„Let’s take a Field trip“, also „Lass uns einen Schulausflug machen“ – mit diesem ungewöhnlichen Slogan eröffnete Apple am Dienstag das erste Firmenevent des Jahres 2018. Während der iPhone-Konzern seine Keynotes sonst mit viel Brimborium direkt in San Francisco oder im Firmensitz in Cupertino veranstaltet, war der Ort des Geschehens diesmal ganz alltäglich – die Lane Tech College Pep Highschool in Chicago. Zwischen Klassenzimmern und Spinden stellte Apple-Chef Tim Cook ein neues Günstig-iPad und neue Software für Lehrer und Schüler vor.
Es ist das erste Mal seit dem Jahr 2012, dass Apple ein speziell auf den Bildungsbereich zugeschnittenes Event veranstaltet hat. „Seit 40 Jahren kümmern wir uns bei Apple um die Bildung – für Schüler und Lehrer“, betonte Cook zum Auftakt der rund einstündigen Veranstaltung. Schüler müssten heutzutage schon von Kleinauf mit moderner Technik vertraut gemacht werden. Zugleich verändern Smartphones und Tablets das Lernen: In Apples App Store stehen bereits 200.000 Lern-Apps zur Verfügung, erklärte der Konzern.
Das kann Apples neues Günstig-iPad
Im Mittelpunkt des Events stand aber ein neues Gerät: ein überarbeitetes iPad mit 9,7-Zoll-Bildschirm. Erstmals wird der Apple Pencil unterstützt, der digitale Zeichenstift funktionierte bislang nur mit dem deutlich teureren iPad Pro. Trotz des niedrigeren Preises kann sich die Ausstattung sehen lassen: Im Inneren steckt der A10 Fusion Chip, einer der derzeit schnellsten Prozessoren. Im Gegensatz zum iPhone X gibt es weiterhin einen Home-Button mit Fingerabdruckscanner (Touch ID).iPad Pro Video
In Deutschland zahlt man für das 32-Gigabyte-Modell mit Wlan 349 Euro, die Variante mit LTE-Modem gibt es für 479 Euro. Zum Vergleich: Das Vorgängermodell des 9,7-Zoll-iPad (Wlan) kostete bei Apple bislang 399 Euro. Der Preis sinkt also um 50 Euro. Das Gerät ist bereits ab dieser Woche erhältlich.
Sezieren von virtuellen Fröschen
Das neue iPad wiegt rund 450 Gramm und bietet zehn Stunden Akkulaufzeit. Auf der Rückseite befindet sich eine 8-Megapixel-Kamera, die mehr kann als nur Fotos knipsen. Mit ihr kann man auch spezielle Augmented-Reality-Apps (AR) nutzen. Dabei werden virtuelle Objekte in das Live-Bild der Kamera platziert. Im Zuge des Events zeigte Apple zwei neue AR-Apps: Eine Anwendung ermöglicht es, Gemälde in den Raum zu projizieren, mit einer anderen (Froggipedia) kann man einen virtuellen Frosch sezieren. Als Messer fungiert dabei der Apple Pencil. Wer nicht 100 Euro für das Apple-Original ausgeben will, kann auch einen etwas günstigeren Stift von Logitech kaufen (49 Dollar).
Damit Apple im Kampf ums Klassenzimmer gegen Google und Co. nicht ins Hintertreffen gerät, lockt der Konzern die Schulen und Schüler mit ein paar Goodies: So ist für Schulen das neue iPad nicht nur etwas billiger. Auf dem Tablet können künftig diverse Nutzerprofile hinterlegt werden. Das ist praktisch, wenn ein Gerät von mehreren Kindern (oder im Privatbereich von Familienmitgliedern) verwendet wird. Diese Funktion war längst überfällig.
Schüler bekommen statt der bislang üblichen fünf Gigabyte Online-Speicher (iCloud) nun 200 Gigabyte kostenlos. Außerdem wurden die iWork-Apps verbessert und auf die Pencil-Nutzung angepasst. Apples Office-Pendant umfasst die Textverarbeitung Pages, die Präsentationssoftware Keynote und die Tabellenkalkulation Numbers. Die Software gibt es für das iPad weiterhin kostenlos.
Der Kampf um die Schulen tobt längst
Ob Apple mit dem neuen Tablet und weiterer Software nachhaltig die Klassenzimmer – vor allem außerhalb der USA – erobern kann, wird sich zeigen. Im Ringen um die Milliarden des Bildungssektors gehen auch andere Konzerne in die Offensive. Google setzt auf günstige Pappbrillen zum virtuellen Erkunden der Weltmeere und spottbillige Chromebooks. Samsung bietet ebenfalls Komplettpaket bis hin zu smarten Whiteboards. Mehr über den Kampf der Techfirmen ums Klassenzimmer lesen Sie hier.