Apple bringt Bezahldienst nach Frankreich und in die Schweiz

Apple baut die Reichweite seines iPhone-Bezahldienstes in Europa aus. Demnächst werde Apple Pay in Frankreich und in der Schweiz starten, kündigte der Konzern zum Auftakt der Entwicklerkonferenz WWDC an.

Bisher war Apple Pay in Europa in Großbritannien verfügbar. Zu einem Starttermin in weiteren europäischen Ländern wurden keine Angaben gemacht.

Apple Pay kann man an Kassengeräten nutzen, die für kontaktloses Bezahlen per NFC-Funk ausgestattet sind. Die Industrie rüstet schrittweise alle Terminals damit aus. Als nächsten Schritt will Apple über seinen Service auch bei Online-Einkäufen auf einem Computer bezahlen lassen. Die Zahlung wird dabei statt Passwort oder PIN-Code per Fingerabdruck auf einem verbundenen iPhone bestätigt.

Apple stellt neue Software vor: Siri ist jetzt überall – und mächtiger denn je

Eines muss man Apple ja lassen: Auch wenn bei der Keynote zur Eröffnung der WWDC 2016 keine neue Hardware zu sehen war, aus Software-Sicht war die Präsentation ein Fest. Neue Schnittstellen allerorten, jede Menge nützlicher neuer Features. Und natürlich eine deutlich verbesserte Siri – die nun auch den Sprung auf den Mac geschafft hat.

Denn ob iOS oder das frisch umgetaufte macOS: Apple hat sich zu einem gewagten Schritt entschlossen – und den Entwicklern mehr Zugang gegeben als jemals zuvor. Gerade das ehemals beinahe hermetisch abgeriegelte iOS bietet Entwicklern seit heute Abend mehr Möglichkeiten, als sie je zu träumen gewagt hatten. Ob die Apple Maps oder Siri: Nahezu alle Kernfeatures lassen sich nun endlich auch direkt in die Apps einbauen oder sogar selbst erweitern. Die Nutzer dürften davon schnell profitieren, wenn iOS 10 und macOS Sierra im Herbst auch für sie bereit stehen. Vor allem von der schlaueren Siri.Live-Blog Apple Event WWDC 18.33

Comeback mit Pauken und Trompeten

Denn Apples Sprachassistentin hatte in den letzten Jahren mächtig an Boden verloren. Einst beim iPhone 4s als revolutionäres Feature eingeführt, hatten die Konkurrenten Google Now, Cortana (Windows), Alexa (Amazon) und zuletzt das von einem Siri-Miterfinder entwickelte Viv Apples Siri nicht nur eingeholt, sondern waren längst an ihr vorbeigezogen. Heute hat Apple die Rückrunde eingeläutet.

Die neue, schlauere Siri soll dank „Deep Learning“-Techniken dazu in der Lage sein, Anfragen besser zu verstehen und proaktiv auf sie einzugehen. So schlägt sie nun auf Basis etwa des Standortes und aller möglichen anderen, ihr vorliegenden Informationen Handlungen vor, versucht zu erraten, was der Nutzer gleich tun oder schreiben will und verbindet Informationen und Anfragen sinnvoll miteinander. Und wie Microsofts Cortana tut sie das nun auch auf dem heimischen Rechner. Wie gut das im Alltag funktionieren wird, ist natürlich noch offen. Das Gezeigte machte aber wirklich Lust auf mehr.iPad pro Test 16.20

Verständnis und dumme Sprüche

Dass Apple dazu Siris Leistung aufbohren musste, liegt auf der Hand. Explizit wurde die deutliche Verbesserung allerdings nicht beworben. Das ist durchaus ungewöhnlich für den Konzern, der gerne mit Superlativen um sich wirft. Die angepriesenen Features deuten allerdings darauf hin, dass der von Apple aufgekauften Dienst VocallQ als Grundlage für die neue Siri dient. Der ermöglicht mit Deep Learning und einer Speicherung einzelner Abfragen deutlich komplexere Befehle, als Siri sie vorher beherrschte.

