Fünf Jahre CEO: Tim Cook über die Zukunft, das iPhone – und die Einsamkeit als Apple-Chef

Fünf Jahre ist es her, dass Apple-Gründer Steve Jobs 2011 das Zepter an seinen Vize Tim Cook übergab. Der stille Macher hatte ihn schon während seiner Krankheit vertreten, nun trat er endgültig in die großen Fußstapfen des Technik-Visionärs Jobs – nicht ahnend, das der nur noch sechs Wochen zu leben hatte. Jetzt sprach Cook mit der „Washington Post“ so offen wie nie zuvor über Apple, seinen Mentor Jobs, die Zukunft des iPhones – und wen er um Rat fragt, wenn er nicht mehr weiter weiß.

Aktuell muss sich Cook der harten Realität stellen. Nach jahrelangem, rasanten Wachstum hat Apple in den letzten beiden Quartalen das erste Mal mit schrumpfenden Gewinnen zu kämpfen. Das iPhone ist weiterhin die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle, sorgt aber längst nicht mehr für die gigantischen Verkaufszahlen der letzten Quartale. Cook ficht das allerdings nicht an.iPhone 7 Ticker 15.01

Apple denkt langfristiger als die Börse

Er erklärt die Sorgen der Analysten vor allem aus der Sicht der Börse. Die sei nun mal auf kurzfristige Gewinne aus – während Apple langfristig plant. „Wir müssen die Ergebnisse alle 90 Tage verkünden, weil das die Regeln sind. Aber wir selbst denken nicht in solchen Zeiträumen.“ Auch die Einschätzung, Apple habe als Konzern seine besten Tage hinter sich, will er so nicht stehen lassen.

„Das haben sie bereits 2001 gesagt, und dann wieder 2005. Sie sagten es, als wir 2007 das iPhone vorstellten. Als wir 2011 60 Milliarden umgesetzt haben, sagten sie, wir könnten das niemals toppen. Dann haben wir 230 Milliarden eingenommen. Dieses Jahr ist es etwas weniger, ja. Aber es kann ja auch nicht konstant nach oben gehen.“

Vor allem das iPhone 7 wird von vielen Analysten aktuell als Problem betrachtet. Den Gerüchten zufolge wird es kaum Innovationeb bieten, die Rekordgewinne des iPhone 6s dürften so schwer zu toppen sein.iPad pro Test 16.20

Auf die Frage, ob er die Abhängigkeit vom stagnierenden Smartphone-Markt als Problem sieht, hat er eine klare Antwort: Nein. „Ich sehe es vielmehr als Privileg“, antwortet Cook der Interviewerin Jena McGregor. „Welches andere Elektronik-Produkt ist so weit verbreitet wie das Smartphone?“ Der Trend gehe dahin, dass jeder Mensch auf der Welt ein Smartphone besitzen wird, erklärt Cook. „Das werden nicht alles iPhones sein. Trotzdem ist es aus der Perspektive eines Technik-Herstellers der beste Markt der Welt.“

Keine Alternative zum Smartphone in Sicht

Eine Alternative zum Smartphone sieht er in den nächsten Jahren nicht. Vielmehr vermutet er, dass die kleinen Taschencomputer durch Künstliche Intelligenz immer schneller und smarter werden. So sollen sie sich noch weiter zu persönlichen Assistenten entwickeln. Um diese Entwicklung zu beschleunigen hat Apple etwa Siri für Entwickler freigegeben, mit dem kommenden Betriebssystem iOS 10 soll die Assistentin noch mächtiger werden.Apple-Auto_15.10

Doch selbst, wenn das Smartphone irgendwann keine Rolle mehr spielen sollte, wird Apple sich anpassen können, vermutet Cook. Zum einen seien da neue Verkaufserfolge wie das iPad Pro (hier bei uns im Test), auch bei den Services baut Apple immer weiter aus. „Apple ist der einzige Konzern, der Hardware, Software und Services aus einer Hand liefern kann und so für einen ‚Aha‘-Moment beim Nutzer sorgt“, erklärt er. „Man kann das nehmen und auf jede Menge Märkte erweitern, in denen wir aktuell noch gar nicht aktiv sind, ohne Begrenzung auf Smartphone, Tablet oder Mac.“

Etwa auf smarte Autos. Zu Apples gemunkelten Plänen dazu schweigt er aber lieber, wie auch zu allen anderen Zukunftsplänen.

