Empfehlung des Algorithmus: Netflix weiß, was ich gucken will? Von wegen!

Fernseher an, Netflix-App auswählen und schon startet die Serienfolge: So stellt sich der Streamingdienst die Zukunft vor. Die Nutzer müssen sich bald nicht mehr mühevoll durch den Zigtausende Filme und Serien umfassenden Katalog wühlen, stattdessen soll ein Algorithmus entscheiden, was wir zu sehen bekommen, erklärte Netflix-Vizepräsident Carlos Gomez-Uribe dem „Business Insider“. Ganz nach dem Motto: Die Maschine weiß schon, was dir gefällt. Nur in zehn bis zwanzig Prozent der Fälle soll man bei Nichtgefallen aktiv nach neuen Inhalten suchen müssen, diese seien aber höchstens zwei Klicks entfernt. Das klingt zu schön, um wahr zu sein.

Netflix NeuerungenZwar gilt der Netflix-Algorithmus, der jeden Klick seiner Nutzer detailliert auswertet, als einer der ausgefeiltesten der Welt. Doch dass ein Computer im kalifornischen Los Gatos mehr über meine Vorlieben wissen soll als ich selbst, kann ich mir nicht vorstellen. Meine Frau und ich greifen etwa beide auf dasselbe Netflix-Konto zu. Viele Serien schauen wir zusammen (was gut für die Beziehung ist, wie diese Studie verrät), doch gelegentlich schaltet auch jeder für sich rein. Ich bevorzuge Horrorfilme, sie Tierdokus. Und ich ahne schon: Sobald der Algorithmus das Steuer übernimmt, bekomme ich Wale statt Werwölfe zu sehen. Und sie Geister statt Giraffen. Da ist Frust programmiert.Die besten Netflix Originale

Es bleibt eine nette Vision

Die Idee von Netflix mag eine tolle Zukunftsvision sein. Doch die Sehgewohnheiten der insgesamt 83 Millionen Nutzer sind nur selten so vorhersehbar, wie die Netflix gerne hätte. Viele schauen vermutlich drei, vier Serien parallel – je nach Stimmung und Zeit. Muss es schnell gehen, schaut man eher eine 20-minütige Sitcom, hat man am nächsten Tag frei, ist auch ein Zweieinhalbstünder kein Problem. Doch wenn der Algorithmus nicht den Wochenplaner der Nutzer kennt, woher soll er wissen, was man schauen will?

Netflix arbeiten Geheimnis 11.45Zudem ist der Algorithmus alles andere als perfekt: Vor wenigen Wochen sah ich die Mysteryserie „Stranger Things“, nach vier Episoden empfahl mir der Streamingdienst, doch mal in „Pokémon Indigo League“ reinzuzappen. Diesmal konnte ich das verhindern, bei einem allmächtigen Algorithmus hätte ich vielleicht nicht so viel Glück.

Statt den Algorithmus zum ultimativen Programmplaner auszubauen, wünsche ich mir lieber konkrete Verbesserungen. Etwa, dass man den Algorithmus im Bedarfsfall unkompliziert zurücksetzen kann. Oder dass ich Filme, die ich bereits gesehen habe, einfach aus der Liste werfen kann. Teilweise schlägt mir der Netflix-Server seit Monaten dieselben Inhalte vor, die ich aber gar nicht schauen will – und sei es auch nur, weil ich den Hauptdarsteller nicht mag. Eine Block-Funktion würde mir das Serien-Leben wirklich erleichtern. Auf die Zwangsbeglückung des Algorithmus kann ich dagegen verzichten.Netflix Tricks 13.55

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