Am Montagabend blickt die gesamte Technikwelt wieder nach Kalifornien, genauer gesagt nach San Jose. Dort wird Apple-Chef Tim Cook die Bühne des McEnery Convention Center betreten und die alljährliche Entwicklerkonferenz WWDC eröffnen (der stern wird live von vor Ort berichten).
Im Publikum sitzen diesmal nicht nur Tausende Entwickler, Journalisten und Apple-Mitarbeiter aus aller Welt, sondern auch knapp 30 Nachwuchstalente aus Deutschland. Eine von ihnen ist Lara Marie Reimer aus Neubiberg bei München. Die 21-Jährige studiert Wirtschaftsinformatik an der TU München und ist zum zweiten Mal auf dem WWDC. Der stern hat mit ihr über das Verhältnis von Männern und Frauen in der Technikwelt, neue Produkte und Apples Fehler gesprochen.
Du warst im letzten Jahr schon einmal bei der WWDC.
Ganz genau. Ich habe mich einfach beworben und wurde direkt genommen. Es war total spannend, die Keynote kennt man ja sonst nur aus dem Livestream. Aber auch an den Tagen danach gibt es viele Sessions, auf denen sich die Entwickler austauschen können.
Warum willst du in diesem Jahr unbedingt nochmal hin?
Die ganze Veranstaltung hat mir gut gefallen. Man bekommt viel Input, den man für sich mitnehmen kann. Es werden vor Ort viele neue Dinge gezeigt, und als Entwickler bekommt man Tipps, wie man das Gezeigte am besten einsetzen kann.
Du studierst im 6. Semester, arbeitest aber nebenbei in einem Start-up.
Das Unternehmen, in dem ich arbeite, heißt Combyne. Wir entwickeln eine App, in der es darum geht, Outfits zu kombinieren.
Die meisten WWDC-Stipendiaten sind ziemlich jung, oder?
Das ist sehr unterschiedlich. Im letzten Jahr war die Jüngste neun, aber einige waren auch schon etwas älter. Ich bin 21 und liege im Mittelfeld. Aber insgesamt ist das gut verteilt.WWDC-Interview-Fynn
Wie war das Geschlechterverhältnis?
Wie es halt bei so technischen Sachen ist – es waren mehr Männer als Frauen. Ich habe aber das Gefühl, dass Apple viel Wert darauf legt, dass viele Frauen eingeladen werden.
Aus Deutschland sind von knapp 30 Teilnehmern nur vier Frauen dabei.
Echt? Wow. Ich vermute, es studieren immer noch mehr Männer technische Studiengänge wie Informatik, und deshalb bewerben sich auch mehr für die WWDC. Bei mir in der Uni ist das Verhältnis etwa 30 Prozent Frauen zu 70 Prozent Männer.
Woran liegt das deiner Meinung nach?
Ich glaube, viele Frauen haben immer noch Respekt vor der Technik und dass es deshalb eine Männerdomäne ist.
Hat sich die Situation in den letzten Jahren verändert?
Es wird immer sehr groß von Medien dargestellt, dass auch Frauen ein Scholarship gewinnen können. Man nimmt ihnen die Angst, indem man ihnen zeigt, dass es andere schon geschafft haben. Nur weil man eine Frau ist, heißt das ja nicht, dass man es nicht schaffen kann – und das zu unterstützen finde ich gut!
Wenn du Apple-Chefin wärst, was würdest du ändern?
Ich würde den Fokus auf Innovationen legen. Die kamen mir in den letzten Jahren etwas zu kurz. Beim letzten iPhone war die einzige große Änderung die Kamera, das fand ich schade. Ich habe das Gefühl, früher wurde mehr riskiert und jetzt richtet man sich an die breite Masse.WWDC-Interview-Robert
Was hättest du dir gewünscht beim iPhone 7?
Das weiß ich ehrlich gesagt nicht genau. Ich finde es aber schön, wenn man von einem Feature überrascht wird. Das war beim Vorgänger iPhone 6s mit 3D Touch so. Beim iPhone 7 war nichts wirklich neu. Ich hoffe, das ist beim iPhone 8 in diesem Jahr anders. In vielen Bereichen sind sie auch nach wie vor mutig – beim iPhone gehen sie aber auf Nummer sicher.
Was wäre dein Traumjob nach dem Studium?
Ich würde gerne wissen, wie es ist, bei Apple zu arbeiten. Man sieht die Firma ja sonst nur von außen, ich habe aber keine Ahnung, wie da die Strukturen und Arbeitsweisen sind. Mich würden auch andere große Techunternehmen interessieren. Aber Apple war das erste Unternehmen, das so eine Firmenkultur erzeugt hat – die anderen haben nur nachgezogen. Für ein Praktikum habe ich mich noch nicht beworben, ich will erst einmal mein Studium fertigmachen.WWDC-Gespraeche-Gesamt