Der einsame CEO

Offener ist er da schon zu seiner Beziehung zu Steve Jobs. In dessen Fußstapfen zu treten sei für ihn wirklich schwierig gewesen, erzählt er. „Er ist nicht ersetzbar. Durch niemanden. Er war ein ganz eigener Schlag, etwas, was ich nie als meine Rolle gesehen habe. Es wäre beinahe Verrat an mir selbst gewesen, wenn ich versucht hätte, so zu sein wie er.“ Er sei immer davon ausgegangen, dass er Jobs nur vertreten werde, er seine Arbeitszeit nur reduzieren würde. „Ich weiß es klingt bizarr, aber ich hatte mich kurz vor seinem Tod selbst überzeugt, er würde das Ruder nochmal rumreißen – weil er das immer tat.“

Seine eigene Arbeit als CEO empfindet er oft als einsam. Mitleid will er dafür aber keines. Man müsse das aber wissen, um seine eigenen Wissenslücken zu bemerken. Er würde oft andere um Rat fragen. Wer immer ihm hilfsversprechend erschien, auch außerhalb des Konzerns. Investor Warren Buffet beriet etwa bei der Entscheidung, Geld an Aktionäre auszuzahlen, der schwule Journalist Anderson Cooper bei Cooks öffentlichem Coming-out.

Auch Goldman-Sachs-Chef Loyd Blankfein, Ex-Präsident Bill Clinton und Jobs‘ Witwe Laurene Jobs wurden schon von Cook zu Rate gezogen. In Stein gemeißelt sieht er ihre Ratschläge allerdings nicht. „Ich denke als CEO muss man sich nicht nur andere Perspektiven anhören, sondern sie auch aktiv erbitten. Wenn man das nicht tut, ist man in meinen Augen schnell zu eingeschränkt.“

EU-Kommission will Dienste wie WhatsApp stärker regulieren

Die EU-Kommission will laut einem Zeitungsbericht Online-Kommunikationsdienste wie WhatsApp oder Skype enger an die Leine nehmen. In der Neuregelung der Telekom-Branche sollten Konzerne wie Facebook und Microsoft mit ihren Web-Angeboten strengeren Regeln unterworfen werden.

Das schrieb die «Financial Times» am Montag unter Berufung auf interne Dokumente der Behörde. WhatsApp gehört zu Facebook, Skype zu Microsoft. Betroffen wären aber auch Konkurrenten wie Google und andere, die ähnliche Services anbieten, hieß es.

Die EU-Kommission bestätigte am Montag auf Anfrage, sie prüfe, inwieweit Services wie WhatsApp und Skype von der Funktion her Ersatz für herkömmliche Telekommunikationsdienste seien und ob die EU-Regeln angepasst werden müssten. Es gehe darum, Verbraucher zu schützen und sicherzustellen, dass Vorschriften nicht den Wettbewerb verzerrten, erklärte Sprecherin Nathalie Vandystadt. «Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass alle Kommunikationsdienste für alle Zwecke gleich behandelt werden.» Der Rahmen für die Reform werde im September präsentiert, fügte sie hinzu.

Internet-Telefonie und Online-Mitteilungen über WhatsApp, den Facebook Messenger oder Apples hauseigene Dienste iMessage und FaceTime haben für viele Nutzer die klassischen Telefongespräche oder SMS abgelöst.

Nach Informationen der «Financial Times» wollen die Aufseher den mehrheitlich aus den USA stammenden Tech-Konzernen unter anderem auferlegen, sich an bestimmte Sicherheits- und Vertraulichkeitsregeln zu halten. Zudem wolle Brüssel den Firmen stärker vorschreiben, wie sie mit den Daten der Nutzer Geld verdienen könnten.

Eine stärkere Aufsicht über die US-Softwareriesen wäre auch ein Lobbyerfolg der europäischen Telekom-Branche. Konzerne wie die Deutsche Telekom, Telefónica oder Vodafone beklagen sich seit Jahren, dass sie als Netzbetreiber einer strikteren Regulierung unterworfen würden als Anbieter von Online-Diensten. Dabei geht es auch um vorgeschriebene Überwachungs-Schnittstellen für Sicherheitsbehörden bei Netzbetreibern.

