf achten, dass es sich um ein Gerät mit DAB+-Gerät (mit +) handelt!

Bleibt noch das Argument mit der Umwelt. Ökologischer als alles bisherige soll das neue Digitalradio sein, betonen die DAB+-Initiatoren gern. Und tatsächlich ist der Sendebetrieb im Vergleich zu stromintensiven Internetradios und zu UKW im Vorteil, denn DAB+ nutzt seine Frequenzen effizienter. Dennoch ist das Schlagwort „Green Radio“, mit dem sich die DAB+-Macher rühmen, ein wenig in die Tasche gelogen. Denn Energie eingespart würde natürlich nur, wenn der UKW-Betrieb gleichzeitig eingestellt und durch DAB+ ersetzt würde. Zurzeit wird aber munter parallel gefunkt. Und: Die aktuellen DAB-Empfänger verbrauchen zur Zeit noch minimal mehr Strom als klassische UKW-Äquivalente.So machen Sie Ihr Autoradio digital

UKW bleibt lebendig

Tatsächlich wird der Parallelbetrieb wohl noch etwas weitergehen. Voraussetzung für eine Abschaltung wäre ohnehin, dass die Deutschen sich bis dahin flächendeckend mit DAB+-fähigen Geräten eingedeckt hätten. Das könnte aber noch dauern. 11,8 Millionen DAB+-fähige Geräte wurden in Deutschland verkauft, 17 Prozent der deutschen Haushalte haben damit mindestens ein passendes Gerät im Einsatz, meldete gerade eine Studie von „WorldDAB“. Von der Massenverbreitung klassischer UKW-Radios ist man damit aber noch weit entfernt.

Wie schnell der Wechsel kommt, weiß niemand. Die große Koalition hatte im Koalitionsvertrag beschlossen, das Digitalradio „als niedrigschwelliges Medium zu stärken“.  Erklärtes Ziel ist, die Digitalisierung des Radios voranzutreiben. Im Sommer sah es kurz so aus, als drohte eine teilweise UKW-Abschaltung aus ganz anderen Gründen: Der Radionetz-Betreiber Media Broadcast hatte Anfang des Jahres Hunderte UKW-Antennen verkauft. Die neuen Betreiber verlangen teilweise deutlich höhere Mieten für ihre Dienste – und drohten, bei Nichteinigung die Frequenzen abzuschalten. Erst nach Einschalten der Bundesnetzagentur konnte der Streit beschwichtigt werden.

Für die Käufer eines DAB+-Gerätes hat die Unsicherheit aber einen klaren Vorteil: Bislang kann jedes DAB+-Radio, das es im Handel gibt, auch UKW empfangen – und ist damit sowohl rückwärtskompatibel als auch zukunftstauglich.