Auf der International Supercomputing Conference in Frankfurt geht es ab dem kommenden Montag wieder um «Petaflops» und die schnellsten Rechenanlagen der Welt. Doch in diesem Jahr rückt auch das Potenzial künstlicher Intelligenz in den Fokus.
In seiner Eröffnungsrede wird Andrew Ng, Chef-Wissenschaftler der chinesischen Suchmaschine Baidu erläutern, wie künstliche Intelligenz gerade dabei ist, die gesamte Welt der Technologie umzukrempeln. Mehr als 3000 Teilnehmer aus über 46 Ländern werden zur 31. Konferenz erwartet – das wäre laut Veranstalter ein historischer Rekord.
Von der einfachen Web-Suche bis hin zu autonom fahrenden Autos – selbstlernende Algorithmen sind laut Ng dafür der Motor. Erst mit ihnen lassen sich Muster in immer größeren Datenbergen erkennen. Der unstillbare Hunger nach Datenauswertung treibe wiederum die Entwicklung vom einfachen Mikroprozessor über Cloud-Computing und Grafik-Chips bis hin zu High-Performance-Supercomputern.
Auf dem Programm der Konferenz stehen denn auch Themen wie die Auswertung von Big Data für den Verkehr vernetzter Fahrzeuge, der Einsatz von High-Performance-Computern in der Robotik und im Internet der Dinge, computergestützte Biologie sowie fortschrittliche Möglichkeiten der Unwetter- und Katastrophenvorhersage.
«Wir befinden uns am Beginn eines neuen Zeitalters», sagte Alessandro Curioni, Direktor des Forschungszentrums von IBM in Zürich. Allein in den vergangenen zwei Jahren sei ein Datenberg entstanden, der so groß sei wie alle Daten zusammen, die jemals zuvor in diesem Universum angefallen seien. Nun gehe es darum, diese Daten intelligent zu nutzen, um bessere Entscheidungen zu treffen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. «Sonst geht wertvolles Wissen verloren.» Neue leistungsfähigere Computersysteme seien dafür die Grundvoraussetzung.
«Bis 2020 werden rund 93 Prozent aller anfallenden Daten unstrukturiert sein», sagt Curioni. Dazu gehörten neben Videos oder Bildern auch Text und natürliche Sprache. Auf dem ISC werde IBM zeigen, «dass Computer jetzt auch komplexe Sätze verstehen können – und das in sehr kurzer Zeit».
Bei IBM soll dafür «Watson» das Rückgrat bilden. Künstliche Intelligenz (cognitive computing) sei für IBM seit vielen Jahren eine Hauptdisziplin. 2011 hatte das Unternehmen in der Quizsendung Jeopardy demonstriert, wie «Watson» die natürliche gesprochene Sprache verstehen kann. Damals trat die Technologie in der amerikanischen TV-Sendung gegen zwei menschliche Teilnehmer an und gewann.
«Watson» könne mit Menschen in natürlicher Sprache interagieren, Daten extrahieren und verstehen sowie in einem definierten Kontext selbstständig lernen. Inzwischen zeigt auch der kleine Roboter «Pepper» mit IBM-Technologie, wie künstliche Intelligenz den Schritt in den Alltag der Menschen macht. Der Roboter der französischen Firma Aldebaran entschlüsselt mit Hilfe von Gesichtserkennung die Emotionen seines Gegenübers. Sein kleiner Bruder «Neo» arbeitet bei der Hotelkette Hilton und hilft bei der Betreuung der Gäste aus.
Bereits am Sonntag werden Wissenschaftler aus aller Welt nach Frankfurt am Main kommen, am Montag wird die Konferenz offiziell eröffnet. Dann soll auch wieder die aktuelle Liste der 500 schnellsten Supercomputer der Welt präsentiert werden. Sie wird alle sechs Monate im Rahmen der ISC herausgegeben und geht auf die Initiative des 2014 verstorbenen Mannheimer Informatikers Hans Werner Meuer zurück.
Mit weitem Abstand führte die Liste zuletzt zum sechsten Mal in Folge die Rechenanlage «Tianhe-2» in Guangzhou in China an. Die «Milchstraße», wie sie übersetzt heißt, wird dort an der Universität für Verteidigungstechnologie eingesetzt. Sie kommt auf eine Spitzenleistung von 33,86 Petaflops (Billiarden von Kalkulationen in der Sekunde). Aus Deutschland schaffte es zuletzt «Hazel Hen» am Höchstleistungsrechenzentrum HLRS bei Stuttgart unter die Top Ten.