Die Telekom-Konzerne fordern gleiche Rahmenbedingungen – und dabei bevorzugt eine Lockerung der Regulierung. Sie argumentieren, die Online-Dienste böten im Grunde die selben Dienstleistungen an, hätten aber viel mehr Freiheiten. Sie kritisieren auch, dass die US-Firmen Geld mit Online-Kommunikation verdienten, ohne selbst in die dafür notwendigen Netze investieren zu müssen. Die Anbieter kontern, ihre Dienste machten mobile Internet-Anschlüsse der Telekom-Unternehmen für Verbraucher erst attraktiv.

Der «Financial Times» zufolge könnten Dienste, bei denen die Nutzer eine Telefonnummer eintippen können, der klassischen Telekom-Regulierung unterworfen werden. Dagegen solle das nicht für Fälle gelten, in denen die Anrufe ohne das Wählen einer Zahlenfolge ausgelöst werden – also zum Beispiel bei Gesprächen zwischen zwei Skype-Nutzern.

Studie: Games-Markt kommt Schlüsselrolle bei VR zu

Das Angebot an Headsets für virtuelle Realität ist aktuell noch sehr überschaubar, doch das dürfte sich schon bald ändern. Für die Verbreitung kommt dem Computerspiele-Markt nach Einschätzung der Beratungsgesellschaft PwC eine Schlüsselrolle zu.

Jeder vierte Gamer sei konkret am Kauf einer VR-Brille interessiert, ergab eine Umfrage, die PwC am Montag vorstellte. Insgesamt seien es in der Bevölkerung in Deutschland immerhin 18,9 Prozent. Und 48,2 Prozent der Gamer seien am Kauf von VR-fähigen Computerspielen interessiert. «Ich gehe davon aus, dass «virtual Reality» bereits in zehn Jahren den Massenmarkt erobert haben wird», sagte Werner Ballhaus von PwC Deutschland.

Vergangene Woche veröffentlichte der Games-Verband BIU im Vorfeld der Gamescom in Köln eine Studie von YouGov, wonach rund jeder fünfte Internetnutzer am Kauf einer VR-Brille interessiert sei und 32 Prozent eine VR-Brille gerne zum Spielen verwenden würden. Auf der Computer- und Videospielemesse werden die neuen Headsets fürs Eintauchen in virtuelle Umgebungen in dieser Woche zu sehen sein – und eines der Highlights bilden. Die Hersteller haben bereits zahlreiche Spieltitel in der Pipeline, die die Messebesucher vor Ort anspielen können werden.

Die neue Technologie eröffne ein völlig neues «Mittendrin-Gefühl», sagte Maximilian Schenk, Geschäftsführer des BIU. Den Einsatzradius sieht Schenk sehr weit gefasst – von Film über Tourismus und E-Commerce bis hin zu Events und vielem mehr. Erste Systeme sind zum Beispiel schon im Einsatz, mit denen ein Käufer sein neues Auto selbst konfiguriert, oder die neue Hose virtuell anprobiert. Auch in Ausbildung, Medizin und Forschungen dürfte die Technologie ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

Für eine schnellere Verbreitung müssten entsprechende VR-Brillen nach Einschätzung der Marktexperten von PwC jedoch deutlich günstiger werden. «Die unterschiedlichen Preisvorstellungen von Herstellern und Konsumenten verhindern momentan noch den endgültigen Durchbruch in Deutschland», sagte Ballhaus. Es handele sich dabei aber nur um eine Frage der Zeit.

Der von der Studie ermittelte optimale Preispunkt für eine VR-Brille aus Sicht der Verbraucher liegt demnach bei 78 Euro, die Obergrenze liegt nach Meinung der Befragten bei 153 Euro. Samsung trifft diese Preisvorstellung mit seiner Gear VR (rund 80 Euro), in die ein Smartphone eingesteckt werden muss. Sie ist laut Umfrage bei den Verbrauchen am bekanntesten.

Die meisten anderen Systeme liegen deutlich darüber. So wird Sonys Playstation VR voraussichtlich rund 400 Euro kosten, die Oculus Rift gibt es für rund 700 Euro und die HTC Vive markiert mit rund 800 Euro die preisliche Obergrenze. Sie alle haben eingebaute eigene Displays.