Crowdworking: Freiheit mit kreativer Konkurrenz

Hip sieht es aus im Berliner Büro von Jovoto. Die globale Kreativ-Plattform hat sich in Kreuzberg niedergelassen. Draußen flanieren die Hipster, drinnen schmücken ausgefallene Designs Regale und Wände – entworfen von Kreativen, die allerdings nicht hier arbeiten.

Jovoto ist eine Crowdworking-Plattform, die sich auf Design und Architektur spezialisiert hat.

Große Unternehmen wie Villeroy & Boch oder Organisationen wie Greenpeace suchen über die Internetseite von Jovoto Kreative, die Aufgaben für sie erfüllen. Die Crowdworker reichen ihre Ideen ein – die beste bekommt den Zuschlag.

«Es geht nicht darum, dass die eigenen Leute im Unternehmen nicht gut sind», erklärt Katharina Brendel von Jovoto. «Aber es gibt keine Firma, die das beste Talent auf der Welt hat.» Da will Jovoto helfen – rund 80 000 Kreative bilden die Crowd. Sie entwerfen Designs und Konzepte für Geschirr, Plakate, Taschenmesser oder ganze Wohnungen.

Diese neue Form der digitalen Erwerbsarbeit hat aber auch Kritiker. Der Vorwurf: Firmen ziehen sich aus ihrer Verantwortung zurück, lagern Arbeit an Selbstständige aus, die in der Crowd ums Überleben kämpfen. «Die soziale Absicherung wird einseitig von den Crowdworkern bestritten», kritisiert Nadine Müller von der Gewerkschaft Verdi.

Mindestlohn, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Kündigungsschutz – all das gibt es für die Crowdworker nicht. «Wenn sich jemand freiwillig für die Selbstständigkeit entscheidet, ist das eine Sache», sagt Müller. «Doch wenn Menschen dazu getrieben werden, weil Unternehmen Kosten sparen wollen, ist das ein Problem.»

Crowdworker beklagen sich zum Beispiel über fehlende Qualifizierungsmöglichkeiten, fand Jan Marco Leimeister in einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie heraus. Auf der anderen Seite schätzen sie Flexibilität in der Aufgabenwahl sowie zeitliche und örtliche Ungebundenheit. «Sie können frei wählen, welche Aufgaben sie wann und wo bearbeiten wollen», erklärt Leimeister.

Für die überwiegende Mehrheit der Crowd ist diese Arbeitsform eine Nebentätigkeit. Für nur 21 Prozent stellt sie die Haupteinnahmequelle dar, ermittelte Leimeister. Einen «typischen» Crowdworker gebe es nicht – die Crowd sei so unterschiedlich wie die verschiedenen Aufgaben. Denn es gibt nicht nur Plattformen für Design. Auch in den Bereichen Testing oder Microtasking ist Crowdworking beliebt.

Eine Microtasking-Plattform ist etwa Clickworker. Hier lösen die Crowdworker große Mengen an gleichartigen Aufgaben. Sie verschlagworten Bilder oder schreiben Produktbeschreibungen für Onlineshops. Für jede gelöste Aufgabe gibt es Geld.

«Bei uns arbeiten naturgemäß viele Studenten», sagt Managing Director Christian Rozsenich. Mit zwei anderen Crowdworking-Unternehmen hat Clickworker einen «Code of Conduct» unterzeichnet – eine freiwillige Selbstverpflichtung für faire Arbeitsbedingungen. «Es gibt schwarze Schafe, dem wollen wir etwas entgegensetzen», betont Rozsenich.

Müller von Verdi sieht diesen Kodex als ersten Schritt, dem jedoch verbindlichere Regelungen folgen sollten. «Es ist natürlich toll, wenn die Plattformen sich bemühen, soziale Standards einzuhalten.» Letztlich seien dies aber freiwillige Vereinbarungen, deren Einhaltung niemand überprüfe. Problematisch sei es auch, wenn die Konkurrenz global ausgeweitet und bei Lebens- und Sozialstandards eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt werde. «Dann wird über den Preis konkurriert.»

Allerdings sieht Müller auch Chancen im Crowdworking. Die digitale Vernetzung erleichtere globale Kooperation. Vor allem für höher Qualifizierte in ärmeren Ländern biete sich so die Chance, über das Internet einen Zugang zu Arbeitsaufträgen zu bekommen.