So lassen sich nun Nachfragen zu einer Suche hinzufügen, einzelne Teile der Anfrage zurücknehmen oder verfeinern. Zudem versteht Siri nun deutlich umgangssprachlichere Antworten – und kommentierte während der Präsentation einige Anfragen mit frechen Sprüchen. Die waren allerdings nur mäßig witzig, auf Dauer könnten sie durchaus nerven. Immerhin kamen sie nicht bei jeder Suche sondern blieben die Ausnahme.Screenshot 2016-06-13 22.22.34

Siri für alle

Der wichtigste Schritt ist allerdings, dass Apple Siri jetzt für alle Entwickler freigibt. Sollten die wirklich davon Gebrauch machen, können sich die Nutzer nun endlich darauf verlassen, dass Siri ihnen in nahezu jeder Situation zur Seite steht – und nicht nur dann, wenn man auch die wenigen Apple-Apps benutzt.

Ob die Menschen den Sprachassistenten deswegen häufiger nutzen werden, ist offen. Die meisten fühlen sich immer noch unwohl, in der Öffentlichkeit mit dem Smartphone zu sprechen. Darauf deuten allerlei Umfragen hin. Immerhin beherrscht Siri nun einen stillen Modus, in dem sie nur mit Textanzeigen antwortet. Stille Befehle wie bei Facebooks Messenger-Bots scheinen aber noch zu fehlen.Facebook Bots_11.15

Apple macht seine Hausaufgaben

Ebenfalls gelungen: Die deutlich tiefere Verknüpfung der Apple-Geräte untereinander. Mit der geteilten Ablage lassen sich nun etwa Links, Textteile oder auch Fotos auf dem Mac kopieren und dann Sekundenbruchteile später auf dem iPhone oder iPad einfügen. Ein extrem nützliches Feature für jeden, der gleich mehrere Geräte mit dem Apple-Logo sein eigen nennt.

Auch sonst hat Apple seine Hausaufgaben gemacht. Der überarbeitete Streaming-Dienst Apple Music räumt das völlig überladene Interface auf. Die Fotos-App lernt nun ebenfalls, die Bilder sinnvoll zu sortieren und das Stöbern zu erleichtern. iMessage zieht mit beliebteren Messaging-Apps wie Whatsapp oder Line mit – oder überholt sie gar. Auch die schlauere Karten-App gefällt. Apple zieht in vielerlei Hinsicht mit den Konkurrenten nach oder überholt sie knapp, auch wenn der Konzern wenig von Grund auf neu erfindet.iPhone SE Test 17.00

Privatsphäre als Verkaufsargument

Einen Vorteil hat Apple allemal: Während Google, Facebook und Co. seinen Nutzern kostenlose, sehr gut gemachte Apps und Dienste anbieten, dafür aber ihre Daten sammeln und verwerten, kann Apple einen anderen Weg gehen. Der Konzern kann es sich erlauben, auf die Einnahmen aus dem Datengeschacher zu verzichten – und die geschützte Privatsphäre der Kunden als Verkaufsargument für seine Hardware nutzen. Das Apple dabei glaubwürdig bleibt, verdankt der Konzern auch seinem öffentlich ausgetragenen Konflikt mit dem US-Geheimdienst FBI.

Mit dem heutigen Abend hat Apple wieder einmal gezeigt, dass der Konzern bereit ist, konsequent an sich und seinen Produkten zu arbeiten. Weltbewegend waren alle Teile für sich nicht. Zusammen erzeugen sie allerdings durchaus einen beeindruckenden Fortschritt. Und vielleicht fangen nun viele der Sprachsteuerungsmuffel nun doch mal einen Plausch mit Siri an. Life Hacks Handyhalterung Auto 16.14h

Apple öffnet sich: Aus Funktionen werden Plattformen

Apple öffnet wichtige Dienste und exklusive Funktionen für eine Nutzung durch Partner – aber auch Wettbewerber.

