Neues Apple-Notebook: Macbook Pro (2018) im Test: Ein Notebook wie ein Blatt Papier

Selbst ein Billionen-Dollar-Unternehmen hat es manchmal nicht leicht. Zwar verkauft Apple jeden Tag palettenweise Smartphones, Tablets und Uhren, mischt nebenbei im Streaminggeschäft mit und forscht mehr oder weniger geheim an Datenbrillen und selbstfahrenden Autos. Doch was der Konzern auch macht, eine Gruppe von Menschen fühlt sich immer irgendwie vernachlässigt. Es sind ausgerechnet jene, die Apple überhaupt erst groß gemacht haben: die Profis. Also Grafiker, Illustratoren und Videobearbeiter, die seit Jahrzehnten auf Rechner mit dem angebissenen Apfel angewiesen sind, und die jedesmal enttäuscht sind, wenn doch wieder nur ein neues iPhone auf den Markt kommt.

Umso überraschter war die Branche daher, als Apple vor knapp einem Monat ohne großes Brimborium per Pressemitteilung die neueste Generation seiner Macbook Pros vorstellte. Mit schnelleren Prozessoren und bis zu 32 Gigabyte Arbeitsspeicher zeigte der Konzern, dass er auf die jahrelange Kritik seiner Stammnutzer gehört hat.

Nicht jeder braucht das 8000-Euro-Macbook

Doch schnell drehte sich die Debatte nur noch um eine Zahl: 7959. So viele Euro verlangt Apple für die größte und leistungsfähigste Ausbaustufe seines Notebooks. Ein Aufschrei folgte in den Kommentarspalten. Dabei blendeten die meisten aus, dass nur wenige Profis zu einer solch kostenintensiven Konfiguration greifen, bei der allein die XXL-Festplatte 4000 Euro kostet. Für die meisten Nutzer ist die 2000-Euro-Variante mehr als ausreichend.

Doch was kann die neue Macbook-Generation – und für wen lohnt sich ein Kauf? Wir haben das 13-Zoll-Modell mehrere Wochen ausführlich getestet und zusätzlich einigen Profis bei ihrer täglichen Arbeit über die Schultern geschaut.

Die 2018er-Macbook-Pros haben im Vergleich zur Vorgängergeneration viele Neuerungen, etwa

  • schnellere Prozessoren und mehr Arbeitsspeicher
  • ein True-Tone-Display
  • eine leisere Tastatur
  • schnellere SSDs
  • vielfältigere Anschlüsse
  • einen eingebauten T2-Chip

Optisch bleibt alles beim Alten: Das Macbook Pro besteht aus einem Aluminium-Gehäuse und ist in zwei Farben erhältlich, Silber und Space Grey. Das 13,3-Zoll-Modell wiegt 1,37 Kilogramm, die 15-Zoll-Variante bringt 1,83 Kilogramm auf die Waage. Als Anschlüsse gibt es neben der Kopfhörerbuchse vier Thunderbolt-3- beziehungsweise vier USB-C-Ports. Für die Zukunft ist man damit top gerüstet. Wer herkömmliche USB-Sticks, HDMI-Kabel oder SD-Karten einstecken will, ist auf Adapter angewiesen. Die Strom­versor­gung ist an jedem Anschluss möglich.

Display für Nachteulen

Die auffälligste Neuerung der 2018er-Macs ist der True-Tone-Bildschirm, den man bereits vom iPhone und iPad kennt. Dadurch ist das Notebook in der Lage, die Farbtemperatur des Displays und der Touch Bar an das Umgebungslicht anzupassen und so die Lesbarkeit bei schummrigem Licht zu verbessern. In gewisser Weise verhält sich der Bildschirm wie ein Blatt Papier: Liegt ein weißes Blatt unter einer gelblichen Lampe, wirkt die Farbe des Blatts wärmer, unter einer kühlen LED-Lampe hat das Weiß einen leichten Blaustich. Ein praktisches Feature, das uns gut gefallen hat und an das man sich vor allem beim Lesen im Browser schnell gewöhnt. Profis, die auf farbgenaue Wiedergabe angewiesen sind, können die Funktion in den Einstellungen deaktivieren.

Tastatur ist leiser – und weniger anfällig

Die zweite wichtige Neuerung ist die überarbeitete Tastatur. Bei den Vorgängern brauchte es mitunter nur einen Krümel, um einzelne Tasten lahmzulegen. Das war alles andere als Pro. Die neuen MacBooks besitzen nun erstmals die dritte Generation der sogenannten Butterfly-Tastatur, bei der die Tasten beim Tippen kaum noch im Gehäuse versinken. Wie die Bastler von iFixit herausfanden, stecken unter den Tasten nun Silikonmembranen. Die sorgen laut Apple dafür, dass die Tasten leiser sind. Der Unterschied ist nicht immens, aber hörbar. Am guten Tippgefühl selbst hat sich trotz der neuen Bauteile nichts verändert. Vor allem aber soll das Silikon vor dem Eindringen von Schmutz schützen und die Tastatur langlebiger machen, auch wenn Apple das offiziell niemals zugeben wird. Ob das klappt, werden Langzeittests zeigen. touchbar

Die Touch Bar – eine Art Wischleiste über der Tastatur – ist ebenfalls an Bord. Sie ist seit ihrer Premiere im Herbst 2016 eines der umstrittensten Features: Manche Nutzer finden die Touchleiste praktisch, andere würden sie am liebsten loswerden. Der US-Redakteur Ben Lovejoy bezeichnete sie einmal als „ein cooles Stück Technik, bei dem man noch herausfinden muss, wofür man sie eigentlich braucht.“ Den meisten Profis scheint sie ohnehin egal zu sein, sie arbeiten mit externen Tastaturen. 