Das können auch Aufträge großer Unternehmen sein, zu denen sie normalerweise keinen Zugang haben. Auch bei Jovoto sind besonders Projekte großer Markennamen oder mit kreativen Zukunftsideen beliebt. «Beides zusammen ist natürlich eine Explosion», sagt Brendel.

Jovoto versucht, auch diejenigen Kreativen bei der Stange zu halten, für deren Ideen sich ein Unternehmen schließlich nicht entschieden hat: Es gibt «Community Prizes», die herausragende Ideen auszeichnen.

Besonders Talentierte können von der Plattform auch für nicht-öffentliche Exklusiv-Projekte ausgewählt werden. Man versteht sich dort als Anwalt der Crowd. Brendel betont: «Wir sagen den Unternehmen, dass sie für gute Qualität auch zahlen müssen.»

Facebook sagt Adblockern den Kampf an

Facebook will künftig die Blockade bestimmter Online-Werbeung durch so genannte Adblocker technisch aushebeln. Zugleich kündigte das soziale Netzwerk neue Werkzeuge an, mit denen Facebook-Anwender selbst festlegen können, welche Online-Werbung sie sehen wollen und welche nicht.

Facebook-Manager Andrew Bosworth räumte in einem Blog-Beitrag ein, dass es derzeit viele schlechte Online-Werbung gebe. «Werbeanzeigen, die Inhalte, die wir lesen möchten, verdecken, Werbeanzeigen, die die Ladezeiten verlängern, oder Werbeanzeigen, die uns Dinge verkaufen wollen, die uns nicht interessieren.»

Facebook wolle hier nun Abhilfe schaffen. Anwender bekämen nun erweiterte Werbeanzeigeneinstellungen zur Verfügung gestellt. Wenn Nutzer sich beispielsweise nicht für Katzen interessieren, sollten sie künftig auch keine Werbung für Katzenfutter mehr erhalten. Gleichzeitig habe Facebook nun Werbeanzeigenformate entwickelt, «die das Online-Erlebnis ergänzen, anstatt davon abzulenken».

Wie das Aushebeln der Werbesperren durch Anwendungen wie «Adblock Plus» technisch funktionieren wird, teilte Facebook nicht mit. Das Umgehen der Werbeblocker betrifft die Nutzung von Facebook auf einem Desktop-Rechner oder Laptop. In den mobilen Apps von Facebook spielen Werbeblocker derzeit keine Rolle.

Die Blockade der Online-Werbung durch Apps wie «Adblock Plus» ist auch vielen Medien-Unternehmen ein Dorn im Auge. Im Rechtsstreit zwischen dem Kölner Anbieter der Blockade-App Eyeo und der Axel Springer SE hatte zuletzt das Oberlandesgericht Köln entschieden, dass Werbeblocker zwar grundsätzlich zulässig sind. Es untersagte allerdings die Praxis von Eyeo, von Medien Geld zu verlangen, damit sie auf eine Liste mit «akzeptabler Werbung» aufgenommen werden.

Facebook-Manager Bosworth kritisierte ebenfalls die Praxis, dass die Betreiber von Werbeblockern Geld dafür kassieren, dass sie bisher blockierte Werbeanzeigen zulassen. «Diese Praxis sorgt bestenfalls für Verwirrung, senkt aber auch die Mittel, die zur Finanzierung des Journalismus und anderer kostenfreier Dienstleistungen, die wir im Internet nutzen, benötigt werden.» Facebook gehöre zu diesen kostenlosen Dienstleistungen, meinte Bosworth.

Qualcomm: Gegenmittel zu «QuadRooter»-Sicherheitslücken liegt vor

Die Sicherheitslücken, die rund 900 Millionen Smartphones und Tablet Computer mit dem Google-Betriebssystem Android gefährden, könnten nach Darstellung des Chipsatz-Herstellers Qualcomm bald gestopft werden.

Man sei von den Forschern zwischen Februar und April über die Schwachstellen informiert worden. Daraufhin habe man Kunden, Partnern und der Open-Source-Gemeinschaft im Zeitraum zwischen April und Juli die entsprechenden Softwarekorrekturen zur Verfügung gestellt.