Auf der Entwicklerkonferenz WWDC kündigte Apple-Chef Tim Cook an, dass künftig der Apple-Kommunikationsdienst iMessage, die Sprachsteuerung Siri und die Karten-Anwendung Maps durch Programmierschnittstellen (API) von außen her umfassend angesprochen werden können. Bislang war dies Apps von Apple vorbehalten.

Damit können beispielsweise App-Entwickler via Siri ihre Anwendungen ansprechen lassen. Beim populären iMessage-Service öffnet Apple sich Drittanbietern für Zusatzdienste wie Stickers und Emoji. Diese Dienste sind insbesondere in Asien ein Millionengeschäft – ähnlich wie früher Klingeltöne für Handys in Europa. Bei der Karten-Anwendung Apple Maps können beispielsweise Reservierungsdienste wie Open Table und Apps der Fahrdienstvermittler wie Lyft oder Uber direkt integriert werden.

Für Apple bedeutet dieser Schritt einen erheblichen Kulturwandel. Seit der Vorstellung des ersten Apple Macintosh im Jahr 1984 setzt das Unternehmen vor allem auf Systeme aus Hardware-Komponenten und Programmen, die im Zweifelsfall von Apple selbst kommen. Zwar hat Apple in der Vergangenheit auch offene Entwicklungen wie das World Wide Web frühzeitig erkannt und unterstützt. Um eine optimale Abstimmung zwischen Hardware und Software zu erreichen, konnten sich allerdings Entwickler von Drittprogrammen auf Apple-Systemen oft nur in eng abgesteckten Grenzen bewegen. Nun werden aus Funktionen, die in der Vergangenheit exklusiv für Apple-Apps zur Verfügung standen, umfassende Software-Plattformen, für die eine Heerschar von Entwicklern Programme schreiben kann.

So entwickelt sich Siri zu einer Plattform. Mit diesem Dienst hat Apple vor fünf Jahren den Trend der Sprachsteuerung gestartet, der dann schnell von Google und später auch von Amazon mit seinem interaktiven Lautsprecher Echo sowie Microsoft mit Cortana aufgegriffen wurde. Die Konkurrenz hat Apple in diesem Bereich inzwischen nicht nur eingeholt, sondern auch in Teilen überholt. So versteht der Amazon Echo oft gesprochene Fragen besser als Siri und kann auch mit unendlich vielen Systemen gekoppelt werden. Dafür ist Siri multilingual und kann in 22 Sprachen inklusive Deutsch, Arabisch und Finnisch sprechen, während der Amazon-Lautsprecher aktuell nur Englisch versteht.

Wichtigste Konkurrent bei der Spracherkennung ist Google: Da es weltweit viel mehr Smartphones mit dem Google-System Android als iPhones und iPads von Apple gibt, wird die Sprachsteuerung in Google Now inzwischen deutlich häufiger genutzt als Siri auf den iOS-Geräten. Doch da die Besitzer von iPhone und iPad viel eher bereit sind, mit dem Smartphone Geld auszugeben, ist für etliche Entwickler die iOS-Plattform mindestens so interessant wie Android.

Damit Siri im Wettbewerb mit dem Google-Assistenten, Amazons Alexa-Software und Microsoft Cortana bestehen kann, werden die Apple-Entwickler ihren Dienst künftig auch mit Funktionen «künstlicher Intelligenz» ausstatten, so wie es Wettbewerber in ähnlicher Form bereits praktizieren. So soll Siri künftig Anfragen besser verstehen und Rahmenbedingungen wie den Ort, an dem eine Frage gestellt wurde, bei den Antworten berücksichtigen. Wenn jemand nach den aktuellen Filmen im Kino fragt, kennt Siri beispielsweise nicht nur das aktuelle Programm, sondern weiß auch, im welchem Filmtheater die Streifen wann laufen. Und den passenden Trailer kann Siri auch gleich vorspielen.

Außerdem wird Siri nun auf allen fünf Hardware-Plattformen verfügbar sein, die Apple bedient: Smartphone, Tablet, Smartwatch, TV und künftig auch dem Macintosh-Computer.

