Brandon McDaniel erforscht die Auswirkungen moderner Technik auf die Entwicklung von Kindern. Allerdings aus einem ganz besonderen Blickwinkel. Ihn interessiert weniger die Technikerziehung der Kinder, sondern der Umgang der Eltern mit PC, Tablet und Smartphone. Das Problem: Viel von der wertvollen Zeit, von der Eltern annehmen, dass sie sie gemeinsam mit ihren Kindern verbringen, widmen sie in Wirklichkeit ihren Technik-Gadgets. Im Kopf werden die Stunden als anstrengende Erziehungsarbeit verbucht, während man tatsächlich auf Facebook und Instagram unterwegs war.
Eine Frage der Prioritäten
Eine erste Studie von McDaniels zeigt einen deutlichen Zusammenhang von Verhaltensauffälligkeiten der Kinder und der Smartphone-Aktivität der Eltern. (Wir berichteten „Führt die Smartphone-Sucht der Eltern zu einer Generation von Problem-Kindern“)
Die bloße Beschäftigung mit diesen Gadgets verursacht nicht das Problem – es entsteht, wenn die Technik die Kommunikation, den Augenkontakt und gemeinsame Zeit mit dem Kind unterbricht. McDaniels hat dafür den Begriff der „Technoference“ – der Technik-Störung – geprägt. Diese Störungen zeigen die wirkliche Hierarchie der Aufmerksamkeit: Wenn der kleine Kasten brummt, ist das eigene Kind abgemeldet. Sollte das regelmäßig geschehen, wird dem Kind klar, welche Priorität es wirklich hat. Nämlich eine weit hinter einem beliebigen Facebookpost. Kindliches Urvertrauen baut man so nicht auf.
In einem die Studie begleitenden Artikel hat McDaniels einige Hilfen zusammengestellt, wie Eltern diese Technoference vermeiden können. An ein Verbannen der Geräte aus dem Alltag, glaubt McDaniels übrigens nicht, dazu gehören Smartphone und Co. viel zu sehr zu unserem Leben.
Seine Tipps:
1. Machen Sie sich Ihre Benutzung von Smartphone bewusst! Meistens wissen wir gar nicht, wie viel Zeit wir mit diesen Dingern verbringen. Ein erster Schritt wäre die Installation spezieller Apps, die unsere Aktivität tracken. Dann sieht man objektiv, wie lange und wie häufig man aus der Umgebung abtaucht. Häufig sind die Daten ein Schock. Diese Erkenntnis wird helfen, schlechte Verhaltensmuster unter Kontrolle zu bekommen. Etwa in dem man bewusst nicht alle fünf Minuten seinen Status kontrolliert.
2. Wir brauchen Strategien, um in der Zeit mit den Kindern auch präsent zu sein. Wer sich zurückzieht und in Gegenwart seiner Kinder nur döst und abhängt, wird sich dem Reiz seines Smartphones kaum entziehen können. Also: Seien Sie kreativ und aktiv.
3. Eine kleine Regel bewirkt schon viel. Man kann sich vornehmen, immer wenn ein Familienmitglied den Raum betritt, Smartphone oder Tablet mit dem Bildschirm nach unten beiseite zu legen. So zeigt man, dass Menschen vor den Maschinen kommen. Damit schafft man eine Lücke für Kommunikation. Wenn die andere Person nur einen Saft aus dem Kühlschrank nehmen will – auch gut, dann kann man sich weiter seinem Smartphone widmen.
4. Jedes Mal, wenn sie das Phone in Gegenwart der Kinder rausziehen, sollten Sie sich fragen: Muss das jetzt sein? Kann das nicht warten? Häufig werden Sie zugeben müssen, dass Sie sich nur gelangweilt haben und der Situation entweichen wollten. Lässt es sich nicht vermeiden, sollten Sie die Störung dem Kind mitteilen. Und am Ende der Unterbrechung sollten Sie ganz bewusst wieder an die Kommunikation mit dem Kind anknüpfen und nicht einfach nur aufschauen.
5. Paare müssen gemeinsam das Problem erkennen und zusammen eine Strategie entwickeln. Auch bei unterschiedlichen Ansichten lässt sich ein gemeinsamer Weg finden. Schuldzuweisungen machen die Situation nicht leichter.
Schließlich rät MCDaniels, man solle sich nicht verrückt machen. Niemand kann die Zeit zurückdrehen und eine vor-technische Idylle herstellen, aber man könne es jeden Tag ein wenig besser machen.