Nach der Untersuchung der israelischen Sicherheitsfirma Check Point klafften die «QuadRooter»-Sicherheitslücken allerdings Anfang August noch in den Android-Geräten, die über einen Chipsatz von Qualcomm verfügen. Selbst der Android-Hersteller Google hatte in seiner eigenen Nexus-Hardware die Qualcomm-Korrekturen («Patches») noch nicht vollständig umgesetzt.

Über «QuadRooter» können Angreifer den vollen Zugriff auf die Geräte erlangen. Dazu muss der Anwender allerdings eine infizierte App selbst installieren. Experten raten deshalb von der Installation von Anwendungen außerhalb des Google Play Stores ab.

Der Fall «QuadRooter» wirft erneut ein Schlaglicht auf die mangelhafte Update-Politik der Hersteller von Android-Geräten. Bereits bei der bislang größten Android-Sicherheitslücke «Stagefright» mussten viele Nutzer monatelang auf ein Sicherheitsupdate warten. Bei etlichen Geräten wurde damals die Sicherheitslücke überhaupt nicht geschlossen.

900 Millionen Smartphones gefährdet: Verkorkste Update-Politik: Darum ist Android längst kaputt

Das neue Android-Schreckgespenst heißt QuadRooter. Hinter diesen Namen verbirgt sich eine schwere Sicherheitslücke, durch die sich Kriminelle Root-Zugriff auf das Gerät verschaffen können: Sie können so auf sämtliche Daten zugreifen, eigene Programme ausführen und sensible Informationen wie Passwörter, den aktuellen Standort und Mobile-Banking-Daten abfischen.

Betroffen sind alle Geräte, in denen ein bestimmter LTE-Funkchip des Herstellers Qualcomm verbaut ist. Das Unternehmen ist Marktführer im Bereich der Mobilfunk-Chips, deshalb sind bis zu 900 Millionen Geräte betroffen, darunter auch moderne Smartphones wie das Galaxy S7, das HTC 10, das LG G5, OnePlus 3 oder das Nexus 6.

Entdeckt wurde die Schwachstelle von Forschern des IT-Sicherheitsanbieters Checkpoint bereits im April; der Hersteller Qualcomm wurde unverzüglich informiert und hat auch bereits ein Sicherheits-Update für die Treiber veröffentlicht. Das ist löblich, allerdings ist das Update bei vielen Nutzern bis heute nicht angekommen. Der Grund dafür ist die komplizierte Update-Politik bei Android-Geräten.

Das lange Warten auf Android-Updates

Google verfolgt mit Android eine komplett andere Strategie als Apple: Während der iPhone-Hersteller sein mobiles Betriebssystem iOS nur auf eigenen Geräten zulässt und alle anderen Firmen aussperrt, stellt Google seine Software jedem zur Verfügung. Mehr noch: Jedes Unternehmen kann die Software nach Belieben verändern, Google gibt nur den Rahmen vor. Die Geräte-Hersteller haben große Freiheit bei der Anpassung, was Android bis heute extrem beliebt macht. So gelang dem Betriebssystem ein sensationeller Durchmarsch, der Marktanteil stieg innerhalb weniger Jahre auf mehr als 80 Prozent. Mittlerweile ist es das populärste Betriebssystem aller Zeiten.

Diese sechs Links verraten, wa… Privatsphäre? Fehlanzeige! (2154027)Für Google wurde die Offenheit des Systems zum Bumerang: Denn wird eine neue Android-Version veröffentlicht – demnächst erscheint Android 7.0 Nougat -, kann es Monate dauern, bis das Update auch bei den Nutzern ankommt. Zuerst sind in der Regel Besitzer der Google-eigenen Nexus-Geräte an der Reihe, Smartphone-Besitzer von anderen Marken (Samsung, LG, Sony, Huawei …) müssen sich gedulden.

Denn das neue Android-System muss immer erst an die eigene Optik des jeweiligen Herstellers angepasst werden. Anschließend werden die angepassten Versionen an die Mobilfunkbetreiber verteilt, die noch einmal Hand anlegen. Und das kann dauern.

