Smartphones, dafür standen vor dem iPhone zwei Namen: Blackberry und HTC. Mit dem Diamond Touch brachten die Taiwanesen kurz vor dem Release des iPhones ihr erstes, reines Touch-Gerät auf den Markt, der Blackberry-Macher RIM dominierte die Business-Welt. Seitdem sind die Brombeer-Smartphones praktisch verschwunden. Und auch HTC droht wohl nun endgültig der Absturz.
Gerade gab der taiwanesische Konzern bekannt, 1500 Mitarbeiter zu entlassen – ein Viertel der weltweiten Belegschaft. Der Schritt kommt nur Monate, nachdem man einen Teil der Entwicklungssparte mit 2000 Mitarbeitern an Google abtrat. HTC hat damit weniger als 5000 Angestellte, gegenüber über 19.000, die es noch 2013 waren. Schuld sind falsche Entscheidungen, die harte Konkurrenz – und eine Menge Pech.Nokia ist zuürck 0825
Starker Aufstieg, tiefer Fall
Dabei standen die Chancen gut. Einst als Auftragsfertiger für Telekom und Co. gestartet, erarbeitete sich HTC rasch einen hervorragenden Ruf, auch eigene Smartphones wie die Desire-Reihe wurden zu Kassenschlagern. Auf dem Peak 2011 konnte HTC beim Aktienwert sogar den einstigen Handy-König Nokia überholen. Dann kam der lange Absturz.
Jahr für Jahr sanken die Zahlen, erst zog Samsung an HTC vorbei, dann auch die Festland-Chinesen von Huawei. Obwohl die Fans die starken Smartphones wie das HTC One (M7) für sein schickes Design und die starke Technik feierten, griffen die Käufer lieber zur Konkurrenz. Und HTC stieg immer weiter ab. Seit Ende 2017 hat selbst das einst untergegangene Nokia unter dem neuen Schirmherrn HMD Global HTC wieder überholt.Lidl HTC U11_13.00
Technik alleine reicht nicht
An den Smartphones selbst lag das gar nicht. Obwohl die schicke One-Reihe mit der Zeit etwas langweilig wurde, handelte es sich immer noch um starke Geräte. Auch die Neuauflage, das HTC U11 konnte bei uns im Test voll überzeugen. Das gerade erst erschienene HTC U12+ bekommt in ersten Reviews ebenfalls gute Noten. Die Verkaufszahlen kannten in den letzten Monaten trotzdem nur eine Richtung: nach unten. Im Februar erreichte HTC dann den Tiefpunkt: Die monatlichen Käufe waren so tief gefallen wie seit 2004 nicht mehr, jeden Monat macht man so knapp 50 Millionen Euro Verlust.
Die so entstandenen Schulden sorgen für weitere Probleme. Marketing für die neuen Geräte findet praktisch kaum noch statt, die meisten potentiellen Kunden werden von den neuen Smartphones schlicht nicht erreicht. Hinzu kommt der deutlich zu hohe Preis. Obwohl auch Spitzen-Smartphones mit wenigen Ausnahmen wie Apple oder Samsung immer billiger werden, beharrt HTC auf einem recht hohen Startpreis. Das HTC U12+ startet etwa offiziell bei 799 Euro, im Netz ist es für etwa 750 Euro zu bekommen. Zum Vergleich: Das wenig ältere Galaxy S9 gibt es ab etwa 520 Euro. Google übernimmt Teile von HTC
Was bringt die Zukunft?
Die Zukunft sieht noch düsterer aus. Mit dem Verkauf an Google dürfte ein gigantischer Auftrag wegfallen. HTC hatte in den letzten beiden Jahren die kleineren Pixel-Smartphones für Google gefertigt. Mit den 2000 übernommenen Ingenieuren könnte Google in Zukunft auf HTC verzichten und sie gleich ganz selbst bauen.
Auch ein weiterer Rettungsanker wird den Absturz wohl kaum verhindern können. Mit der HTC Vive stürzte sich der Hersteller früh in das Geschäft mit der Virtuellen Realität, brachte eine der besten Brillen auf den Markt. Leider entwickelt sich der Markt aber nicht so rasant, wie von vielen Beobachtern zu Anfang erwartet. Trotz neuer Modelle können die Hersteller nur wenige Hunderttausend Geräte pro Quartal absetzen. Um Hunderte Millionen Verluste auszugleichen, ist das aber zu wenig.Pixel 2 gegen iPhone 8 Plus