Lil Tay: "I’m rich, Bitch!" – Neunjährige protzt wie die Großen – und kostet ihre Mutter den Job

Ein weißer Rolls-Royce rollt durch die Tiefgarage, bleibt stehen. Sofort nach dem Aussteigen pöbelt die mit Goldketten behängte Fahrerin in die Kamera: „Ich hab gerade 400 Riesen für die Karre hingelegt, Bitch. Du hast nicht mal ein Auto.“ In jedem x-beliebigen Rap-Video hätte man wohl kaum mit der Wimper gezuckt. Bei Lil Tay schon. Denn die selbsternannte „jüngste Poserin des Jahrhunderts“ ist gerade mal neun Jahre alt.

Tays Clips folgen immer demselben Schema: Das zierliche Mädchen mit asiatischen Wurzeln lässt Motoren teurer Autos aufheulen, hält Luxusuhren oder fette Bündel Scheine in die Kamera – und schimpft wie ein Rohrspatz über ihre „Hater“, die pleite und entsprechend neidisch seien. Alles gespickt mit Beleidigungen wie Bitch, Fuck oder Nigger. Harter Tobak für eine Grundschülerin. Lil Tay Insta

Rapkarriere ohne Musik

Was die Kleine mit ihrem Gehabe bezweckt, macht sie unmissverständlich klar: Das sei ihre Karriere, sie würde damit Unmengen an Geld scheffeln, prahlt sie in vielen der Clips. Tatsächlich folgen ihrem – von Social-Media-Starlet Miranda Cosgrove verwalteten – Instagram-Account über 1,8 Millionen Menschen. Selbst der Account ihres Hundes hat 700.000 Fans. Nur an Musik mangelt es noch: Ihr bislang einziges Lied wurde bei Youtube wieder gelöscht.

Damit die Fans trotzdem etwas geboten bekommen, holt sich Tay auch andere „Stars“ dazu. Jake Paul, Bruder des für seinen geschmacklosen Clips zu einem japanischen Selbstmord-Wald bekannt gewordenen Youtubers Logan Paul, interviewt sie einmal. Chief Keef, ein für seine Gangster-Vergangenheit bekannter Rapper hört sich johlend ihre Tiraden an. Ihre Mutter gibt derweil Anweisungen, wie die neben dem Rapper leicht eingeschüchtert wirkende Mini-Gangsterin zu posen hat.Cash me

Mini-Pöbel-Show

Dass auch die Kleinsten ihre großen Vorbilder nachahmen, ist natürlich nichts Neues, in den Neunzigern gab es dafür die Mini-Playback-Show. Jetzt sind es eben die Ferraris, Geldbündel und eine ganz dicke Lippe aus Rap-Videos. Dass Eltern das aber so konstant zu fördern scheinen, sorgt selbst in den Skandal-gewöhnten sozialen Medien für eifrige Debatten. Und scheint nun ganz konkrete Folgen zu haben: Tays Mutter wurde wohl wegen des Accounts ihrer Tochter gefeuert.

Wie „Daily Hive“ berichtet, hatte Angela T. bis Anfang Mai noch bei einer Immobilienfirma in Vancouver gearbeitet. Dann erfuhren ihre Bosse von den Internet-Aktivitäten der Tochter. „Für solche Aktivitäten ist in unserer Industrie kein Platz“, erklärte ihr Ex-Boss der Seite.Musical.ly Dunkle Seite 17.27

Woher kommt die Kohle?

Die Kündigung ist auch aus einem anderen Grund spannend: Sie stützt Theorien, dass Tays mühsam aufgebautes Image auf wackeligen Beinen steht. Dass die Kleine ihr Geld mit Drogen verdient hat, wie sie in einem Clip behauptet, glaubt natürlich sowieso keiner. Eine Maklerin aus Vancouver – und nicht, wie von Tay oft behauptet aus Beverly Hills – dürfte allerdings kaum genug Geld nach Hause bringen, um regelmäßig neue Luxusschlitten zu kaufen. Ob das Geld von Papa kommt oder frei erfunden ist, weiß allerdings niemand.

In den sozialen Medien sind die Reaktionen auf Tay gespalten. Während viele Nutzer sie tatsächlich unterhaltsam zu finden scheinen, wird die Kleine auch von vielen ganz offen angefeindet. In Youtube und Instagram-Videos wird gegen sie und ihre – sicherlich nicht besonders verantwortlichen – Eltern gehetzt. „Ich würde ihr gerne den Kopf einschlagen“, scheibt etwa einer. Der nächste schreibt nur: „Wollen wir das nicht alle?“ Als wäre es das natürlichste der Welt, Kinder töten zu wollen. Wie so etwas auf eine noch stark beeinflussbare Kinderpsyche wirken muss, ist den Kommentatoren offenbar egal.

Hinter dem Image steckt ein Kind

Kanye West pornhub 12.15Vor der Kamera tut Tay zumindest so, als würde sie das nicht anfechten. Ein Blick hinter die laute Fassade gewähren ohnehin nur wenige Videos, die aus den offiziellen Accounts mittlerweile verschwunden sind. Als in einem Livestream etwa das Telefon klingelt und Tay nicht weiß, wer dran ist, schaltet sie für einen ganz kurzen Moment von der lauten Poserin auf ein ganz normales Mädchen um. Ähnlich zerbrechlich wirkt sie, als sie auf die Anfeindungen eines erwachsenen Youtubers reagiert. Den Tränen nahe schaut sie in die Kamera – und ist wohl einfach mal ehrlich. „Ich will doch bloß meinen Traum leben.“ Pate des Internets 20.10

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