Ein Fest für Cyber-Kriminelle

Wenn man Pech hat, weil sich das eigene Smartphone etwa nicht so gut verkauft hat und eine Anpassung für den Hersteller zu teuer wäre, kommt das Update auch nie. Vor allem bei Einsteiger- und Mittelklasse-Modellen wird oft der Rotstift angesetzt, Aktualisierungen gibt es dann nicht einmal bis zum Ende der Vertragslaufzeit.

Ein Blick auf die aktuelle Verteilungsstatistik zeigt: Der Großteil der Android-Geräte (29,2 Prozent) läuft noch auf Version 4.4 Kitkat, die im Dezember 2013 vorgestellt wurde. Das derzeit aktuelle Android 6.0 Marshmallow läuft nur auf jedem siebten Gerät (15,2 Prozent). 17,7 Prozent nutzen gar noch eine Software aus dem Jahr 2012 oder älter. Und die Fragmentierung wird noch weiter zunehmen. Die Nutzer müssen damit nicht nur auf jede Menge praktischer Features verzichten, sondern sind auch leichte Beute für Hacker. android

Das kritisieren auch die Checkpoint-Forscher in ihrem Report: „Die Situation verdeutlicht die grundlegend im System verankerten Risiken des Android-Sicherheitsmodells. Kritische Updates müssen erst durch die komplette Versorgungskette, bis sie schließlich dem Endnutzer zur Verfügung gestellt werden. Und dann muss der Nutzer sie auch noch installieren, um sein Gerät und seine Daten zu schützen.“

Welche Hersteller bereits mit Updates auf die QuadRooter-Sicherheitslücke reagiert haben, ist derzeit nicht bekannt. Ebenfalls unklar ist, ob und in welchem Ausmaß Hacker die Schwachstelle für Angriffe ausgenutzt haben.

Um herauszufinden, ob auch Ihr Gerät von der Sicherheitslücke betroffen ist, installieren Sie die kostenlose App QuadRooter Scanner von Check Point.

Google-Highlights 22.26

Umfrage: Jeder fünfte Deutsche will eine Smartwatch nutzen

Knapp jeder fünfte Mensch in Deutschland ab 14 Jahren (18 Prozent) möchte in Zukunft auf jeden Fall eine Smartwatch nutzen, rund ein Viertel (28 Prozent) kann sich das zumindest vorstellen.

Das ergab eine repräsentativen Umfrage des Branchenverbandes Bitkom. Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) zeigte Interesse an einer Computeruhr.

Der Umfrage zufolge wollen potenzielle Nutzer die smarten Uhren vor allem beim Sport nutzen. So würden drei von fünf Interessierte (61 Prozent) gerne Informationen von Fitness-Apps per Smartwatch abrufen. «Informationen wie etwa die zurückgelegte Strecke, den Puls oder den aktuellen Musiktitel können mit der Smartwatch direkt am Handgelenk abgerufen werden», sagt Timm Lutter, Bitkom-Experte für Consumer Electronics & Digital Media.

Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der potenziellen Nutzer interessiert sich für die Funktion, auf dem Smartphone eingehende Kurznachrichten anzeigen zu lassen. Die Möglichkeit Gesundheitsdaten wie Puls oder Blutdruck zu messen und bei gefährlichen Werten Alarm zu schlagen, schätzen zwei von fünf Befragten (39 Prozent) als besonders interessant ein.

Diejenigen, die sich nicht für Smartwatches interessieren, geben dafür unterschiedliche Gründe an. 34 Prozent fürchten, dass ihre Daten in falsche Hände geraten oder missbraucht werden könnten. Jeder fünfte Befragte ist der Meinung, dass die Bedienung der Uhren zu kompliziert sei (22 Prozent). Etwa jeder Vierte möchte keine Smartwatch nutzen, da er oder sie die bisher getragene Armbanduhr nicht eintauschen möchte (28 Prozent).

"Speicher voll": Mit dieser witzigen Werbung stichelt Google gegen iPhone-Nutzer

Die meisten Besitzer eines 16-Gigabyte-iPhones können vermutlich ein Lied davon singen: Man will gerade mit der Kamera ein Foto knipsen, plötzlich poppt eine Warnmeldung auf. „Speicher fast voll“. Dann bleibt einem nichts weiter übrig, als Platz freizuschaufeln – entweder löscht man ein paar Fotos oder gleich eine Handvoll Apps.

