Jeff Bezos und Elon Musk: Mondbasis und Weltraum-Tourismus: Die irren Träume der Tech-Milliardäre

Was fängt man mit seiner Zeit an, wenn man alles erreicht hat und nicht mehr weiß, wohin mit dem Geld? Für Elon Musk und Jeff Bezos scheint die Antwort der wortwörtliche Griff nach den Sternen zu sein. Die beiden Tech-Milliardäre träumen davon, das All zu erobern. Und sind dabei schon erstaunlich weit gekommen.

Dass die meisten beim All eher an Musk und sein Raumfahrt-Projekt Space X denken, dürfte auch an dessen Hang zur Theatralik liegen. Als er Anfang des Jahres seinen Tesla Roadster inklusive eines Dummys namens Spaceman am Steuer in den Weltraum schoss, war das einfach eine gute Show. Von Bezos Bemühungen hat man indes deutlich weniger mitbekommen. Und das, obwohl sie ähnlich gereift sind.Elon Musk Heftstück 11.51

Touristen im Orbit

Auch die Raketen von Blue Origin, die Bezos in einer gigantischen Lagerhalle in der Nähe von Seattle zusammenschrauben lässt, haben ihre ersten, komplizierten Testflüge bereits bestanden. Genau wie Musk will der Geschäftsmann Bezos die Raumfahrt profitabel machen – und lässt deswegen Raketen bauen, die wieder landen können. Die Nasa hatte die Milliarden-teuren Vehikel einfach in der Atmosphäre verbrennen lassen.

Blue Origins kleineres Modell, New Shepard getauft, hat bereits vor Jahren die ersten Testflüge erfolgreich beendet. Bis Ende 2018 soll sie das erste Mal Menschen in den Orbit befördern. Später soll sie den bisher Astronauten vorbehaltenen Blick auf die Erde zur Touristen-Attraktion machen. Dazu hat Bezos extra eine eigene Raumkapsel mit rotierbaren Sitzen und Rundumsicht entwerfen lassen.BlueOrigin_M8_New_Shepard_On_The_Launch_Pad 

Überfüllter Planet

Doch Bezos plant noch mehr. Eine weit größere Rakete, die New Glenn, ist seit Jahren in Entwicklung, 2020 soll sie das erste Mal abheben. Sie soll dann auch außerhalb des Erd-Orbits fliegen können. Wofür, das erklärte der umtriebige Amazon-Gründer letzte Woche auf einer Preisverleihung der „National Space Society“: Er will die Menschheit den Mond besiedeln lassen. „Wir werden den Planeten verlassen müssen“, ist sich Bezos sicher. „Und es wird den Planeten zu einem besseren Ort machen. Wir werden kommen und gehen. Und wer bleiben will, bleibt.“

Die Begründung für seine Vorhersage: Die stetig wachsende Zahl an Menschen – und die Kosten der Schwerindustrie. Der Wechsel ins All ist seiner Ansicht nach in Zukunft einfach wirtschaftlicher. „Die Erde ist kein guter Ort für Schwerindustrie“, glaubt Bezos. „Sie ist nur gerade bequemer für uns.“ In den nächsten Jahrzehnten wird sich das ihm zufolge ändern. Dann soll die Arbeit in Stationen ins All verlagert werden – angetrieben von Sonnenenergie.Amazon Trump 18.30

Auf zum Mond

Besonders scheint es Bezos der Mond angetan zu haben. Schon vor einem Jahr träumte er davon, dort von Robotern eine Stadt bauen zu lassen. Die Voraussetzungen seien ideal, bekräftigte er nun. Unter der Oberfläche der Mondpole werden gefrorene Wasservorräte vermutet, aus denen man Trinkwasser und Atemluft generieren könnte. „Fast so, als hätte das jemand für uns vorbereitet!“ Um einen Mondlander zu bauen, will Bezos nun mit der Nasa zusammenarbeiten. Abhängig will er sich von der US-Raumfahrtbehörde aber nicht machen. „Wir werden das auf jeden Fall tun. Es geht nur schneller, wenn wir Partner haben.“

Die lunare Gesellschaft stellt er sich als eine Art Monddorf vor, eine Idee der europäischen Raumfahrtorganisation ESA. Statt einer zentralen Station, sollen die unterschiedlichen Raumfahrtnationen jeweils eine eigene betreiben – allerdings in der Nähe zu den anderen. „Das Monddorf hat seinen Charme“, findet Bezos. „So kann man zum Mondposten der Europäer gehen und nach Eiern fragen“, witzelte er. „Da bin ich natürlich albern. Aber es gäbe natürlich echte Anliegen wie ‚Können wir etwas Sauerstoff haben?'“Das Auto das im Weltall schwebt_14.30

Pizza auf dem roten Planet

Anders als Bezos hat Musk vor allem der Mars in seinen Bann gezogen. Auch er will dort siedeln, kündigte er bereits 2016 an. 2026 könnte Space-X die ersten Menschen auf den jahrelangen und sehr gefährlichen Trip schicken. Er selbst will – zumindest beim Jungfernflug – lieber nicht mitkommen. Mit seinen Falcon-9-Raketen sollen dann im Laufe der Zeit bis zu einer Million Menschen auf den roten Planet gebracht werden. So viele braucht man, um eine Zivilisation zu gründen, hat Musk sich ausgerechnet.

Wie man die dafür nötigen 10.000 Flüge und die Ausstattung auf dem Mars finanzieren will, weiß er allerdings noch nicht. Er will nur den Transport organisieren, für den Rest würden sich dann schon Unternehmen finden, ist sich Musk sicher. Die könnten etwa eine Pizzeria oder eine Schmelze auf dem Mars betreiben. Im Vergleich dazu wirkt Bezos Finanzierungsplan fast realistisch. Gefragt, ob Blue Origin in Zukunft auch Mondfahrzeuge und die Basen selbst bauen will erklärte er: „Wir werden tun, was nötig ist. Ich hoffe sehr, wir müssen nichts davon entwickeln, ich würde das gerne anderen überlassen. Aber wenn es sein muss, machen wir es selbst.“

Doch auch Bezos, immerhin ist er mit aktuell 130 Milliarden Dollar der reichste Mensch der Welt, wird seine Vision kaum alleine stemmen können. Aktuell verkauft er etwa eine Milliarde an Amazon-Aktien pro Jahr, um Blue Origin zu finanzieren. „Am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder übernehmen andere die Finanzierung – oder mir wird irgendwann das Geld ausgehen.“Jeff Bezos Roboter_17.30

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