In Gau-Algesheim am schönen Rhein wartet eine besondere Überraschung auf potenzielle Ebay-Käufer: ein ausgewachsener Kampfhubschrauber russischer Bauart. Die Anzeige macht keine großen Worte: „Schöner Kampfhubschrauber Mi-24 zu verkaufen eigentlich nicht zu bekommen von Außen sehr komplett. Original Rotorblätter sind mit dabei, Rotorkopf und Hauptgetriebe zur Montage ebenfalls. Verkauf nur mit persönlicher Besichtigung.“
Dafür gibt es viele Fotos, die den Interessenten auf den Zustand des Mil Mi-24 aufklären. Bei dem Brummer handelt es sich um einen der meistgebauten russischen Kampfhubschrauber überhaupt. Die Mi-24 wurde Ende der 60er Jahre auf Basis der Mi-8 entwickelt – noch zu Lebzeiten des legendären Konstrukteurs Michail Mil. Die Mi-8 ist das Arbeitspferd der russischen Hubschrauber – kaum eine Mission, in der die Mi-8 nicht erfolgreich eingesetzt wurde.
Für den militärischen Einsatz wurde die Mi-8 weitgehend umgestaltet. Heraus kam ein gewaltiger Chopper, für den es kein Äquivalent im Westen gab und gibt. Der „Fliegende Panzer“ – so der russische Spitzname – ist nämlich eine Kombination von Transporter und Gun-Ship. Schwer bewaffnet, kann die Mi-24 acht ausgerüstete Soldaten im Gefecht absetzen und diese dann wirkungsvoll unterstützen. Anders als westliche Entwicklungen sollte dieser Angriffshubschrauber nicht allein auf Überraschungsmoment und Geschwindigkeit setzen, sondern mit massiver Panzerung und schwerer Bewaffnung als „Schlacht-Hubschrauber“ dienen. Vom Konzept her ist die Mi-24 die fliegende Antwort auf Schützenpanzer wie den deutschen Marder.
Im Kalten Krieg gebaut, war die Mi-24 für den Kampf gewaltiger Verbände gedacht – eingesetzt wurde sie dann in den unübersichtlichen Kriegen, wie sie heute die Welt prägen. In Afghanistan zeigte sich, dass der „fliegende Panzer“ alle Geschosse bis zum Kaliber 20 Millimeter mühelos abschütteln konnte. Erst als die USA die islamischen Aufständischen mit tragbaren Flugabwehrraketen versorgten, wurde die Maschine verwundbar.
Wer sich die Hirschkuh – so der Nato-Name „Hind“ – in Gau-Algesheim genau ansieht, merkt schnell, dass er natürlich nur eine entmilitarisierte Version des Kolosses erwerben kann. Die gesamte Bordelektronik fehlt ebenfalls – fliegen wird diese Mi-24 nie wieder. Dennoch sind verschiedene Einsatzmöglichkeiten denkbar.
Auf einem Campingplatz in Schottland haben die Besitzer aus einem Sea-King-Hubschrauber ein aufregendes Fremdenzimmer gebaut.
+++ Helicopter Glamping – Abgehoben: In diesem Hubschrauber kann man Urlaub machen +++
Wegen der Größe der Mi-24 dürfte ein ähnliches Projekt ein schönes Appartement ergeben. Natürlich könnte man auch eine Bar oder einen Imbiss in der ehemaligen Kampfmaschine einrichten. So gesehen sind 56.000 Euro nicht zu viel verlangt. Einzelne Ersatzteile lassen sich in Ost-Europa leicht auftreiben, denn auch die russische Armee trennt sich inzwischen von ihren Exemplaren.