Google wirbt für Fotodienst

In einem neuen Werbespot, der während der Berichterstattung der Olympischen Spiele in Rio bei NBC ausgestrahlt wurde, nimmt Google nun dieses Phänomen aufs Korn. In dem knapp einminütigen Clip sind Menschen zu sehen, die gerade einen besonderen Moment mit ihrem iPhone festhalten wollen – etwa das Auspusten einer Geburtstagstorte, ein Gruppenselfie mit den besten Freundinnen oder das Video eines Fallschirmsprungs -, doch immer wieder wird die Aufnahme wegen mangelnden Speichers abgebrochen.

iPhone Speicher TrickAm Ende macht der Konzern auf den hauseigenen Dienst Google Fotos aufmerksam: „Nimm so viele Fotos auf wie du willst, ohne dass der Speicherplatz knapp wird“, heißt es in dem Werbeclip. Google Fotos wurde im vergangenen Jahr runderneuert und bietet unendlich viel Cloud-Speicherplatz für Fotos (bis zu 16 Megapixel Auflösung) und Videos (bis zu 1080p, Full HD). Google Fotos kann sowohl von iOS- als auch Android-Usern verwendet werden.

Apple will 16-GB-iPhone abschaffen

Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten, wird Apple mit der nächsten iPhone-Generation (iPhone 7 oder iPhone 6SE) das 16-Gigabyte-Modell abschaffen. Das Einstiegsgerät wird mit 32 Gigabyte dann doppelt so viel Speicherplatz bieten. Einen erweiterbaren Speicher via microSD, wie ihn viele Android-Geräte bieten, wird aber auch das nächste iPhone nicht haben.

Das nächste iPhone soll außerdem wasserdicht sein, einen schnelleren Prozessor und eine bessere Kamera haben, außerdem wird die Klinkenbuchse gestrichen. Kopfhörer werden dann entweder via Lightning-Kabel, einem passenden Adapter oder via Bluetooth mit dem Gerät gekoppelt.iPhone7 Bilder 10.47

20 Jahre Smartphone: Der Taschen-Computer, der die Welt veränderte

Ein typischer Smartphone-Nutzer in Deutschland sieht im Schnitt 88 Mal täglich aufs Handy. Das ist zumindest das Ergebnis der Studie des Bonner Wissenschaftler Alexander Markowetz. 35 Mal überprüft der Anwender nur, ob eine Mitteilung eingetroffen ist oder will wissen, wie spät es ist.

Immerhin 53 Mal am Tag entsperrt der Nutzer das Gerät, um eine Nachricht zu schreiben, ein Foto aufzunehmen, eine App zu starten oder im Web zu surfen. Die Bedeutung im Alltag schlägt sich auch in den Verkaufszahlen nieder: 2016 werden allein in Deutschland nach Schätzungen des Branchenverbandes Bitkom rund 28 Millionen Smartphones verkauft werden.

Dieser Massentrend war zu Beginn der Smartphone-Ära vor 20 Jahren noch nicht in Sicht. Dieses Zeitalter begann im Jahr 1996 – über zehn Jahre vor dem ersten iPhone. Auf der CeBIT in Hannover kündigte der finnische Mobilfunkkonzern Nokia den «Nokia 9000 Communicator» als «Büro im Westentaschenformat» an, der dann am 15. August 1996 in die Läden kam. Als eine der wichtigsten Funktionen wurde damals angepriesen, dass der aufklappbare «Communicator» auch Faxe senden und empfangen konnte. Außerdem brachte das rund 400 Gramm schwere Gerät, das für 2700 D-Mark verkauft wurde, auch einen elektronischen Kalender, ein digitales Adressbuch, eine Notizanwendung und einen Taschenrechner mit.

Manche Experten sehen im «Simon Personal Communicator» das erste Smartphone der Welt, der bereits ab August 1994 von IBM in den USA verkauft wurde. Doch im Gegensatz zum «Communicator» von Nokia konnte man mit dem klobigen «Simon» von IBM nicht im Web surfen, was für die meisten Technik-Historiker den Begriff «Smartphone» mitdefiniert. Und während IBM sich bald wieder vom Markt zurückzog, legte Nokia immer weiter nach. 1999 brachten die Finnen mit dem «Nokia 7110» das erste WAP-Handy auf den Markt, mit dem man für mobile Verbindungen formatierte Web-Seiten aufrufen konnte. Zusammen mit Samsung begründete Nokia dann 2004 mit seinen Geräten die dritte Mobilfunkgeneration UMTS in Deutschland.

