Undercover in der iPhone Fabrik: Sechs Wochen Lohnsklave im Apple-Universum

In den USA entsteht ein luxuriöser Campus für Apple-Mitarbeiter, am anderen Ende des Globus, in China, können Apple-Arbeiter von solchen Bedingungen nur träumen. Der Weltkonzern hat die niederen Tätigkeiten der Produktion ausgelagert. Und in den Werken der Zulieferer herrschen gnadenlose Bedingungen.

Dejian Zeng hat sechs Wochen in einer Fabrik von Pegatron geschuftet. Allerdings war das Ziel des Studenten nicht, möglichst viel Geld zu verdienen. Er recherchierte für ein Forschungsprojekt über die Schattenseite der globalen digitalen Ökonomie.

Mit dem „Business Insider“ sprach er ausführlich über seine Zeit an der Produktionsstraße. Apple sagte gegenüber dem „Business Insider“, dass die Arbeitsbedingungen in der Fabrik täglich überwacht werden, so dass niemand mehr als 60 Stunden in der Woche arbeiten müsse, gleichzeitig stelle man sicher, dass mehr als der Mindestlohn gezahlt werde.

In der iPhone-Fabrik

Der Lohn von Zeng betrug tatsächlich umgerechnet etwa 450 US-Dollar plus der freien Unterkunft in einem Wohnheim, jedoch ohne die Kantinenkosten. 3100 Yuan sind etwa 25 Prozent mehr als der gesetzliche Mindestlohn oder entsprechen etwa der Hälfte des Durchschnittslohns in China. Allerdings kann man diesen Wert nur mit Überstunden erreichen, ohne Überstunden wird exakt der Mindestlohn ausgezahlt. iPhone 8 Ticker (NICHT ÄNDERN)_14.50

Auch sonst decken sich Zengs Beobachtungen mit den Angaben von Apple. Die höllischen Bedingungen, die noch vor wenigen Jahren Arbeiterinnen in den Selbstmord trieben, scheint der Konzern abgestellt zu haben. Allerdings haben sich die Arbeitsbedingungen in ganz China verbessert.iPhone prank_16.45

Arbeiten für Apple: Stupide und schnell

Dennoch ist die Arbeit kein Zuckerschlecken. Auf Dejian Zeng wirkte sie vor allem auslaugend und unglaublich ermüdend. Das liegt an der Kombination von unendlicher Monotonie und schierem Druck. Jeder Arbeiter an der Produktionsstraße macht immer denselben Handgriff, dass aber in einer Taktung, die nur zur schaffen ist, wenn er absolut konzentriert bleibt. Für eine extrem stupide Arbeit benötigt man die Konzentration eines Chirurgen. Daher zehrt die Montage so aus, dass die Arbeiter stets übermüdet sind. Die meiste Zeit war Zeng für nur eine einzige Schraube verantwortlich. Die Grundbedingungen in der Fabrik sind ermüdend, aber nicht grausam. In der Schicht gibt es alle zwei Stunden eine unbezahlte Pause von zehn Minuten. Wegen der Größe der Halle reicht die Zeit eben gerade aus, um das WC zu erreichen. Zum Essen gibt es eine ebenfalls nicht bezahlte Pause von 50 Minuten. 

Überstunden müssen geleistet werden, sie werden aber in einem ausgekügelten System auf die Wochentage verteilt. Am Ende werden es nicht mehr als 60 Stunden – verteilt auf sechs Tage.

An den Tagen, an denen zwei oder 2,5 Stunden länger gearbeitet werden muss, bleibt keinerlei Freizeit. Dafür sorgen die nicht zur Arbeitszeit zählenden Pausen, die langwierigen Sicherheitschecks beim Einlass in die Fabrik und die Transferzeiten zum Wohnheim. Tatsächlich werde die strikten Regeln bei der Arbeitszeit nur noch in begrenzten Stoßzeiten verletzt. Kollegen haben Zeng verraten, dass dann nach wie vor elf Tage hintereinander durchgearbeitet wird.

Besser dran als Wachmann

Beliebt ist der Job nicht, sagt ein Kollege: „Ich würde nicht sagen, dass wir es mögen und auch nicht, dass wir es hassen. Das ist nur ein Job, der Geld bringt. Die Tätigkeit mag niemand, unser einziges Ziel, wenn wir zur Arbeit gehen, ist es, zu warten, bis es vorüber ist. Das einzige, woran wir denken, ist Geld, Geld, Geld. Das ist alles,was hier zählt.“

Seine Kollegen verrieten ihm, dass die Disziplin und der Druck in dieser Fabrik sehr viel höher sei, als in anderen Werken. Entsprechend unbeliebt ist der Job. Es sei vollkommen normal, dass die Arbeiter nach zwei Monaten kündigten. Wegen des geringen Verdienstes in der Apple-Montage ist selbst ein Job als Wachmann, Pförtner oder Lieferwagenfahrer eine große Verbesserung. Der Fabrikjob für Apple sei eine Stufe über der Arbeits- und Obdachlosigkeit, urteilt Zeng. Wegen der freien Unterkunft ist die Arbeit für Neuankömmlinge interessant.

Klickfarm am Feierabend

In dem Wohnheim – acht Leute in einem kleinen Raum – hat Zeng merkwürdige Geschäftspraktiken kennengelernt. Das Heim bietet überall einen guten Wifi-Zugang. Der kostet kein Geld, doch die Arbeiter müssen den Zugang über ein System imaginärer Münzen verdienen. Das Wohnheim ist eine Art-Klickfarm. Punkte verdienen die Arbeiter, indem sie auf angewiesene Seiten klicken oder besser noch bestimmte Apps herunterladen und installieren. Mit solchen Tricks werden die Platzierungen in den Appstores manipuliert. Auch in dem vom Apple.

Den sehr ausführlichen Artikel finden Sie hier.

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