Eine ähnliche Tragweite dürfte die Öffnung des Dienstes iMessage haben. Drittanbieter – darunter auch Apple-Konkurrenten wie Facebook – können künftig kleine Gif-Filmchen, Sticker und Emojis für iMessage erstellen. Analyst Ben Bajarin vom Marktforschungsunternehmen Creative Strategies wies auf Twitter noch während der Auftaktveranstaltung zur WWDC darauf hin, dass alleine der asiatische Mitteilungsdienst Line im vergangenen Jahr Sticker im Wert von 268 Millionen Dollar verkaufte und täglich fast 400 Millionen Sticker verschickt.

Besucher der Keynote, die eine Ankündigung neuer Apple-Hardware erwartet hatten, wurden enttäuscht. Dafür konnten Apple-Chef Cook und seine Mitstreiter mit einer Serie von Detailverbesserungen für die Betriebssysteme von iPhone, iPad, Apple Watch, Apple TV und Mac punkten. So sollen Anwendungen für die Apple Watch mit dem neuen System watchOS 3 künftig siebenmal schneller starten sollen als bisher. Außerdem wird die Smartwatch von Apple als Fitnesstracker noch einmal deutlich aufgewertet, so dass Spezial-Anbieter wie Fitbit es künftig wohl schwerer haben könnten, Kundschaft zu finden.

Ob Apple mit der Summe seiner überzeugend wirkenden Updates und Weiterentwicklungen wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren kann, muss sich noch zeigen. Mit den neuen Diensten eröffnet sich für den Konzern aber auch die Chance, mit der Masse der bereits verkauften Geräte neue Umsatzströme zum Fließen zu bringen, wenn beispielsweise Besitzer eines iPhone künftig mit Apple Pay bezahlen. Außerdem will Apple mit seinen Vorstellungen zum Datenschutz punkten. So kann die neue Foto-App Gesichter von Personen lokal auf dem iPhone erkennen, ohne dass dafür Daten ins Netz übertragen werden müssen. Und noch ein Seitenhieb auf Google: Apple werde niemals Datenprofile seiner Kunden für Werbezwecke vermarkten.

Entwickler aus Deutschland erhalten Apple Design Awards

Zwei Software-Unternehmen aus Deutschland sind auf der Entwicklerkonferenz WWDC mit dem Apple Design Award ausgezeichnet worden.

Insgesamt wurden am Montag zwölf Preise an zehn Unternehmen und zwei Studenten verliehen. Die Leipziger Softwarefirma The Soulmen erhielt die Auszeichnung für ihre innovative Textverarbeitung Ulysses, die für den Mac und das iPad angeboten wird und sich an Buchautoren, Journalisten – aber auch an Blogger richtet.

Der andere Preis für Entwickler aus Deutschland ging nach München an die algoriddim GmbH für die iPad-Anwendung djay Pro, die demnächst auch für den Mac zu haben ist. Hier überzeugte die Jury vor allem, dass die App auch komplett von Sehbehinderten und Blinden bedient werden kann. Bei der Preisverleihung im Bill Graham Civic Auditorium wurde dies von einem fast blinden Apple-Mitarbeiter live demonstriert, der die Zuschauer im Saal mit der App zum Tanzen brachte.

Mit dem Apple Design Award zeichnet der iPhone-Hersteller die App-Entwickler aus, die besonders gelungene Apps für die verschiedenen Plattformen von Apple programmiert haben. Neben technischen Kriterien spielen das Design und die Verwendbarkeit durch Behinderte eine wichtige Rolle. Die Auszeichnung wird mit Sachpreisen sowie einer prominenten Platzierung in den Softwareshops von Apple prämiert.

Apples zentrale WWDC-Ankündigungen auf einen Blick

Apple hat auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC einen Blick auf kommende Funktionen für seine Geräte und Dienste gegeben. Zehn der wichtigsten Ankündigungen auf einen Blick:

– Siri kommt in mehr Apps und auf den Mac: Software-Entwickler können künftig Apples sprechende Assistentin zur Bedienung ihrer Anwendungen nutzen. Damit dürfte man sich künftig viel häufiger mit den Geräten unterhalten. Außerdem kommt Siri im Herbst auch auf Mac-Computer.

