Apple setzt bei der Bedienung seiner Geräte künftig viel stärker auf Sprache und schlägt damit die gleiche Richtung ein wie die Rivalen Google und Amazon.
Alle App-Entwickler werden Apples sprechende Assistentin Siri mit ihren Anwendungen verknüpfen können. Außerdem kommt Siri schließlich auch auf Apples Mac-Computer. Damit öffnet Apple die Tür für eine viel breitere Nutzung der Spracherkennung.
Konkurrenten wie Google, Microsoft und Amazon verfolgen mit ihren eigenen Sprachsystemen die Vision, dass Menschen sich mit Geräten und Diensten auf Basis künstlicher Intelligenz einfach unterhalten können.
Apple gibt App-Entwicklern künftig insgesamt viel mehr Freiheiten als bisher. Seinen SMS-Ersatz iMessage wertet der Konzern mit der Möglichkeit auf, Apps direkt dort laufen zu lassen, mehr Videos und Musik abzuspielen, sowie Emojis und Sticker von anderen Anbietern zu nutzen. Damit soll iMessage Facebooks Diensten WhatsApp und Messenger Konkurrenz machen. Alle Neuerungen sollen die Verbraucher mit den nächsten Software-Versionen im Herbst erreichen.
Im noch jungen Geschäft mit dem vernetzten Haushalt geht Apple in die Offensive. Der iPhone-Konzern stellte am Montag bei der Entwicklerkonferenz WWDC die neue App «Home» vor, über die sich kompatible Technik verschiedener Anbieter von Lampen bis hin zum Garagentor steuern lässt.
An der Vernetzung von Hausgeräten wird schon lange gearbeitet. Aber die Entwicklung wurde bisher dadurch gebremst, dass die Geräte oft nicht untereinander kommunizieren können und die Bedienung zu komplex ist. Apple könnte mit seiner Plattform diese Hindernisse überwinden. Auch hier soll Siri zum Einsatz kommen. Rivalen wie Amazon und Google bauen ebenfalls Plattformen zur Vernetzung des Haushalts samt Sprachsteuerung auf.
Apple verstärkt auch den Fokus auf Cloud-Dienste und lässt seine verschiedenen Geräte besser zusammenspielen. So kann sich jetzt ein Mac-Computer automatisch entsperren, wenn ihn ein Nutzer mit einer Computer-Uhr von Apple aufklappt. Text-Passagen, die man auf einem iPhone kopiert, können nahtlos auf einem PC eingefügt werden. Wenn der Online-Einkauf auf einem Mac über den hauseigenen Dienst Apple Pay bezahlt werden soll, wird die Zahlung statt Passwort oder PIN per Fingerabdruck auf einem angeschlossenen iPhone freigegeben.
Die Musik-App wird runderneuert, um sie übersichtlicher zu machen. Viele Nutzer hatten die App kritisiert. Der Streaming-Musikdienst Apple Music hat rund ein Jahr nach dem Start inzwischen 15 Millionen zahlenden Abo-Kunden – halb so viele wie Marktführer Spotify.
Ein Jahr nach Google ergänzt Apple seine Foto-App mit einer Funktion zur Erkennung von Gegenständen und Situationen, nach denen dann gezielt gesucht werden kann. Im Gegensatz zum Dienst des Internet-Konzerns passiert das alles auf dem Gerät selbst, ohne dass Bilder in der Cloud gespeichert werden müssen, wie Apple-Manager Craig Federighi in San Francisco betonte. Apple erstelle keine Nutzer-Profile und analysiere Daten bevorzugt auf den Geräten selbst. An Apples Server würden sie dafür verschleiert übermittelt, um keine Rückschlüsse auf den Einzelnen zu erlauben.
Apple muss bei maschinellem Lernen besser werden, denn die Rivalen setzen darauf, um ihre Dienste besser zu machen. Das Service-Geschäft wird für den Konzern auch wichtiger, weil die iPhone-Verkäufe derzeit in einem insgesamt schwächeren Smartphone-Markt sinken.
Die Reichweite des iPhone-Bezahldienstes in Europa wird ausgebaut. Demnächst soll Apple Pay in Frankreich und in der Schweiz starten. Bisher war der Service in Europa in Großbritannien verfügbar. Apple Pay kann man an Kassengeräten nutzen, die für kontaktloses Bezahlen per NFC-Funk ausgestattet sind. Als nächsten Schritt will Apple über seinen Service auch bei Online-Einkäufen auf einem Computer bezahlen lassen. Die Zahlung wird dabei statt Passwort oder PIN-Code per Fingerabdruck auf einem verbundenen iPhone bestätigt. Damit konkurriert Apple Pay mit Platzhirschen wie PayPal.
Bei der Apple Watch sollen die Apps schneller starten, bei Kurzmitteilungen werden direkt die Buttons für Antworten angezeigt und es wurde eine Handschrift-Erkennung eingebaut. Außerdem greift Apple den Rivalen Fitbit an, der mit seinen Fitness-Bändern im Geschäft mit tragbarer Technik führt. Man kann jetzt Fitness-Daten mit anderen teilen und die neue App «Breathe» soll für Entspannung mit Atemübungen sorgen. Die Apple Watch ist laut Schätzungen von Marktforschern aus dem Stand zur Nummer eins bei Computer-Uhren geworden. Allerdings ist sie weit davon entfernt, für Apple ähnlich wichtig zu sein wie iPhone oder iPad und Mac.