Filme, Dokus, Serien – das waren bislang die Aushängeschilder der Videostreamingdienste Amazon Prime Video und Netflix. Doch im Kampf um Marktanteile müssen die Anbieter aufrüsten und den Kunden immer wieder etwas Neues bieten. Netflix setzt vor allem auf Exklusivinhalte, die sogenannten Netflix Originals. Zu den bekanntesten zählen die Polit-Intrige „House of Cards“ oder Marvel-Spinoffs wie „Daredevil“ und „Jessica Jones“. Zudem versucht sich Netflix mit weltweiten Ausstrahlungen von Dave Chapelle oder Dieter Nuhr einen Namen im Comedy-Bereich zu machen.
Amazon wird zum Sportsender
Amazon hält mit ebenso aufwendigen Exklusivproduktionen dagegen: Mit „The Grand Tour“ hat man die bedeutendste Auto-Show der Welt im Portfolio, „You Are Wanted“ von und mit Matthias Schweighöfer war die erste große deutsche Streaming-Serie mit internationalem Publikum. Der große Hammer kam aber am letzten Mittwoch: Amazon sicherte sich die Ausstrahlungrechte für zehn Donnerstagsspiele der NFL (National Football League). Millionen Prime-Kunden können damit weltweit die Football-Spiele im Internet verfolgen.Die besten Netflix Originale
Einem Bericht des „Wall Street Journal“ zufolge hat Amazon 50 Millionen US-Dollar für die Rechte bezahlt. Ein Teil der Summe dürfte durch Werbeclips refinanziert werden, doch Amazon dürfte damit vor allem für das eigene Angebot trommeln. Der Konzern hat bereits angekündigt, einen Teil der Werbepausen zu nutzen, um seine Exklusivinhalte wie „The Man in The High Castle“ zu promoten.
Im vergangenen Jahr sicherte sich Amazon auch die Audio-Übertragungsrechte für die Bundesliga-Saison der Saison 2017/18. Genaue Details dazu hat das Unternehmen bislang nicht bekanntgegeben. Denkbar ist aber, dass Besitzer des Sprachlautsprechers Echo in Zukunft live Bundesliga-Spiele wie im Radio verfolgen können.netflix amazon vote
Die Serien kosten Milliarden
Analysten der US-Bank J.P. Morgan haben errechnet, dass Amazon sich seinen Angriff auf Netflix in diesem Jahr 4,5 Milliarden Dollar kosten lässt. Klingt beeindruckend, doch Netflix greift noch tiefer in die Tasche. Netflix-Chef Reed Hastings will alleine in diesem Jahr sechs Milliarden Dollar für Eigenproduktionen bereitstellen. Zum Vergleich: Der für seine Spitzenserien berühmt gewordene Premium-Sender HBO („Game of Thrones“, „Westworld“) hat 2016 zwei Milliarden Dollar ausgegeben.
Der Ausbau des Programms kostet Milliarden, doch die meisten Investitionen lohnen sich. Während die Streaminganbieter für zugekaufte Inhalte Lizenzgebühren zahlen und sich die Rechte für jedes einzelne Land sichern müssen – was enorm viel Zeit und Geld in Anspruch nimmt -, können Eigenproduktionen zeitgleich in allen 200 Ländern angeboten werden. Und zwar so lange man will. Andere Serien und Filme verschwinden regelmäßig wieder aus dem Portfolio.
Sollte der NFL-Deal für Amazon ein Erfolg werden, dürfte die Konzerne die Fühler in weitere Märkte ausstrecken. Mehrere Unternehmen, darunter Youtube und Apple, zielen etwa auf den Live-TV-Markt. Das Ende der Fahnenstange im Investitionspoker scheint noch längst nicht erreicht.You are wanted Review Verriss 15.24