Es blieb aber Apple-Chef Steve Jobs überlassen, dem Smartphone-Markt den entscheidenden Impuls zu geben. In einer inzwischen legendären Präsentation zum Auftakt der Messe MacWorld am 9. Januar 2007 versprach er dem Publikum gleich drei Geräte: einen Musikplayer mit Touch-Bedienung, ein revolutionäres Telefon und einen grundlegend neu konzipierten Internet-Kommunikator. Jobs wiederholte die drei Begriffe so oft, bis es alle im Saal begriffen hatten und laut johlten: Alle drei Funktionen steckten in einem Gehäuse. Das iPhone betrat die Bühne und sollte den Markt grundlegend umkrempeln.

Die damaligen Mobilfunkpioniere Nokia, Motorola und Blackberry wurden von der iPhone-Ankündigung kalt erwischt und hatten selbst Jahre später noch große Schwierigkeiten, eine angemessene Antwort zu geben. Nur Google mit seinem damaligen Chef Eric Schmidt war gut vorbereitet. Schmidt saß seit 2006 auch im Verwaltungsrat von Apple und hatte wohl mitbekommen, in welche Richtung sich der Zukunftstrend im Mobilfunk bewegen wird.

Schon im Sommer 2005 hatte Google das Start-up Android übernommen, um eine Steuerungssoftware für Kameras zu entwickeln. Doch nach der iPhone-Premiere wurde das Projekt neu ausgerichtet und im November 2007 die Open Handset Alliance mit mehreren Hardware-Herstellern als Gegenspieler zu Apple positioniert. Im Oktober 2008 kam mit dem HTC Dream das erste Android-Smartphone auf den Markt. Apple-Chef Jobs tobte, weil die Android-Oberfläche dem iPhone so sehr ähnelte. Es gelang Apple allerdings nicht, das Google-System vor Gericht auf bereiter Front stoppen zu lassen. Jobs‘ Nachfolger Tim Cook beendete schließlich den «thermo-nuklearen» Patentkrieg.

Neben Google kann sich Samsung als Gewinner des danach einsetzenden Android-Booms fühlen. Im ersten Quartal 2012 lösten die Südkoreaner Nokia als weltgrößten Mobilfunkhersteller ab. Diese Spitzenposition hatte Nokia seit 1998 innegehalten. Der Abstieg der Finnen beschleunigte sich ab 2011, weil die Nokia-Entwickler nicht in der Lage waren, ihr Symbian-System zu einer attraktiven Alternative zu Apples iOS oder Android von Google zu erneuern. Der damalige Nokia-Chef Stephen Elop beschwor im Februar 2011 seine Mitarbeiter:  «Wenn man auf einer brennenden Öl-Plattform steht, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder zu bleiben und zu verbrennen, oder ins kalte Wasser zu springen.»

Nokia wagte den Sprung ins Wasser und wurde vom Rettungsboot Microsoft mit seinem Windows-System aufgenommen. Doch konnte das Manöver die Nokia-Smartphone-Sparte nicht vor dem Untergang bewahren. Dieser Geschäftsbereich von Nokia sowie die Patente der Finnen landeten im April 2014 für 5,4 Milliarden Euro bei dem US-Konzern. Nach einer Serie von schlechten Quartalsergebnissen wurde die Sparte vom neuen Microsoft-Chef Satya Nadella aber auch schon wieder abgewickelt.

Schaut man sich die aktuellen Absatzzahlen der unterschiedlichen Smartphone-Systeme an, kann man klar erkennen, wie sehr Android sich am Markt durchgesetzt hat: Knapp 294 Millionen Geräte mit dem Google-System wurden im ersten Quartal 2016 verkauft, fast sechs Mal mehr die 51,6 Millionen iPhones, die in diesem Zeitraum abgesetzt wurden. Allerdings fährt Apple immer noch den Löwenanteil der Gewinne ein, während andere Hersteller kaum schwarze Zahlen erzielen. In der Absatzstatistik landet Microsoft mit Windows Phone mit 2,6 Millionen Geräten abgeschlagen auf Platz drei. Und die Blackberry-Smartphones fallen mit 0,6 Millionen Stück schon fast aus der Statistik raus.

