Ich kann es nicht mehr lesen: Alle paar Wochen poppt in meiner Timeline derselbe Unsinn auf, ein angeblicher Widerspruch zu den bösen Facebook-Richtlinien. „Hiermit wiederspreche ich blablabla Facebook-Richtlinien und so weiter“. Inklusive so vieler Rechtschreibfehler, dass man sich ernsthaft fragt, wie jemand so einen Textabfall für rechtlich bindend halten kann. Natürlich fußt das Ganze nie auf Fakten, immer nur auf irgendwelchen hanebüchenen Gerüchten und viel Hörensagen.
Aktuell ist es mal wieder soweit: Irgendein Facebook-Spezialist hat mal wieder das Ende des Social-Media-Abendlandes ausgerufen und jede Menge Träumer und Möchtegern-Juristen kopieren die ganze Soße fröhlich, um alle ihre Freunde und flüchtigen Facebook-Bekannten vor den schlimmen Plänen zu warnen, die der fiese Mark sich in seinem Superbösewichterhauptquartier im fernen Kalifornien ausgedacht hat. Mal ist es irgendwas mit Fotorechten, mal geht es um irgendeinen kostenpflichtigen Account. So genau muss man das ja nicht lesen. Zumal die Grammatik und Rechtschreibung ein echtes Textverständnis sowieso vollends unmöglich machen. Facebook-Kettenbrief 17.23
Dagegen! Bloß gegen was genau?
Aber widersprechen, das muss man. Jetzt sofort. Kam sogar im Radio, schreibt einer noch dazu. Na dann muss es ja stimmen. Etwas Respekt nötigt mir zumindest die Beharrlichkeit ab, mit der dieser Quatsch immer wieder aus den Untiefen des Internet-Sumpfes auftaucht. Vielleicht liegt es daran, dass es eine ganz einfache Lösung für unbequeme Probleme bietet. Das nächste Mal widerspreche ich bei Facebook auch noch gleich meinem Steuerbescheid. Meinen zu teuren Handy-Vertrag kündige ich aber lieber bei Twitter.
Leider gibt es im echten Leben nur genau zwei Arten, gegen irgendwelche Dinge zu protestieren, die Facebook in seine real existierenden Benutzungsbedingungen schreibt: Dagegen klagen – oder seinen Facebook-Account zu löschen. Beides bedeutet Arbeit. Copy-and-Paste ist aber so viel einfacher. Dann kann man sich auch das Lesen sparen und trotzdem ein bisschen stolz sein, die Facebook-Welt zu einem besseren Ort gemacht zu haben.
Vielen Dank trotzdem. Nicht für die Warnung oder den Widerspruch, die sind wie jedes einzelne Mal kompletter Blödsinn. Sondern für die Erinnerung, meine Freundesliste mal wieder auszusortieren. Vielleicht erwische ich ja dieses Mal alle – und habe dann endlich meine Ruhe. Oder es bemerkt endlich auch der letzte, welchen Unfug er da teilt. Das fände ich eigentlich noch besser.TechnikHack_Facebookloeschen 13.46