Zwar wird noch ein Macbook-Pro-Modell ohne Touch Bar angeboten, das hat aber weder die schnelleren Prozessoren noch die anderen Neuerungen erhalten. Wie es um die Zukunft der Touch Bar steht, wird sich zeigen: Der Mehrwert der Leiste hält sich meist in Grenzen, zudem hat Apple in den letzten zwei Jahren keine nennenswerten Features hinzugefügt. Bis zur nächsten Generation sollte der Konzern an der Umsetzung feilen – oder zumindest ein adäquates Modell ohne Touch Bar anbieten.

Macbook Pro auf Speed

Die für Profis wichtigste Neuerung ist der enorme Geschwindigkeitszuwachs. In den 2018er-Macbook-Pros stecken die derzeit schnellsten Festplatten (SSDs) überhaupt. In einigen Vergleichstests deklassierten die Macbooks die komplette Konkurrenz und erreichten teils doppelt so hohe Schreib- und Leseraten. Zudem kann man Apples Notebooks erstmals mit 16 (13 Zoll) oder 32 (15 Zoll) Gigabyte Arbeitsspeicher ausstatten.

Zudem sind modernere Prozessoren verbaut: Im 13-Zoller stecken standardmäßig Vierkern-, im 15-Zoller Sechskern-Chips. Nachdem die neuen Intel-Prozessoren anfangs heißer wurden als sie sollten, sodass sie schon nach wenigen Sekunden ihre Leistung drosselten, hat Apple den Fehler mittlerweile per Software-Update behoben. Je nach Konfiguration hat man nun teils doppelt so viel Rechenpower im Vergleich zum Vorgänger. Doch wozu braucht man die eigentlich? macbook Werner Jainek

Klar ist: Ottonormalnutzer merken von den neuen Prozessoren im Alltag nicht viel. Zum Surfen und Netflix-Schauen benötigt man keinen topaktuellen Prozessor.

Bei Profis wie dem App-Entwickler Werner Jainer sieht das jedoch anders aus. Die Kompilierung seiner App sei auf der neuen Generation etwa 10 bis 15 Sekunden schneller als auf älteren Modellen, sagt er im Gespräch mit dem stern. Klingt nicht viel, doch bei hunderten Kompilierungen pro Tag kommt am Ende einiges zusammen. Zugleich eröffnen schnellere Rechner auch neue Möglichkeiten: Der Special-Effects-Designer Peter Eszenyi, der für die Effekte in Hollywood-Blockbustern wie „Blade Runner: 2049“ oder „Ghost In The Shell“ mitverantwortlich ist, arbeitet mittlerweile immer häufiger mobil am Set und muss nicht mehr für jede Animation direkt ins Studio. Es sind kleine Verbesserungen, für die Profianwender jedoch bereit sind, viel Geld auszugeben.

Hollywood, App-Entwickler, Profi-Fotografen – das ist die Zielgruppe, die Apple mit Macbook Pro anvisiert. Für diese Menschen ist noch ein weiteres Feature interessant: Apple verbaut im neuen MacBook Pro des Jahrgangs 2018 erstmals in seinen mobilen Geräten den hauseigenen T2-Chip. Das ist ein Mini-Prozessor, auf dem ein abgespecktes iOS läuft. Der Chip sorgt unter anderem für die Verschlüsselung der gesamten Festplatte, der Nutzer muss selbst nichts dafür tun. Falls man das Notebook verliert, haben Fremde so keinen Zugriff auf die eigenen Dateien – auch das kann im Ernstfall wichtig sein. Ottonormalnutzer freuen sich dagegen über den Fingerabdrucksensor Touch ID, den man vom Home-Button des iPhones kennt und der nun im Start-Button eingebaut ist. Außerdem kann man den Sprachassistenten Siri nun ohne Knopfdruck starten, indem man einfach „Hey Siri …“ ruft.

Fazit: Viel Performance für viel Geld

Bei 2000 Euro geht es los, am Ende können bis zu 8000 Euro auf der Rechnung stehen: Das neue Macbook Pro ist ohne Frage kein günstiges Stück Technik und richtet sich – der Name verrät es – vor allem an professionelle Nutzer. Für so viel Geld bekommt man aber nicht nur mehr Performance, als die meisten Menschen im Alltag jemals brauchen werden, sondern auch praktische Features wie das True-Tone-Display und einen Fingerabdruckscanner. Ob man die Touch Bar mag oder nicht, ist Geschmackssache – wer die neueste Ausstattung will, kommt jedenfalls nicht um sie herum. 

Alternativen zum aktuellen Macbook Pro mit Windows-Betriebssystem sind Microsofts Surface Book 2 (ab 1500 Euro) oder das Dell XPS 13 (ab 1000 Euro). Wer einen Mac bevorzugt, aber weniger Geld ausgeben möchte, kann zum günstigeren Macbook (12 Zoll) oder einem Air greifen. Beide könnten aber in diesem Jahr noch ein Upgrade erhalten, weshalb man mit dem Kauf noch ein paar Monate warten sollte.

Vorteile

Nachteile

Brillanter Bildschirm

Teuer

Viel Rechenpower

Für viel Zubehör Adapter nötig

Bessere Tastatur und großes Trackpad

Neue Features nur mit Touch-Bar-Macbooks

Fingerabdruckscanner

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