Streaming: Wie Spotify beim Streaming immer mehr den Anschluss verliert

Unmengen Musik aus aller Welt auf Abruf, gegen eine kleine Gebühr: Als Spotify an den Start ging, gingen die Träume von Millionen Musikfans von einer Musikflatrate in Erfüllung. Seitdem ist viel passiert. Und trotz der mit Abstand größten Anzahl von Abonnenten und konstantem Wachstum droht Spotify langsam den Anschluss zu verlieren.

Denn die Konkurrenz schläft nicht. Von kleineren Diensten wie Deezer mal abgesehen, haben mit Apple Music, Amazon Prime Music und Google Play Music gleich mehrere Internet-Schwergewichte eigene Streaming-Angebote in den Markt geworfen – und lassen Spotify immer älter aussehen. Vor allem bei der immer wichtiger werdenden Sprachsteuerung sieht der Primus im Vergleich mächtig alt aus.Spotify legaler Scam_6.30

Spotify und die Sprache

Durch die Verbreitung von Sprachlautsprechern wird es immer beliebter, den Musikdienst seiner Wahl über Sprache zu steuern. Die Steuerung per Sprache ist die Zukunft, auch im Auto setzt sich das immer mehr durch. Und genau hier hängt Spotify mächtig hinterher, wie „Techchrunch“ in einer aktuellen Analyse zeigt. Während die Konkurrenten sich weitgehend über Sprache bedienen lassen, ist diese Funktion bei Spotify nur rudimentär möglich. Selbst, wenn man über den Titel sucht, findet Spotify viele Lieder demnach nicht. Doch die Konkurrenten sind längst zu viel mehr in der Lage.

Fragt man etwa Alexa nach einer bestimmten Songzeile, kann sie bei Amazon Music das passende Lied dazu finden. Siri lernt das Feature mit dem im Herbst kommenden iOS 12 ebenfalls, in Testversionen funktioniert es ganz ordentlich. Googles Assistant ist noch smarter – und kann neben der Suche über den Songtext sogar eine vorgesungene Melodie erkennen. Siri erkennt immerhin Lieder über den eingebauten Dienst Shazam, wenn man sie danach fragt. Spotify muss in diesem Bereich passen. Die Erkennung per Text wird zur Zeit nur in Japan angeboten, einen Zeitplan für andere Länder gibt es nicht.Spotify Tricks Foto-Strecke_17.35

Spotify fehlt die Hardware

Doch auch Sprachsteuerung an sich ist alles andere als Spotifys Stärke. In der US-Version der Smartphone-App kann man zwar per Halten des Suchsymbols eine Sprachsuche einschalten, die reine Sprachsteuerung ohne Berührung, wie man sie von Siri, Googles Assistant oder Alexa gewohnt ist, kann Spotify aber nicht bieten.

Hinzu kommt: Das Problem dürfte sich in Zukunft nur noch verstärken: Spotify vertreibt keinen eigenen Sprachlautsprecher – und ist damit auf die Geräte der Konzerne angewiesen, die dem Dienst nun mit eigenen Musikangeboten auf die Pelle rücken. Auf dem Amazon Echo oder dem Google Home spielt es aber nur die zweite Geige. Auf Apples Homepod oder auch der Apple Watch ist der Dienst aber gleich ganz ausgesperrt. 

Die gerade angekündigte Zusammenarbeit mit Samsung für den neuen Sprachlautsprecher Galaxy Home dürfte kaum helfen. Der darauf installierte Assistent Bixby gilt als weitgehend unnütz, zudem ist er nur auf Koreanisch und Englisch verfügbar. Ein Verkaufsschlager dürfte er also in nächster Zeit nicht werden.Spotify Börsengang 19.05

Wo sind die Songtexte?

Auch beim Umgang mit den Songtexten steht sich Spotify selbst im Weg. Vor zwei Jahren hatte der Dienst sein Feature zur Anzeige von Songtexten entfernt. Angeblich wollte man es überarbeiten, leider tauchte es aber nie wieder im vollen Umfang auf. Mit „Behind the Lyrcis“ hat Spotify zwar seinen eigenen, bisher einmaligen Ansatz, der den Text und die Entstehung der Lieder erklärt und dafür von Fans geschätzt wird. Ganz glücklich macht das Angebot aber nicht: Die Infos stehen nicht zu jedem Song zur Verfügung. Wer nur den Text will, hat diese Option nicht: Die „Behind the Lyrics“-kacheln überdecken aber immer wieder die Texte selbst.

Andere Dienste wie Apple Music oder Amazon Music leben dagegen sehr viel Wert auf die Lyrics. Beide betreiben eigene Teams, die sich nur darum kümmern. Amazons Echo Show zeigt etwa auf Wunsch die Texte für jedes gespielte Lied – und wird dadurch praktisch zur Mini-Karaokemaschine.

Wie die Zukunft aussieht, wird sich zeigen müssen. Noch geht es Spotify sehr gut, weltweit ist der Dienst auch bei den zahlenden Abonnenten weltweit immer noch Spitze. Doch die Änderung steht schon an: In den USA hat Apple Music die Schweden bei den zahlenden Kunden nun erstmals überholt, verkündete Tim Cook vor kurzem. Spotify sollte sich also langsam etwas einfallen lassen.Junge Walkman

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