Künstliche Intelligenz: Warum Apples Privatsphäre-Schutz zu einem echten Problem werden könnte

Kaum ein Software-Unternehmen oder Internet-Dienst kommt mehr ohne die magischen Worte aus: Künstliche Intelligenz (KI) ist längst dabei, massiv unseren Alltag zu verändern. Wie die stille Revolution funktioniert, erfahren Sie in diesem Artikel. Auch Apple setzt bei seinen neuen Systemen iOS 11 und macOS High Sierra verstärkt auf die schlauen Maschinen.

So erkennt die Assistentin Siri dank KI immer mehr Zusammenhänge, die Karten-App markiert den Tagungsort zum Termin in einer halben Stunde automatisch auf der Karte, die Foto-App ortiert automatisch die Bilder nach den gezeigten Motiven und so weiter. Immer mehr Prozesse werden mit KI automatisiert. Für den Nutzer passiert das sehr bequem im Hintergrund. Beeindruckend ist es erst, wenn man darüber nachdenkt, wie das alles von statten geht.Handson-SiriSpeaker_8.15

Daten als Lernstoff

Doch während Google, Microsoft und andere bei der Entwicklung ihrer schlauen Programme gnadenlos sämtliche Nutzerdaten verwerten, benutzt Apple den Schutz der Privatsphäre seiner Anwender sogar als Verkaufsargument. Das könnte sich bald als Problem erweisen.

Der Grund liegt in der Natur von KI. Statt jeden Schritt eines Programmes im Vorhinein festzulegen, erlauben die Entwickler ihrer Software, selbst zu lernen. Dazu bedient man sich sogenannter neuronaler Netzwerke, die dem Gehirn nachempfunden sind. Stark vereinfacht gesagt, werden diese Netzwerke mit immer mehr Daten gefüttert und lernen dadurch, Zusammenhänge zu erkennen und darauf zu reagieren. Künstliche Intelligenz – Erklärstück 22.55

Privatsphäre als Hemmschuh

Je mehr Daten man zur Verfügung hat, desto besser ist das Ergebnis. Kein Wunder also, dass etwa Google und Microsoft alle Daten verarbeiten, die sie bekommen können. So kann ihre KI immer mehr Zusammenhänge lernen, sie miteinander verknüpfen und dem Nutzer noch zuverlässiger zuarbeiten.

Bei Apple steht dagegen die Privatsphäre im Vordergrund. Alle Daten auf Apples Servern sind verschlüsselt, was doch ausgewertet wird, ist anonymisiert. Nicht mal Apple selbst weiß, was die Nutzer auf ihren Geräten treiben. In Zeiten der NSA-Überwachung natürlich ein tolles Verkaufsargument. Bei der Entwicklung von KI ist der Ansatz allerdings ein Hemmschuh. 

Lassen sich KI und Privatsphäre verbinden?

Apple will allerdings Wege gefunden haben, die Einschränkungen zu umschiffen. Der Trick sei, die meisten Daten einfach direkt auf dem Gerät zu verarbeiten, erklärten die KI-Experten des Konzern letztes Jahr gegenüber „Backchannel“. Wenn doch einmal Daten gebraucht würden, würden die mit einem aufwendigen Verfahren verarbeitet, um wirklich sämtliche Zuordnung der Daten unmöglich zu machen. Apple nennt das „Differential Privacy“ und behauptet, so auf das Niveau der Konkurrenten zu kommen.

Ob Apple das dauerhaft durchhalten kann, steht auf einem anderen Blatt. Google etwa kennt mit seiner Suchmaschine, seinem E-Mail-Dienst, dem eigenen Smartphone-Betriebssystem und unzähligen weiteren Diensten die Nutzer besser als sie sich selbst.

Schlau gegen schweigsam?

Ein intelligenter Assistent, der auf alle diese Daten zugreifen und sie miteinander verknüpfen kann, dürfte im Laufe der Zeit eine unglaublich hohe Zuverlässigkeit in seinen Vorhersagen schaffen, was der Nutzer gleich vorhat. Der Assistent wird so immer besser.

Ob Apple das mit seinem anonymen Ansatz schafft, wird sich zeigen müssen. Aber vielleicht führt diese Einschränkung in der Zukunft auch zu einem ganz eigenen Charme. Denn das Bedürfnis nach Privatsphäre könnte in Zeiten allwissender Assistenten noch weiter wachsen. Und dann kann man sich entscheiden, ob man den smarteren Butler anstellt – oder lieber den schweigsameren.WWDC Apple HomePod iOS 11 FS 10.31

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