– iMessage wird für App-Entwickler geöffnet: Sie können künftig ihre Anwendungen direkt innerhalb des Kurzmitteilungsdienstes laufen lassen. Außerdem können Emojis und Sticker auch von anderen Anbietern kommen. Damit greift Apple unter anderem Facebooks Messenger an.

– Mehr Funktionen für Apple-Karten: Auch die Karten-Anwendung wird für andere Dienste geöffnet. Damit wird man sich zum Beispiel einen Tisch reservieren oder einen Wagen bestellen können, ohne die Karten-App zu verlassen. Zudem soll die Navigation besser werden.

– Fokus auf das vernetzte Zuhause: Über die App «Home» kann kompatible Haustechnik gesteuert werden. Zum Beispiel Lampen, Steckdosen oder Garagentore. Man sie auch bündeln, damit zum Beispiel beim Schlafengehen mit einem Knopfdruck Licht und Elektrogeräte ausgeschaltet werden und die Jalousien herunterfahren.

– Apples Musik-App wird übersichtlicher: Nach dem Start vor einem Jahr zusammen mit dem hauseigenen Streaming-Musikdienst hatten Nutzer ihre Bedienung zum Teil als kompliziert und unlogisch kritisiert. Nun kommt eigene Musik statt Vorschlägen stärker in den Vordergrund.

– Inhalt von Fotos wird erkannt: Apples Foto-App kann künftig Gesichter und Objekte erkennen und die Bilder nach Ereignissen bündeln. Damit folgt Apple Google-Funktionen – die Bilder sollen aber komplett auf dem Gerät und nicht in der Cloud analysiert werden.

– Apple Pay auch für Online-Käufe: Bisher konnte man mit Apples Dienst nur an Ladenkassen bezahlen. Jetzt wird er auch für Einkäufe im Internet freigeschaltet. Die Zahlung wird dabei per Fingerabdruck auf dem iPhone bestätigt. Für Deutschland wurde der Service immer noch nicht angekündigt – aber für Frankreich und die Schweiz.

– Die Apple-Uhr wird schneller: Ein zentraler Kritikpunkt von Nutzern bei der vor gut einem Jahr gestarteten Apple Watch ist, dass die Apps langsam anspringen. Jetzt sollen sie sieben Mal schneller starten. Der längliche Knopf an der Seite soll statt Kontakten den Zugriff auf die meistbenutzten Apps eröffnen.

– Mehr Komfort für die Telefon-Funktion: Voicemails können künftig automatisch in Text umgewandelt werden. Und Internet-Telefoniedienste werden besser ins iPhone integriert.

– App-Fernbedienung für das Apple TV: Die Fernsehbox von Apple wird man künftig auch über eine App statt per Fernbedienung steuern können. Ein Vorteil ist, dass dem Nutzer die gewohnte Tastatur zur Eingabe etwa von Suchanfragen zur Verfügung stehen wird.

Emojis, Sticker und viel mehr: So baut Apple iMessage zum Whatsapp-Killer um

Bei der Eröffnungs-Keynote zu Apples Entwickler-Konferenz WWDC war Siri der klare Star des Abends. Die Sprachassistentin ist nun deutlich smarter, kann auch in andere Apps eingebaut werden und kommt auch auf den Mac. Das längste Einzelsegment des Abends bekam allerdings der hauseigene Messenger iMessage. Und das völlig zurecht.