Inzwischen fragen sich etliche Beobachter, ob der Boom der Smartphones nicht seinen Höhepunkt überschritten hat. Die jüngsten Absatzzahlen lagen nur noch marginal über den Vorjahreswerten. Und da die Preise immer weiter fallen, verzeichnete die Branche erstmals seit langer Zeit einen Umsatzrückgang. Apple-Chef Tim Cook zumindest glaubt aber nicht an diese These. Das Smartphone sei inzwischen für das Leben der Menschen essenziell, sagte er bei der Telefonkonferenz zu den jüngsten Quartalsergebnissen. Künstliche Intelligenz werde diesen Trend noch verstärken. «Da das Telefon immer stärker dein Assistent wird, gehört es zu den Dingen, ohne die man das Haus nicht verlässt.» Dieser Trend werde auch das Geschäft positiv beeinflussen.

Preisvorgaben? Russische Kartellbehörde geht gegen Apple vor

Wegen verbotener Preisvorgaben für iPhones in Russland geht die Kartellbehörde in Moskau gegen den Hersteller Apple vor. Gegen die russische Vertriebsgesellschaft Apple Rus sowie mehrere internationale Töchter des US-Konzerns wurde ein Verfahren eingeleitet.

Dies teilte das Staatliche Anti-Monopol-Komitee am Montag in Moskau mit Die Apple-Mobiltelefone iPhone 6S und iPhone 6S plus seien bei 16 Handelsketten und Telekom-Anbietern in Russland zum gleichen Preis verkauft worden.

«Dieses Zusammentreffen könnte das Ergebnis einer Koordination der Preise bei russischen Händlern durch die Apple-Gruppe sein», erklärte die Behörde. Der angeblich nur empfohlene Verkaufspreis sei tatsächlich eine Vorgabe gewesen. Ein ähnliches Vorgehen sei auch bei anderen Apple-Telefonmodellen beobachtet worden. Von Apple in Russland gab es der Agentur Interfax zufolge zunächst keine Reaktion auf die Vorwürfe.

Leichte Beute für Hacker: Sicherheitslücken bei 900 Millionen Android-Geräten

Rund 900 Millionen Smartphones und Tablet Computer mit dem Google-Betriebssystem Android sind nach Darstellung der israelischen Sicherheitsfirma Check Point anfällig gegen Hackerattacken. Experten von Check Point entdeckten vier Sicherheitslücken in Android, über die Angreifer den vollen Zugriff auf die Geräte bekommen könnten.

Betroffen sind demnach Smartphones und Tablets, die mit einen Chipsatz von Qualcomm arbeiten. Fehler in der Treiber-Software des LTE-Chipsets von Qualcomm ermöglichen es nach Angaben von Check Point, eine einfache App zu programmieren, die selbst noch nicht einmal spezielle Rechte auf dem Gerät einfordern würde. Mit der manipulierte App könnten die Angreifer einen sogenannten Root-Zugriff auf das Gerät bekommen – und hätten volle Lese- und Schreibrechte auf das ganze System.

Auch neue Samsung-Spitzengeräte betroffen

Android-Trojaner 20.45hIn der Praxis seien die „QuadRooter“ getauften Sicherheitslücken bislang nicht ausgenutzt worden, erklärte Check Point. Zu den betroffenen Geräten gehören die neuen Samsung-Spitzenmodelle Galaxy S7 and S7 Edge, die Google-Geräte Nexus 5X, 6 und 6P, der BlackBerry Priv, die HTC-Modelle One, M9 und HTC 10, das Sony Xperia Z Ultra, das Moto X von Motorola sowie die LG-Geräte G4, G5, und V10.

Der Fall erinnert an die bislang größte Android-Sicherheitslücke Stagefright. Google stopfte damals zwar die Lücke und verteilte ein Update an die Handyhersteller. Doch die Hersteller der Geräte entscheiden selbst darüber, wann und wie sie das Update an ihre Nutzer weitergeben. Daher mussten viele Nutzer monatelang auf ein Sicherheitsupdate warten. Bei etlichen Geräten wurde damals die Sicherheitslücke überhaupt nicht geschlossen.