Man hört ihn schon kommen. Der Hubschrauber kündigt sich langsam von irgendwo hinter der linken Schulter an, zieht dann langsam über den Kopf weg und taucht am Ende auf dem großen Fernseher auf. Als Zuschauer auf der Couch weiß man trotzdem die ganze Zeit, wo genau er sich befindet. Surround-Sound sei dank. Kein Wunder, dass die Technologie jahrelang von Filmfans gefeiert wurde. Dann wurde sie im Massenmarkt vom Siegeszug der Soundbar verdrängt. Jetzt ist Surround wieder da.
Dass die Soundbar sich so durchsetzen konnte, liegt wohl vor allem an der niedrigen Einstiegshürde. Während ein 5.1- oder gar 7.1.4-System mit Installation an der Wand und Decke und der Einrichtung am Receiver meist recht aufwendig war, muss die Soundbar nur aufgestellt und mit dem Fernseher verbunden werden – und schon klang sie gut. Auch der nervige Kabelsalat der Lautsprecher fiel weg. Dank Dolby Atmos schafften es neuere Soundbars sogar, den Ton über die Köpfe der Nutzer hinwegzuwerfen. Jetzt könnten sie von Surround wieder ernsthafte Konkurrenz bekommen.Sonos Beam_15.15
Mehr Sound, weniger Ärger
Mit den neuesten Inkarnationen haben die Hersteller die schlimmsten Störfaktoren der Surround-Systeme in den Griff bekommen. Moderne Surround-Anlagen bieten dieselbe Plug-and-Play-Erfahrung wie die Soundbar – und entsorgen den Kabelsalat. Stattdessen verbinden sie sich wie Multiroom-Systeme per Funk. So lässt sich etwa jede Sonos-Soundbar mit beliebigen kleineren Speakern des Herstellers zum 5.0-System erweitern, mit einem separat zu erwerbenden Subwoofer ist sogar echtes 5.1 drin.
Andere Hersteller haben sogar noch mehr im Gepäck. Samsung bietet mit seiner HW-N950 etwa ein komplettes Set aus Soundbar, Sub und zwei Rücklautsprechern. Dank Dolby Atmos kann das Set sogar Sound im komplexen 7.1.4-Standard darstellen – für den man sonst mindestens sieben Speaker inklusive vier Deckenlautsprecher benötigt. Wie bei den anderen modernen Systemen reicht es, die Lautsprecher zu platzieren und einzustöpseln, als Kabel werden nur die Netzstecker benötigt.
Auch Teufel hat bald ein ähnliches System im Portfolio. „Bei Marktforschung haben wir bemerkt, dass viele unserer Kunden durch die Kabel von einem Surround-System abgeschreckt werden“, erklärt Teufel-Sprecher Florian Weidhase. Ab Ende des Jahres bietet der Hersteller mit dem Lautsprecher namens „Effekt“ eine kabellose Erweiterung seiner Soundbars an. Zusammen mit dem zu den Soundbars gehörenden Subwoofern kommt dann ein 4.1-System zustande.Soundbars Test_11.15
Toll – und teuer
Die Ergebnisse der Systeme sind beeindruckend. Vor allem die Kombination aus Dolby Atmos und den Rücklautsprechern liefert im richtigen Raum eine erstaunlich realistische Illusion von Räumlichkeit des Klangs. Und das alles, ohne sich bei der Installation oder der Nutzung mit Kabeln herumschlagen zu müssen. Ob der Klang aber tatsächlich an aufwendige Surround-Setups herankommt, werden Tests zeigen müssen.
Das Manko der neuen Technik ist der Preis: Unter 1000 Euro ist noch keine der drei Lösungen zu bekommen, für die komplette Sonos-Variante werden gar knapp 2000 Euro fällig. Bis es eine günstigere Variante gibt, dürfte es noch dauern. Aber das war bei klassischem Surround-Sound und Soundbars am Anfang ja nicht anders.TV-Neuheiten IFA 2018