Denn was Apple seiner Chat-App an Neuerungen spendiert hat, kann sich mehr als nur sehen lassen. Der einst als günstiger SMS-Ersatz eingeführte Messenger wirkte in den letzten Jahren im Vergleich zur Konkurrenz mächtig angestaubt. Mehr als chatten und einige Medien versenden konnte man dem schlicht gehaltenen Messenger nicht. Das ändert sich nun, wenn im Herbst mit iOS 10 auch das neue iMessage kommt. Von optischen Spielereien bis zu tiefgreifenden Features: Apple hat sich kräftig ins Zeug gelegt und den Messenger wieder weit nach vorne gebracht.Live-Blog Apple Event WWDC 18.33

Eigene Apps für iMessage

Die wohl wichtigste Neuerung: Der Messenger lässt sich nun auch von Drittentwicklern erweitern. Damit wird der Funktionsumfang von iMessage um bisher undenkbare Dimensionen erweitern. Einen Vorgeschmack gab die Präsentation. In einem Gruppenchat wurde ein Restaurant gesucht. Die Nutzer konnten die Karte aufrufen, aussuchen was sie wollten, buchen und bezahlen – alles ohne iMessage zu schließen. Eine beeindruckende Vorstellung der neuen Möglichkeiten. Man darf gespannt sein, was sich die App-Entwickler noch ausdenken.Screenshot 2016-06-13 23.26.14

Doch nicht nur in Bezug auf externe Features hat Apple nachgelegt, auch die Chats selbst sollen mehr Spaß machen. So werden die beliebten Emojis nun dreimal so groß wie vorher dargestellt. Mit animierten Chat-Blasen kann man seinen Gefühlen noch besser Ausdruck verleihen. Zudem lassen sich Nachrichten mit den vor allem in Asien extrem beliebten Stickern aufhübschen Auch angehängte Medien bekommen mehr Raum: Links werden in einer Vorschau angezeigt, verlinkte Lieder von Apple Music lassen sich direkt in der Nachricht anhören.Apple setzt voll auf Software

Whatsapp und Asia-Apps als Vorbild

Viele dieser Features kannte man schon von Konkurrenz-Messengern, das Gesamtpaket überzeugt allerdings. Gut möglich, dass Apple mit dem Update Whatsapp oder den in Asien verbreiteten Messengern Line und WeChat so jede Menge Nutzer abspenstig machen kann. Vor allem, weil iMessage als vorinstallierte App ohnehin schon einen Vorteil genießt.

Ein fehlendes Feature dürfte allerdings vor allem in Europa und Asien einem bahnbrechenden Erfolg im Weg stehen. Im Vergleich mit den USA ist hier und im fernen Osten der Marktanteil des iPhones deutlich niedriger – und der von Android viel höher. Darum dominieren Apps, die auch zwischen Android-Smartphones und iPhones problemlos funktionieren. Und genau das bietet iMessage noch immer nicht. Als echter Whatsapp-Killer taugt iMessage darum wohl trotz der vielen Neuerungen nicht.150910_Whatsapp_V01 8.45h

Apple lässt mit Geräten sprechen und gibt fremden Apps mehr Raum

Apple setzt bei der Bedienung seiner Geräte künftig viel stärker auf Sprache und schlägt damit die gleiche Richtung ein wie die Rivalen Google und Amazon.

Alle App-Entwickler werden Apples sprechende Assistentin Siri mit ihren Anwendungen verknüpfen können. Außerdem kommt Siri schließlich auch auf Apples Mac-Computer. Damit öffnet Apple die Tür für eine viel breitere Nutzung der Spracherkennung.

Konkurrenten wie Google, Microsoft und Amazon verfolgen mit ihren eigenen Sprachsystemen die Vision, dass Menschen sich mit Geräten und Diensten auf Basis künstlicher Intelligenz einfach unterhalten können.

Apple gibt App-Entwicklern künftig insgesamt viel mehr Freiheiten als bisher. Seinen SMS-Ersatz iMessage wertet der Konzern mit der Möglichkeit auf, Apps direkt dort laufen zu lassen, mehr Videos und Musik abzuspielen, sowie Emojis und Sticker von anderen Anbietern zu nutzen. Damit soll iMessage Facebooks Diensten WhatsApp und Messenger Konkurrenz machen. Alle Neuerungen sollen die Verbraucher mit den nächsten Software-Versionen im Herbst erreichen.

