Zu Zeiten des Modems waren heutige Internetgeschwindigkeiten undenkbar, selbst beim Aufrufen einer Webseite konnte man beim Warten beruhigt einen Kaffee kochen. In ein paar Jahren könnten sich unsere Kinder genauso an das heutige Internettempo erinnern. Denn Nokia bastelt zusammen mit der Telekom und der TU München an einer Technik, die die Download-Raten geradezu explodieren lassen könnte.
Unfassbare 1 Terabit die Sekunde konnten sie dank einer neuen Technologie namens „Probabilistic Constellation Shaping“ aus einer herkömmlichen Glasfaserleitung holen, verkündet eine Pressemitteilung der TU München. Das entspricht 125 Gigabyte Downloadvolumen – die Sekunde. Mit dieser Geschwindigkeit könnte man bei Netflix 40.000 Streams in höchster 4K-Qualität gleichzeitig schauen. Oder drei Blurays auf einmal in nur einer Sekunde herunterladen.O2 Ende Drosselung
Alltagstauglicher Forschungsansatz
Das Besondere der neuen Technik: Im Gegensatz zu früheren Rekord-Messungen könnte der neue Ansatz tatsächlich auch in Alltagstechnik Verwendung finden. Sie schafft es einerseits, durch effizientere Nutzung mehr Daten durch die Leitung zu schieben, vermindert dabei aber auch noch Rauschen und Störungen. Viel schneller geht es danach nicht mehr: Die gemessene Geschwindigkeit liegt nahe am sogenannten Shannon-Limit für die Glasfaser-Technologie, das die theoretische Höchstgeschwindigkeit bestimmt.
Entwickelt wurde die grundlegende Technik von Georg Boecherer, der an der Technischen Universität München forscht. Nokias Netzwerk-Forschungsabteilung Bell Labs hat sie dann für den Einsatz weiterentwickelt, die deutsche Telekom stellte zum Testen ihr Glasfasernetz zur Verfügung.Nord Korea hat nur 28 Webseiten_9Uhr
Zukunftsmusik
Wer nun am liebsten sofort das Superinternet buchen würde, wird aber leider noch warten müssen, vielleicht sogar Jahre. Noch handelt es sich schlicht um Grundlagenforschung, wenn auch wohl um vielversprechende. Die zugrundeliegende Sendearchitektur könnte auch in zahlreichen anderen Internettechnologien Verwendung finden, etwa in Kabelmodems oder dem kommenden LTE-Nachfolger, dem 5G-Mobilfunkstandard. Das sagte Gerhard Kramer, der Professor für Nachrichtentechnik der TU München, gegenüber „Golem“. So könnte sie tatsächlich das Netz revolutionieren.MWC 5G 11.55