Luftpionierin: Amelia Earhart – ihre letzten verzweifelten Funksprüche sind aufgetaucht

Im Sommer 1937 saß ein 15-jähriges Mädchen in Sankt Petersburg, Florida, vor ihrem Radio. Auf einmal hörte sie einen verzweifelten Hilferuf. „Die Flut kommt“, „das Wasser ist kniehoch – hol mich raus“ und „schickt schnell Hilfe.“ Eine Hausfrau in Toronto hörte zur gleichen Zeit nur ein Fragment: „Wir haben Wasser an Bord – wir können nicht viel länger aushalten.“

Das waren vermutlich die letzten verzweifelten Versuche von Amelia Earhart und ihrem Navigator Fred Noonan, Hilfe zu rufen. Davon ist zumindest die International Group for Historic Aircraft Recovery (TIGHAR) überzeugt. Ric Gillespie von TIGHAR versucht seit 30 Jahren, das Schicksal der legendären Pilotin aufzuklären. Er ist davon überzeugt, dass Earhart und Noonan nicht direkt beim Absturz ihrer Lockheed Electra über dem Pazifik starben, sondern sich auf das kleine Eiland Nikumaroro oder Gardner Island mitten im Pazifik retten konnten.

Nächtliche Hilferufe

In einem neuen Papier hat Ric Gillespie nun alle Funksprüche zusammengefasst, die von den beiden stammen sollen. Seine Theorie: Die berühmte Pilotin sei in der Lage gewesen, die zweimotorige Maschine in der Nähe des Strandes zu wassern. Dann habe die Lockheed zwar in der Nähe des Landes gelegen, wurde aber noch vom Wasser umspült. Nur in den wenigen Stunden der Ebbe mitten in der Nacht hätten die beiden es gewagt, die Maschinen anzulassen, um das Funkgerät in Betrieb zu nehmen.FS Earhardt II

Die Analyse der Funksprüche soll diese Theorie stützen. „Der Wechsel von aktiven und stummen Perioden belegt die Geschichte“, so Gillespie. Wie auch die Tatsache, dass sich ihre Botschaften am 5. Juli ändern. Von da an beginnt Earhart, das Wasser zu erwähnen und später macht sie sich ständig Sorgen um das steigende Wasser.

Diese Botschaften wurden von Militärs gehört, die nach Earhart suchten, so Gillespie. Andere Fragmente wurde von Leuten gehört, die gerade zufällig am Radio saßen. Kurz nachdem Earharts Flugzeug verschwand, forderte die U.S. Navy am 2. Juli 1937 alle zuständigen Stellen und jede Zivilperson auf, die Frequenzen zu überwachen, die Earhart auf ihrer Reise benutzt hat.

Lange Reichweite durch Überlagerung

Japan Foto 15.50hDas war ein verzweifelter Versuch, denn das Funkgerät der Electra hatte nur eine beschränkte Reichweite. Die eigentlichen Funkwellen wurden von niemand gehört. Durch eine technische Besonderheit emittierte das Funkgerät aber neben den eigentlichen Frequenzen sogenannte Oberwelllen. Sie konnten viel weiter empfangen werden, transportierten aber nur verstümmelte Fragmente der eigentlichen Botschaft. So kam es, dass die verzweifelten Hilferufe sogar in Florida und Kanada gehört wurden.

Die Meldungen über diese verstümmelten Botschaften hat Gillespie nun systematisch zusammengefasst. Am 3. Juli hörte Nina Paxton in den USA einen Notruf. Earhart sagte, sie sei „auf oder in der Nähe einer kleinen Insel an einem Punkt in der Nähe“…. Dann sagte sie etwas über einen Sturm und dass ein starker Wind anhebt. „Wir müssen hier raus“, sagte sie irgendwann. „Wir können hier nicht lange bleiben.“

Der letzte Beweis fehlt

Gillespie trägt seit Jahrzehnten Beweise für seine Theorie zusammen. Ein wesentlicher Durchbruch war die Analyse von Fotografien, die einen Knochenfund von 1940 zeigen. Das Skelett weist signifikante Ähnlichkeiten mit Earharts Körperbau auf. Da die beteiligten Forensiker aber nicht das Skelett selbst, sondern nur Fotografien zur Verfügung hatten, gelang auch mit dieser Analyse kein zweifelsfreier Nachweis.AR Boeing Clipper_10.15

Laut Gillespie haben Earhart und Noonan den Absturz überlebt, Noonan vermutlich verletzt. Doch ihre Versuche, Hilfe herbeizurufen, hatten keinen Erfolg. Das Flugzeug wurde dann von den Gezeiten immer tiefer ins Meer gezogen, bis es im Meer verschwand. Für Earhart und Noonan war die Lage hoffnungslos.

Furchtbarer Kampf ums Überleben

„Sie lebte eine ganze Zeit auf der Insel. Wir haben Aufzeichnungen über Rettungsfeuer. Gemessen an den Knochenfunden von Vögeln und Fischen hat sie Wochen, wenn nicht Monate dort überlebt.“ Earharts Navigator Fred Noonan soll vorher gestorben sein. Schon in den ersten Rettungsrufen hat Earhart ihn als verletzt bezeichnet.

Am Ende muss es ein aussichtsloser, furchtbarer Kampf ums Überleben gewesen sein. Das lebenswichtige Wasser ließ sich auf Nikumaroro nur aus der Vegetation gewinnen. Auf diese Weise konnte Earharts das Verdursten aber nur herauszögern. Als keine Rettung kam, wird sie an Wassermangel und unzureichender Ernährung zugrunde gegangen sein.

Die Theorie von Gillespie hört sich schlüssig an. Bisher ist es ihm trotz aller Anstrengungen aber nicht gelungen, einen Beweis für seine Annahmen zu liefern. Trotz aller Suchen konnten weder das Wrack der Maschine noch die Überreste der Besatzung gefunden werden. Sollte die Eelctra länger am Strand gelegen haben, müssten die Überlebenden auch die Chance gehabt haben, Vorräte und Ausrüstungsgegenstände, die das Überleben sichern, an Land zu bringen. Doch es sind keine Dosen, Messer oder andere Gegenstände, die aus der Electra stammten, aufgetaucht.

Eahrhardt 22.31

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