Im noch jungen Geschäft mit dem vernetzten Haushalt geht Apple in die Offensive. Der iPhone-Konzern stellte am Montag bei der Entwicklerkonferenz WWDC die neue App «Home» vor, über die sich kompatible Technik verschiedener Anbieter von Lampen bis hin zum Garagentor steuern lässt.

An der Vernetzung von Hausgeräten wird schon lange gearbeitet. Aber die Entwicklung wurde bisher dadurch gebremst, dass die Geräte oft nicht untereinander kommunizieren können und die Bedienung zu komplex ist. Apple könnte mit seiner Plattform diese Hindernisse überwinden. Auch hier soll Siri zum Einsatz kommen. Rivalen wie Amazon und Google bauen ebenfalls Plattformen zur Vernetzung des Haushalts samt Sprachsteuerung auf.

Apple verstärkt auch den Fokus auf Cloud-Dienste und lässt seine verschiedenen Geräte besser zusammenspielen. So kann sich jetzt ein Mac-Computer automatisch entsperren, wenn ihn ein Nutzer mit einer Computer-Uhr von Apple aufklappt. Text-Passagen, die man auf einem iPhone kopiert, können nahtlos auf einem PC eingefügt werden. Wenn der Online-Einkauf auf einem Mac über den hauseigenen Dienst Apple Pay bezahlt werden soll, wird die Zahlung statt Passwort oder PIN per Fingerabdruck auf einem angeschlossenen iPhone freigegeben.

Die Musik-App wird runderneuert, um sie übersichtlicher zu machen. Viele Nutzer hatten die App kritisiert. Der Streaming-Musikdienst Apple Music hat rund ein Jahr nach dem Start inzwischen 15 Millionen zahlenden Abo-Kunden – halb so viele wie Marktführer Spotify.

Ein Jahr nach Google ergänzt Apple seine Foto-App mit einer Funktion zur Erkennung von Gegenständen und Situationen, nach denen dann gezielt gesucht werden kann. Im Gegensatz zum Dienst des Internet-Konzerns passiert das alles auf dem Gerät selbst, ohne dass Bilder in der Cloud gespeichert werden müssen, wie Apple-Manager Craig Federighi in San Francisco betonte. Apple erstelle keine Nutzer-Profile und analysiere Daten bevorzugt auf den Geräten selbst. An Apples Server würden sie dafür verschleiert übermittelt, um keine Rückschlüsse auf den Einzelnen zu erlauben.

Apple muss bei maschinellem Lernen besser werden, denn die Rivalen setzen darauf, um ihre Dienste besser zu machen. Das Service-Geschäft wird für den Konzern auch wichtiger, weil die iPhone-Verkäufe derzeit in einem insgesamt schwächeren Smartphone-Markt sinken.

Die Reichweite des iPhone-Bezahldienstes in Europa wird ausgebaut. Demnächst soll Apple Pay in Frankreich und in der Schweiz starten. Bisher war der Service in Europa in Großbritannien verfügbar. Apple Pay kann man an Kassengeräten nutzen, die für kontaktloses Bezahlen per NFC-Funk ausgestattet sind. Als nächsten Schritt will Apple über seinen Service auch bei Online-Einkäufen auf einem Computer bezahlen lassen. Die Zahlung wird dabei statt Passwort oder PIN-Code per Fingerabdruck auf einem verbundenen iPhone bestätigt. Damit konkurriert Apple Pay mit Platzhirschen wie PayPal.

Bei der Apple Watch sollen die Apps schneller starten, bei Kurzmitteilungen werden direkt die Buttons für Antworten angezeigt und es wurde eine Handschrift-Erkennung eingebaut. Außerdem greift Apple den Rivalen Fitbit an, der mit seinen Fitness-Bändern im Geschäft mit tragbarer Technik führt. Man kann jetzt Fitness-Daten mit anderen teilen und die neue App «Breathe» soll für Entspannung mit Atemübungen sorgen. Die Apple Watch ist laut Schätzungen von Marktforschern aus dem Stand zur Nummer eins bei Computer-Uhren geworden. Allerdings ist sie weit davon entfernt, für Apple ähnlich wichtig zu sein wie iPhone oder iPad und Mac.